Interview mit Wigbert Freund von PRD Energy. Das kanadische Unternehmen will in der Region nach Erdöl bohren

Kreis Segeberg. Der Versuch der PRD Energy GmbH, Ölfelder bei Bad Bramstedt zu reaktivieren, sorgt in den Kreisen Segeberg und Pinneberg für Proteste bei Bürgern und Kommunen. Im Interview erklärt Projektleiter Wigbert Freund, 33, was PRD Energy plant und warum nach Öl gebohrt werden soll.

Hamburger Abendblatt

Herr Freund, die Bundesregierung plant die Energiewende. Für viele Bürger in der Region stellt sich die Frage, warum PRD Energy in Schleswig-Holstein nach fossilen Rohstoffen suchen will?

Wigbert Freund:

In Deutschland ist seit mehr als 100 Jahren nach Erdöl gesucht worden, vor allem in Schleswig-Holstein und Niedersachsen. Es gab in dieser Zeit etwa 30.000 Bohrungen in Norddeutschland. Beide Ölfelder, die sich im Erlaubnisfeld Bramstedt befinden, wurden seit den 50er-Jahren genutzt. Bramstedt war bis 1987 aktiv, Boostedt-Plön bis 1998. Der Großteil des heimischen Erdöls kommt aus Schleswig-Holstein. Es handelt sich dabei immer noch um einen wichtigen Industrierohstoff. Erdöl wird vor allem als Energieträger gesehen, es hat aber eine viel weitreichendere Bedeutung für das alltägliche Leben. Etwa für die Produktion von Kunststoffen und Arzneimitteln. Und auch für die Herstellung von Windkraftanlagen ist Erdöl notwendig. Es gibt viele Gründe, Erdöl zu fördern.

Bürger und Kommunen fürchten, dass in ihrem Umfeld gefrackt werden könnte, eine Fördertechnik die vom Bundesumweltamt als gefährlich eingestuft wird. Wollen Sie diese Technik in Schleswig-Holstein anwenden?

Freund:

Bei PRD Energy gibt es keine Pläne, die Fracking-Technologie in Schleswig-Holstein anzuwenden. Wir setzen eher auf die Horizontalbohrtechnik, die ein eher neues Verfahren ist. Dabei werden die Reservoire nicht mehr vertikal durchbohrt, sondern Bohrungen abgelenkt, sodass man sich in der Lagerstätte mit dem Bohrloch bewegen kann. So wird eine viel größere Fläche des Gesteins aufgeschlossen und die Lagerstätte viel besser entölt. Deswegen ist Fracking nicht notwendig und auch nicht geplant.

Wie sieht das genaue Vorgehen aus?

Freund:

Das kann man nicht konkret sagen. Die Diskussion kocht in den Landkreisen derzeit hoch, als wenn wir bereits mit konkreten Projekten vor der Tür stehen würden. Dem ist nicht so. Wir haben nur die Erlaubnis bekommen, in dem Gebiet Bramstedt Aufsuchungsmaßnahmen durchzuführen. Und diese wären alle separat genehmigungspflichtig.

Sie können also nicht einfach bohren, wo es ihnen passt?

Freund:

Richtig. Jeder Bohrpunkt, der für uns später infrage käme, muss extra genehmigt werden. Bis es zu einer Probebohrung kommt, werden somit einige Jahre vergehen. Wir brauchen etwa zwei Jahre, um die bestehenden Altdaten zu erwerben, zu sichten und zu analysieren. Dann wissen wir erst, ob es sich lohnt, dort zu bohren. Es kann sein, dass eine ebenfalls genehmigungspflichtige seismische Messung notwendig wird, um den Untergrund besser abbilden zu können, damit sauber und sicher gebohrt werden kann. Das würde dann nochmals zwei Jahre dauern. Wir werden also mit Sicherheit bis zum Ende der Lizenzzeit von fünf Jahren brauchen, bevor es überhaupt zu einer Probebohrung kommt.

Ab welcher Fördermenge würde sich eine Reaktivierung eines Ölfeldes eigentlich lohnen?

Freund:

Das ist schwer zu sagen, wir stehen noch am Anfang des Prozesses. Einen Richtwert für so etwas gibt es nicht. Vielleicht so viel: Die Felder wurden aufgegeben, als der Ölpreis bei etwa 20Dollar pro Barrel lag. Heutzutage liegt er bei mehr als 100 Dollar. Daher könnte sich eine Reaktivierung von kleinen Ölfeldern wie bei Bramstedt wieder lohnen. Genau lässt sich das zum jetzigen Zeitpunkt aber nicht sagen.

Kommunen kritisieren, dass sie keine Informationen zu dem Vorhaben erhalten haben. Was ist falsch gelaufen?

Freund:

Aus unserer Sicht ist nichts falsch gelaufen. Wir haben einen Antrag an das Bergamt gestellt und das wird die Kommunen zum gegebenen Zeitpunkt informieren. Wir sind noch nicht an die Öffentlichkeit rausgegangen, weil wir gar kein konkretes Projekt haben. Wir haben somit keinen Anlass für eine Öffentlichkeitsbeteiligung gesehen. Nun sehen wir aber, wie intensiv das Thema diskutiert wird. Das hat uns gezeigt, dass wir umdenken müssen. Wir werden also frühzeitiger informieren, selbst wenn noch keine konkreten Projekte geplant sind.

Bürgerinitiativen glauben, dass PRD Energy mögliche Gefahren bei Erdbohrungen wie Bodeninstabilität und zerstörte Naturräume nicht ernst nimmt...

Freund:

Die Diskussion nehmen wir wahr und auch ernst. Wir wollen als PRD Energy keine Schäden hinterlassen, denn wir wären verpflichtet, diese Schäden auch wieder zu beseitigen. Das kann enorme finanzielle Kosten mit sich bringen. Wenn wir etwas planen, müssen wir Anträge, etwa beim Wasseramt, einreichen. Das wird gefordert, damit die Risiken minimiert werden. In Deutschland ist dieser Bereich genau geregelt, und das ist auch gut so. Bei Erdölbohrungen sind in Deutschland bislang keine größeren Schäden aufgetreten. Das System funktioniert also.

Wie kann sichergestellt werden, dass vorhandene Bohrlöcher nicht aufreißen, wenn neue gebohrt werden und dass der Grundwasserspiegel nicht absackt?

Freund:

Wenn wir bohren würden, würden wir die alten Bohrlöcher gar nicht benutzen. Im Normalfall bohren wir neu, sodass eine Beeinträchtigung der alten Bohrlöcher nicht auftreten wird. Bei den neuen Bohrlöchern wird auch so gearbeitet, dass die Grundwasserschichten von dem Bohrloch getrennt werden, mit Verrohrung und Zementierungen, sodass kein Kontakt des Bohrlochs mit dem Grundwasser erfolgen kann. Ein Absinken des Grundwassers ist damit nicht zu erwarten.

Plant PRD Energy nun Informationsveranstaltungen?

Freund:

Ja, wir werden mit den Landkreisen die Gespräche suchen. Da wir noch ganz am Anfang stehen, liegt noch nicht viel Information vor. Diese möchten wir aber gerne an die Bürger geben, auch über die Medien. Das Thema ist hochgekocht. Aus unserer Sicht unnötig. Wir haben uns gewundert, dass es Veranstaltungen über die Pläne von PRD Energy gab, ohne dass wir dazu eingeladen wurden oder unsere Meinung dazu gefragt war. Das war unglücklich. Daher wollen wir das Vorhaben auch von unserer Seite jetzt beleuchten und die Diskussion wieder auf eine sachliche Ebene bringen.

Mehrere Gemeinden in den Kreisen Segeberg und Pinneberg haben Widerspruch gegen die Erkundungserlaubnis eingereicht. Wie gehen Sie damit um?

Freund

Wir sind optimistisch und hoffen, dass wir die Bedenken zerstreuen können.