Eine Glosse von Andreas Burgmayer

Ich spüre sie im Nacken. Ihre Hacken klackern. Tack, Tack, Tack, Tack, in unermüdlich hoher Frequenz. Ich reiße mich zusammen, finde ein paar Körnchen und halte den Abstand. Doch nach 20 Metern muss ich abreißen lassen. Tack, Tack, Tack zieht sie vorbei mit ihren klackernden Stiefeletten, den Blick starr auf das Trottoir gerichtet, mich und die Welt ignorierend. Wieder mal vernichtend geschlagen auf dem Weg zur U-Bahn.

Ich gehe gar nicht mal so langsam. Entspannt, aber konsequent auf Kurs, so würde ich das beschreiben. Meine Beine sind nicht stummelig kurz, eher Durchschnitt, daran liegt es nicht. Trotzdem werde ich laufend, äh, gehend überholt, ständig, immer, überall. Warum gehen die Menschen nur so schnell?

Verfolgt wurden wir nicht. Keine ISIS-Terroristen oder pro-russische Milizen zu sehen. Auch keine penetranten Bettler oder Unterschriftensammler. Dringende Termine? Die haben wir doch alle. Ich weigere mich zu glauben, dass alle ständig lebenswichtige Termine haben und deswegen den Stechschritt auspacken.

Ich erreiche die U-Bahn. Und da, am Kiosk, da steht die High-Speed-Geherin, liest Abendblatt und trinkt in Ruhe ein Käffchen. Hat also doch Zeit, die Dame. Aber mich durch den Morgen hetzen – schönen Dank.

Ich beherrsche mich und bitte sie nicht, zukünftig wenigstens geräuscharme Gesundheitsschuhe zu tragen, damit ich das Geklackere nicht hören muss, und steige in die U-Bahn, die sich anfühlt wie ein Besenwagen.