Das Abitur an der Olzeborchgemeinschaftsschule in Henstedt-Ulzburg ist heftig umstritten

Henstedt-Ulzburg. Die Schaffung von gymnasialen Oberstufen an Gemeinschaftsschulen, um den Schülern dort das Erreichen des Abiturs zu ermöglichen, ist umstritten. In Norderstedt haben sich die Schulleiter der Gymnasien gerade gegen entsprechende Pläne ausgesprochen, in Kaltenkirchen wurde im Frühjahr eine Oberstufe von der Politik abgelehnt. Henstedt-Ulzburg steht auf dem Prüfstand: Nach dem Willen der SPD soll die Olzeborchgemeinschaftsschule eine Oberstufe bekommen. Die Schulleitung steht hinter diesem Antrag, in der politischen Landschaft herrscht Uneinigkeit. Vor einem Jahr war ein ähnlicher SPD-Antrag abgelehnt worden.

Der schulpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Christian Schäfer, erklärte den erneuten Vorstoß mit der Tatsache, dass in der Schullandschaft Henstedt-Ulzburgs derzeit nicht die Möglichkeit bestehe, das Abitur nach neun Jahren zu erlangen. Zudem werde den unterschiedlichen Entwicklungswegen von Schülern nicht Rechnung getragen, die auf einer Gemeinschaftsschule mit gymnasialer Oberstufe eine höhere Wahrscheinlichkeit hätten, das Abitur zu erreichen. „Das ist einer Gemeinde mit 28.000 Einwohnern unwürdig“, sagt der SPD-Politiker.

Er verweist auch darauf, dass in Kaltenkirchen eine Kooperation der Gemeinschaftsschulen mit dem dortigen Gymnasium beschlossen worden ist – ein Weg, der den beiden Henstedt-Ulzburger Gemeinschaftsschulen auch offen stehe, aber nicht das grundsätzliche Problem löse.

In Norderstedt wollen die Leiter der vier Gymnasien eine Stärkung ihrer Schulen und keine gymnasialen Oberstufen an Gemeinschaftsschulen. Sie weisen darauf hin, dass die Schulartenempfehlungen in Schleswig-Holstein von diesem Schuljahr an abgeschafft werden und es deshalb zu einem stärkeren Ansturm auf die Gymnasien kommen werde. In Henstedt-Ulzburg gibt es keine Stellungnahme des Alstergymnasiums, aber die Gemeindeverwaltung hat sich klar positioniert: Sie empfiehlt den Politikern, keine Oberstufe an der Olzeborchschule einzurichten, weil sie eine Schwächung des Alstergymnasiums befürchtet. Es könnten spezielle Profile verloren gehen, wenn zwei kleine Oberstufen vorhanden wären. Der Schulentwicklungsplan geht von 130 bis 140 Schülern an der fünfzügigen Oberstufe des Alstergymnasiums aus. „Die Gemeinde ist skeptisch, ob eine zweite Oberstufe von Vorteil wäre“, sagt der stellvertretende Fachbereichsleiter Lars Möller. Nicht unerwähnt lässt die Gemeinde auch die hohen Baukosten, die im Falle einer positiven Entscheidung des SPD-Antrages zu leisten wären. 50 Schüler müssen eine gymnasiale Oberstufe an der Olzeborchschule auf Dauer besuchen, damit sich die Einrichtung trägt.

„Die SPD hat keinesfalls die Absicht, das Gymnasium zu schwächen“, stellt deren Fraktionsvorsitzender Horst Ostwald fest. Er hält eine Ergänzung des Profilangebotes für nötig, keinesfalls aber werde eine Konkurrenzsituation entstehen. Vielmehr gehe die SPD-Fraktion davon aus, dass die Einrichtung einer gymnasialen Oberstufe zu einer Stärkung des Schulstandortes führen werde, da höhere Anmeldezahlen zu erreichen seien.

Christian Schäfer macht deutlich, dass diese Einschätzung von der Schulleitung geteilt wird. Über einen Kooperationsvertrag zwischen der Olzeborchschule und der Gesamtschule Rhen sowie über mögliche weitere Kooperationsverträge mit Gemeinschaftsschulen aus dem Umland könne eine mehrzügige Oberstufe zum Vorteil beider ortsansässigen Gemeinschaftsschulen langfristig gesichert werden. Der Kinder- und Jugendausschuss berät am Montag, 8. September, über den Antrag der SPD.

In der politischen Landschaft gehen die Meinungen auseinander, aber derzeit zeichnet sich ein Trend gegen den Antrag ab. Bisher hat sich nur die WHU positiv geäußert. „Auch wir sind der Ansicht, das Gymnasium sollte nicht alleine zum Abitur führen, aber es hängt vieles von der Schulentwicklungsplanung ab.“

Alle anderen Fraktionen im Gemeinderat sind – zumindest zum jetzigen Zeitpunkt – gegen die Einführung der Oberstufe. „Es würde zu Umverteilungskämpfen kommen“, sagt CDU-Vorsitzender Michael Meschede. „Wir wollen lieber das Alstergymnasium gut ausstatten.“ Tile Abel von der BfB weist auf das gute Angebot der Norderstedter Moorbekschule hin – und er weiß, wovon er spricht: Einige seiner acht Kinder haben dort ihr Abitur gemacht. FDP-Fraktionschef Klaus-Peter Eberhard befürchtet eine Verwässerung der Leistungsfähigkeit des Alstergymnasiums.