Das Stadtfest heißt jetzt Kulturboulevard. Doch der Name ist den Besuchern egal. Sie wollen feiern, Freunde treffen und ihre Party behalten, wie sie ist

Norderstedt. Der Name war neu, doch das interessierte niemanden. „Hauptsache Stadtfest“, lautete der einhellige Kommentar der Männer und Frauen, die sich bei der 20. Auflage der Partymeile rund ums Norderstedter Rathaus amüsierten. Kulturboulevard heißt das Spektakulum seit diesem Jahr. Die Besucher hatten den neuen Namen zwar wahrgenommen, stand er doch auch groß an der Rückwand der Rathausbühne, doch den meisten war das egal oder sie konnten damit nichts anfangen. „Boulevard ja, aber Kultur? So ganz passend für ein volkstümliches Stadtfest finde ich den Namen nicht“, sagte Peter Arndt, 76.

Sonst war alles wie immer, Wurst vom Schwenkgrill und Bier vom Fass, Mini-Dom auf der Fläche hinter den Stadtwerken mit Karussells und Auto-Scooter und Vereinsmeile. Allerdings klafften in der Reihe der Verkaufsbuden einige Lücken, und auch die Menge der Partyfans hatte im Vergleich zu den Vorjahren an Masse eingebüßt. Das ist sicher auch dem schlechten Wetter geschuldet, immer wieder trieben Regenschauer die Menschen vom Rathausplatz unter die schützenden Dächer der Wurst- und Bierstände oder sorgten dafür, das einige sich erst gar nicht auf den Weg nach Norderstedt-Mitte machten. Dennoch nutzten insgesamt wieder Zehntausende die Chance, sich drei Tage lang zu amüsieren, das Stadtfest ist fest in den Köpfen verankert.

Das beliebte Fest soll ganz behutsam erneuert werden. Das hat Veranstalter Stephan Schächterle, Geschäftsführer der EPM Concept Marktveranstaltungen GmbH, angekündigt. Diesmal war noch nicht viel Neues dabei, wobei der Organisator bei der Vorbereitung auch mit Schwierigkeiten zu kämpfen hatte: „Lange war nicht klar, ob das Fest überhaupt stattfindet, und wenn, auf welcher Fläche“, hatte Schächterle vor dem Stadtfest-Beginn gesagt. Erst hieß es, das Gelände hinter den Stadtwerken soll bebaut werden und stehe nicht mehr zur Verfügung. Doch dann verschob sich der Baubeginn, Schächterle und seinem Team blieb wenig Zeit für die Organisation.

Dennoch hat er den von ihm gewünschten Wechsel im Musikprogramm herbeigeführt. „Auf Heavy Metal und kreischende Gitarren werden wir bewusst verzichten zugunsten von anspruchsvollem Pop, Soul, Swing, Blues und Big-Band-Sound“, sagte der Agentur-Chef, dem es gelungen ist, einen Großen des Musikgeschäftes für Norderstedt zu begeistern: Laith Al-Deen und seine Band waren als Höhepunkt angekündigt und hielten musikalisch, was man von ihnen erwartet hatte. Mit seinen gefühlvollen, rhythmisch aber durchaus akzentuierten Liedern, begeisterte der seit Jahren erfolgreiche Künstler am Sonnabendabend das Publikum.

Der Rathausplatz war gut gefüllt, auch das hat Tradition beim Stadtfest. In den vorderen Reihen sangen die Fans mit, textsicher und ebenfalls mit viel Emotion. Al-Deen mischte seine Hits wie „Bilder von Dir“ und „Dies ist Dein Lied“ mit Stücken von seinem neuen Album, das Ende Oktober auf den Markt kommen soll. Doch der Funke wollte so recht nicht überspringen. So sehr sich der Musiker auch mühte, die Norderstedter blieben ziemlich unterkühlt.

Für das nächste Jahr braucht der Veranstalter in jedem Fall ein neues Konzept, denn dann wird die gerade von Familien mit Kindern geschätzte Karussell-Fläche auf der Wiese hinter den Stadtwerken nicht mehr zur Verfügung stehen. Bedenken sollte er dabei, dass die Norderstedter das Stadtfest im Großen und Ganzen so lieben, wie es ist.