In unserer Serie stellen wir den Reiterhof Dalarna in Kattendorf vor. Dessen zentrales Anliegen ist das soziale Lernen durch den Umgang mit Pferden

Der Name passt irgendwie nicht zu Kattendorf. Das ist der erste Gedanke, der einem in den Sinn kommt, wenn von Dalarna die Rede ist. Dalarna – das ist eine historische Provinz im Herzen von Schweden, sanfte Hügel, Wälder, Seen. Erst beim zweiten Hinsehen ist zu erkennen, dass eine gewisse Ähnlichkeit nicht von der Hand zu weisen ist: Sanfte Hügel, Wälder, allerdings keine Seen. Und Pferde. In Kattendorf wie in Dalarna. So betrachtet ist der Name Dalarna für einen Reiterhof in Kattendorf doch gar nicht so abwegig wie zunächst gedacht.

Dieser Reiterhof ist so ungewöhnlich und in dieser Gegend einzigartig wie der Name. Hier wird nicht einfach nur geritten, das soziale Lernen durch den Umgang mit Pferden ist das zentrale Anliegen. „Wir begegnen unseren artgerecht gehaltenen Pferden auf Augenhöhe“, sagt Maj Anna Kluth, die auf diesem Pferdehof im wahrsten Sinne des Wortes „Mädchen für alles“ ist: Sie ist im Büro tätig, macht die Öffentlichkeitsarbeit, ist Übungsleiterin und Therapeutin. Gelernt hat sie den Beruf der Erzieherin, den Hof kennt sie schon seit ihrer Kindheit.

Der Hof wurde 1994 gegründet und wird als gemeinnütziger Verein geführt

1994 wurde der Verein Kattendorfer Reiterhof von sieben Personen gegründet, denen die Integration zwischen Reitsport und Reittherapie ein großes Anliegen war. Bis heute wird der Hof von dem gemeinnützigen Verein geführt, die Mitgliederzahl hat sich auf 210 erhöht. Lediglich zwei feste Mitarbeiter wurden bis heute eingestellt. 21 vierbeinige Mitarbeiter, Pferde und Ponys, stehen zur Verfügung – wer auf ihnen reiten will, muss Vereinsmitglied sein. Hauptsächlich Kinder und Jugendliche sind hier anzutreffen, in den letzten Jahren hat sich der Anteil an erwachsenen Reitern allerdings stark vergrößert. „Darunter sind viele Wiedereinsteiger“, sagt Maj Anna Kluth.

Sie reiten auf dem Außengelände oder in der Halle, die gerade von 15 mal 22 Meter auf 22 mal 45 Meter Fläche erweitert worden ist. Seit 2007 wurde dieses Projekt verfolgt, weil aber die Zuschussvergabe sehr schwierig war, verzögerte sich das Vorhaben erheblich.

Mit zunehmendem Alter übernehmen die Kinder verantwortliche Aufgaben

Im Anschluss hatte die Gemeinde Kattendorf zunächst einige Spender nicht akzeptiert, weil die Nähe zum Verein angeblich zu groß gewesen sein soll. Mittlerweile ist dieses Problem allerdings gelöst. Die Gemeindevertreter haben die Spenden akzeptiert, weil die neu gefundenen Unterstützer „unbedenklich“ sind.

Jeder, der Lust und Interesse hat, soll ohne große Beiträge reiten können. Das ist der Ansatz. Wer also kommt, kann einmal in der Woche zwei Stunden auf dem Hof verbringen, wobei eine Stunde für den Reitunterricht vorgesehen ist. Da dem Verein der ganzheitliche Ansatz wichtig ist, gehört die Pferdepflege und Versorgung in dieser Zeit dazu. Zeit mit den Pferden verbringen – das ist ein Grundsatz, an dem auf dem Reiterhof Dalarna festgehalten wird.

Besonders wichtig ist das vertrauensvolle Miteinander und der Aufbau einer Partnerschaft zwischen Mensch und Pferd. Mit zunehmendem Alter und reiterlicher Reife übernehmen die Kinder und Jugendlichen verantwortliche Aufgaben. Außerdem haben sie auch außerhalb der Reitstunden eine Anlaufstelle, um mit Gleichaltrigen und Gleichgesinnten zusammen sein zu können.

Zusätzlich zu dem Reiterbetrieb werden 45 Klienten aus der benachbarten Behindertenhilfe des Rauhen Hauses und der Kaltenkirchener Janusc-Korczak-Schule im Therapeutischen Reiten betreut. Die Arbeit erfolgt in Gruppen oder in Einzelstunden. Die Teilnehmer kommen einmal in der Woche, um hier zu reiten. Der Verein hat das gesamte Gelände vom Rauhen Haus Hamburg gepachtet.

Die Reitstunden sind so begehrt, dass es eine lange Warteliste gibt

Darüber hinaus werden jährlich etwa 140 Therapiestunden für Klienten aus Ferien- und Wochenend-Projekten sowie Klassenfahrten gegeben. Es bestehen weiter Kooperationen mit dem DRK-Wohnheim Kaltenkirchen, dem Diakoniezentrum Hummelsbüttel und den Segeberger Wohn- und Werkstätten. In den Sommerferien gab es das Angebot „Abenteuer Pferd“. Ein Inklusionsprojekt mit einer Abschlussübernachtung.

Für das Therapeutische Reiten und auch für den klassischen Reitunterricht muss der Reiterhof Dalarna keine Werbung machen. Die Reitstunden sind so begehrt, dass es eine lange Warteliste gibt. „Wir bemühen uns, sie abzubauen“, sagt Maj Anna Kluth. Und sie hat berechtigte Hoffnungen, dass es auch klappt: „Durch die neue Halle können wir der Nachfrage gerechter werden.“ Die Klienten werden übrigens in alle Feste und Aktivitäten auf diesem Hof einbezogen. Das Fachpersonal wird nach den Kriterien des Kuratoriums für Therapeutisches Reiten ausgesucht und eingestellt, es muss eine gründliche psychologische und pädagogische Vorbildung haben.

Im Team der Reitlehrerinnen und -therapeutinnen finden sich neben Pädagoginnen und Heilpädagoginnen eine Motologin/Erlebnispädagogin, eine Physiotherapeutin sowie eine Pferdephysiotherapeutin. Daneben gibt es weitere pädagogisch und reitsportlich geschulte Reiterlehrerinnen nach den FN-Richtlinien der Deutschen Reiterlichen Vereinigung.

Am kommenden Montag stellen wir das Gestüt Vierthohen in Weddelbrook vor.