Betreiber des Schlachthofes in Bad Bramstedt macht Neubau von Rahmenbedingungen abhängig

Bad Bramstedt. Der Betreiber des Schlachthofes in Bad Bramstedt macht Druck auf die schleswig-holsteinische Landesregierung. In einem Interview mit NDR 1 Welle Nord kündigte der Direktor des Vion-Konzerns an, die geplanten Investitionen in den Neubau eines Schlachthofes noch einmal überdenken zu wollen: „Wir haben dem Ministerpräsidenten gesagt, dass wir in den kommenden fünf Jahren investieren wollten, es bei den derzeitigen Rahmenbedingungen aber nicht tun werden“, so Vion-Direktor Heinz Schweer. Stattdessen investiere man erst einmal in Bayern. Schweer bestritt zudem, dass im Schlachthof etwas schiefgelaufen sei.

Ende Februar hatte das Ministerium den Vion-Schlachthof in Bad Bramstedt sperren lassen, weil bei einer Razzia erhebliche Tierschutz- und Hygienemängel festgestellt worden waren. Unter anderem stellten Einsatzkräfte damals 74 Rinderköpfe sicher, die mehrere oder keinen Bolzenschuss hatten. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft in dem Fall dauern noch an. Seit dem 31.März werden in Bad Bramstedt aber wieder Rinder geschlachtet. Der Betrieb arbeitet derzeit die rund 40 Forderungen des Ministeriums ab.

Auf Nachfrage des Hamburger Abendblatts erklärte ein Sprecher, dass Schweer lediglich den bereits bekannten Sachstand wiedergegeben habe. „Wenn die Rahmenbedingungen stimmen, wird investiert.“ Zurzeit fänden konstruktive Gespräche mit der Landesregierung statt.

Landwirtschaftsminister Robert Habeck reagierte mit deutlichen Worten auf den Warnschuss von Vion. „Wir wollen und brauchen Schlachtkapazitäten in Schleswig-Holstein. Bei Tierschutz und Lebensmittelproduktion müssen aber selbstverständlich Recht und Gesetz eingehalten werden – das wird in Bayern auch nicht anders sein. Hier kann es keinen Rabatt geben“, so Habeck. Ein neuer moderner Schlachthof in Schleswig-Holstein sei begrüßenswert. Vion habe sich zu einem Standpunkt im Norden bekannt, die Investition in Bayern sei nichts Neues.

Schon seit geraumer Zeit sucht Vion nach einem passenden Ort für einen neuen Schlachthof in Schleswig-Holstein. Der Betrieb in Bad Bramstedt gilt als veraltet. Bürgermeister Hans-Jürgen Kütbach hat dennoch Hoffnung, dass Vion in Bad Bramstedt und nicht an einem anderen Standort baut. „Schließlich besitzt Vion bei uns im Gewerbegebiet bereits Land“, so Kütbach.

Durch die fünfwöchige Schließung ist Vion nach eigenen Angaben ein Schaden in Millionenhöhe entstanden, gleichzeitig ist der Betrieb für Bad Bramstedt wichtig. Falls Vion tatsächlich in ein paar Jahren nicht mehr in Bad Bramstedt schlachtet, würde das nicht nur rund 390 Arbeitsplätze kosten und den Wegfall eines bedeutenden Teils der Gewerbesteuern bedeuten, sondern auch das stadteigene Klärwerk in Bedrängnis bringen. Für die Bürger würden die Abwasserkosten dann deutlich steigen.