Sechs Rohlstorfer Feuerwehrmänner liegen noch in der Klinik. Ursache für Explosion des Gasautos nach wie vor unklar

Rohlstorf. Der Baum an der Kreisstraße 56, der am 15. August, 8.30 Uhr, einem Autofahrer zum Verhängnis wurde, hat etliche Schrammen abbekommen. Unten am Fuß stehen zwei rote Windlichter. Jemand hat ein paar rote Rosen und eine Sonnenblume ins Gras gelegt. Ringsum überall verbrannte Erde.

Wie es zu der Katastrophe kam, darüber rätseln Polizei und Sachverständige immer noch. Auch das Kraftfahrzeug-Bundesamt hat sich eingeschaltet. Tatsache ist: Der 53 Jahre alte Fahrer, der aus dem Raum Lübeck kommen soll, prallte an jenem Morgen mit seinem mit Autogas betriebenen Ford Focus gegen einen Baum an der Straße zwischen Wardersee und Rohlstorf, ganz in der Nähe von Gut Rohlstorf.

Als die Feuerwehr kam, brannte das Auto lichterloh. Plötzlich eine kurze, heftige Stichflamme, eine Explosion, der Gastank flog 50 Meter weit auf eine Wiese. Der Autofahrer im brennenden Fahrzeug war nicht mehr zu retten.

Sechs Männer der Freiwilligen Feuerwehren von Rohlstorf und der Nachbargemeinde Krems II, die bei ihrem Einsatz zum Teil schwere Gesichtsverletzungen erlitten, liegen immer noch in verschiedenen Krankenhäusern – in Lübeck, St. Georg und Boberg, darunter der Wehrführer und sein Stellvertreter.

Markus Döring und seine Feuerwehrkameraden Frank Nieter und Enrico Bluhm haben in Absprache mit ihren verletzten Wehrführern die kommissarische Leitung der insgesamt 32 Männer starken Feuerwehr-Ortsgruppe Rohlstorf übernommen. Einsätze können sie allerdings nicht übernehmen, weil das vier Jahre alte Löschfahrzeug stark beschädigt wurde. „Wenn unsere Chefs wieder gesund sind, treten sie wieder an unsere Stelle“, verspricht Markus Döring.

Das könnte Wochen oder sogar Monate dauern. Wehrführer Volker Schacht aus dem Nachbarort Krems II überbrachte bei einer Einsatzbesprechung eine schlechte Nachricht: „Einer meiner Kameraden, Landwirt von Beruf, fällt lange aus. Er darf, sagen die Ärzte, ein halbes Jahr lang nicht mit Hitze oder Staub in Berührung kommen. Wer erntet das Getreide, wer sät den Raps aus? Seine Eltern sind 80 Jahre alt. Ich war bei meinen Besuchen im Krankenhaus schockiert, als ich die Verbrennungen in den Gesichtern und an den Händen sah.“

Einsatzkräfte, die zum Löschen nahe an das Fahrzeug heran mussten, erlitten keine Verbrennungen, denn sie trugen außer ihren Schutzanzügen auch Atemschutzmasken und Flammschutzhauben. Verbrennungen erlitten jene Feuerwehrmänner, die ein paar Meter entfernt standen, keine Masken und Hauben trugen und von der Stichflamme, die eine Hitzeentwicklung von bis zu 2000 Grad hat, getroffen wurden.

Die Hilfsbereitschaft ist groß. Viele Bürger der 1200 Einwohner-Gemeinde Rohlsdorf fragen, was sie für die Angehörigen tun können. Die Wehrführung hat, wie berichtet, ein Spendenkonto eingerichtet (Sparkasse Südholstein, Konto 510486111, BLZ 23051030,, Stichwort „Einsatz Rohlstorf 15. 8. 14“. „Das Geld soll helfen, finanzielle Engpässe zu überwinden“, sagt Rohlstorfs Bürgermeister Dirk Johannsen („Ich bin tief betroffen“), selber Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr.

Diskutiert wird nun, ob gasbetriebene Autos gekennzeichnet werden müssen

Jeden Tag erhalten die verletzten Kameraden Besuch – auch von den vier Feuerwehrmännern, die inzwischen aus den Krankenhäusern nach Hause entlassen wurden. „Ich habe in den vergangenen zehn Tagen mit dem Auto schon mehr als 1000 Kilometer zurückgelegt“, sagt Markus Döring. „Wir haben den Jungs im Krankenhaus gesagt: Macht euch keine Gedanken, wir machen das schon.“ Regelmäßige Fahrgemeinschaften haben sich entwickelt.

Unterstützung kommt vom Kreisfeuerwehrverband. Holger Gebauer aus Kaltenkirchen, Stellvertretender Vorsitzender und seit 37 Jahren Feuerwehrmann, sagt: „Wir werden tun, was möglich ist. Nach diesem Präzedenzfall, den es so auf deutschen Straßen noch nicht gegeben hat, wird sicherlich darüber zu reden sein, welche Änderungen es bei ähnlichen Einsätzen geben sollte.“ Die Frage, ob gasbetriebene Fahrzeuge künftig durch Plaketten gekennzeichnet werden sollten, steht im Raum.

„Das Zusammengehörigkeitsgefühl ist groß, es wird auch nicht abebben“, versichert Frank Nieter. „Wenn ich den verletzten Kameraden in die Augen schaue, dann weiß ich: Die Feuerwehr lebt.“