Vorhang auf für die ersten „SE Kultur-Tage“ mit 79 Veranstaltungen an 26 Orten im Kreis. Start ist am 14. September

Kreis Segeberg. „Reisende, meidet Bayern!“ Schrieb schon Kurt Tucholsky. Der Mann ist heute noch aktuell. Meint jedenfalls Franz Thönnes. Und der muss es als SPD-Bundestagsabgeordneter schließlich wissen. Thönnes liest Tucholsky, und das Bela-Meinberg-Trio spielt den Jazz dazu. Am Mittwoch, 1. Oktober, im Kaltenkirchener Bürgerhaus. Eintritt frei.

Der satirische Thönnes-Tucho-Jazz-Abend ist eine von 79 Veranstaltungen, die vom 14. September bis 5.Oktober an 26 Orten im Kreis Segeberg stattfinden, unter anderem in Alveslohe und Boostedt, Föhrden-Barl und Sarau, Heidmühlen und Kayhude, Kisdorf, Kaltenkirchen, Henstedt-Ulzburg, Norderstedt und Bad Segeberg.

Ausstellungen und Konzerte, Ausflüge und Schreibwerkstätten, Happenings, Lesungen und Vorträge hat der Segeberger Verein für Jugend- und Kulturarbeit für die ersten „SE Kultur-Tage“, die Segeberger Kulturtage, gebündelt, und der Kreistag gibt für dieses dicht gewebte Angebot 65.000 Euro dazu, schließlich haben die Politiker den Verein mit der Umsetzung der „SE Kultur-Tage“ beauftragt.

„Wir sind positiv überrascht, dass das Angebot kreisdeckend ist, und dass so viele unterschiedliche Künstlerinnen und Künstler, Kommunen, Kirchen, Vereine, Gasthöfe und Institutionen wie die Volkshochschule und die Feuerwehr mitmachen“, sagt Hans-Jürgen Kütbach, Vorsitzender des Vereins für Jugend- und Kultur-Arbeit und Bürgermeister von Bad Bramstedt.

„Zuerst hat das Motto „Expedition“, das wir diesen ersten Segeberger Kulturtagen gegeben haben, für Irritation gesorgt, dann aber viel Kreatives hervorgerufen“, sagt Christine Braun, Geschäftsführerin des Vereins. Braun, die auch federführend beim Landeswettbewerb „Jugend musiziert“ mitwirkt, spielt auf Veranstaltungstitel wie „Und vergiss nicht, die Blockflöte in den Rucksack zu packen“, 16., 23. und 30. September in Weddelbrook, oder „Der taufrische Eindruck vom Nordpol“, Vortrag für Jugendliche und Erwachsene am 18. September im Stadtmuseum Norderstedt an. Als Schirmherr gewann das Team gemäß dem Kulturtage-Titel „Expedition“ den Expeditionsleiter Arved Fuchs aus Bad Bramstedt.

„Das Motto steht für das, was ich mache, nämlich expedieren, hinausgehen in die Welt, sich die Neugierde bewahren, aufbrechen zu neuen Regionen“, sagt Arved Fuchs. Alle, die mitmachen, sollten auf Expedition gehen, Neues entdecken, Ungewohntes wagen, singen, Theater spielen, musizieren, Filme drehen, vortragen, texten. „Unser Motto auf Expedition ist Together we can do it, und wir arbeiten zielorientiert, gleichwohl jeder seine Persönlichkeit einbringt“, sagt Fuchs.

„Schon die ersten Kulturtage zeigen, wie viele kulturelle Schätze wir im Kreis haben“, sagt Braun und freut sich trotz der Kürze der Planungszeit über eine „große Anmeldeflut mit vielen Ideen“. Braun und Kütbach erwarten, dass für die zweiten Kulturtage noch mehr Künstler auf den Kunstzug durch den Kreis aufspringen. „Wir wollen die Kulturtage jährlich veranstalten und haben für 2015 bereits die Zeit vom 13. September bis 4. Oktober 2015 festgelegt“, sagt Kütbach und verweist darauf, dass die Kulturtage den Begriff Kultur weit fassen. So gehören auch die Vorträge „Rechnen ohne Computer in früheren Jahrhunderten“ von Jürgen Kühl am 23. September in der Galerie Sarafand in Henstedt-Ulzburg und „Expedition in die Tiefe – ohne Taucher geht es nicht“ am Freitag, 26. September, im Sportlerheim Westerrade oder auch „Wasser marsch. Historische Löschmethoden für feurige Kids“ am 28. September im Norderstedter Feuerwehrmuseum Schleswig-Holstein dazu.

Diese Mitmach-Veranstaltung für Kinder ist zwar eine Dauereinrichtung, aber wie das Museum, so koppeln sich viele Vereine und Institutionen mit Veranstaltungen, die ohnehin stattgefunden hätten, an die Kulturtage, darunter die 22. Jahresschau „Diesseits und Jenseits des Regenbogens“ des Segeberger Kunstvereins Auge in der Villa Flath oder der Tag des offenen Denkmals in der Wassermühle Klein Rönnau am 14. September. „Wir haben durch das Projekt auch Verknüpfungen und Netzwerke hergestellt, die wir ausbauen wollen“, sagt Braun, die umso mehr von der Flut der Angebote begeistert ist, als sich jede Veranstaltung selbst tragen muss.

„Vom Kreis gibt es für die einzelnen Veranstaltungen keinen Cent dazu, alle Veranstalter müssen Räume und Honorare selbst finanzieren, beispielsweise aus dem Eintrittsgeld“, sagt der stellvertretende Kreispräsident Peter Säker aus Norderstedt. Mit dem Geld aus der Kreiskasse finanzieren die Kulturtage Werbung, Organisation und ein stattliches, fast 100-seitiges DIN-A4-Programmheft.

Das Gute: Der Eintritt ist wie zu Thönnes’ Tucho-Abend meistens frei. Das Teuerste ist das Krimi-Dinner am 21. September im Gasthof Alter Heidkrug in Kayhude für 49,90 Euro. Workshops und Kurse kosten zwischen 24 und 45 Euro, einige Vorträge zwischen fünf und zehn Euro Eintritt, einige Konzerte zwischen fünf und 20 Euro.

Im Programmheft zeigt eine Übersichtskarte die Veranstaltungsdichte im Kreis, und die konzentriert sich nicht nur am Hamburger Rand mit Norderstedt, Henstedt-Ulzburg, Kisdorf, Kaltenkirchen und Kayhude, sondern macht auch mit Dörfern wie Groß Kummerfeld, Hornsdorf und Negernbötel bekannt.

Das Heft ist chronologisch aufgebaut, eine Veranstaltungsübersicht gibt einen schnellen Einblick. Wert legte das Organisationsteam mit Braun und Kütbach auch auf die Kennzeichnung, ob Veranstaltungsorte barrierefrei sind.

Eröffnet werden die „SE Kultur-Tage“ am Sonntag, 14. September, 11 Uhr, im historischen Gasthof Klint, Am Klint 38, in Heidmühlen. Der Gasthof kann als einziger in Schleswig-Holstein einen denkmalgeschützten Saal mit Bühnenmalerei von 1910 zeigen. Kreispräsident Winfried Zylka eröffnet die Kulturtage. Mit einer Messe und einer Bühnen-Revue zeigen die mehr als 70 Künstlerinnen und Künstler einen Querschnitt dessen, was den Kreis während der Kulturtage bis 4. Oktober erwartet. Das Abschlussfest steigt am Sonnabend, 4. Oktober, 15 bis 17 Uhr im Atelier am See in Weddelbrook. Wer jetzt schon Ideen für die „SE Kultur-Tage 2015“ hat, meldet sich unter 04551/959170, unter info@SE-Kultur.de oder über www.SE-Kultur.de.