Umlandlust – rund um Hamburg auf Entdeckungstour. Heute: Ein Tag im Erlebniswald Trappenkamp

Der erste Weg der drei Mädchen führt vom Eingang des Erlebniswaldes Trappenkamp zu den Pferden. Bei jedem Besuch. Und in den Sommerferien haben sie auch wochentags Glück, Bambi und Barney von Meiers Ponyranch in Daldorf sind heute für die Kinder da. Lilli, 9, Johanna, 7, und Marie, 5, aus dem nahen Seedorf steigen nacheinander auf und werden von zwei Mädchen im Kreis geführt. Ein schöner Beginn für die drei, der kurz vor Ende ihres Besuchs wiederholt werden soll. Versprochen. Erst mal aber besteigen sie eine Kutsche und fahren über das weitläufige Gelände ganz im Osten des Segeberger Forstes. Das ist praktisch, denn ein Rundgang ist zu Fuß gerade für kurze Beine schwer zu schaffen. Auf der Kutsche geht es über die breiten Wege vorbei am Hundewald, an den Wildschweinen und dem großen Gehege mit Dam- und Rotwild, das sich am heißen Sommertag rar macht und sich im hohen Gras ausruht.

Von der Kutsche ist auch der Team-Tower gut zu sehen. Er bringt Nervenkitzel in den Wald, ist aber für die Mädchen noch nicht geeignet. Schließlich benötigen die meisten Angebote eine Mindestgröße von 1,40 Meter. Besucher des Team-Towers müssen zudem schwindelfrei sein. In der Mitte ragt ein Stamm 30 Meter in die Höhe, es gibt zwei Plattformen und viel zu klettern, wenn Trainer anwesend sind. Erlebniswald-Leiter Stephan Mense hat nur den Schlüssel zur Wendeltreppe, die zur ersten Plattform 13 Meter über dem Boden und zu einem tollen Ausblick über die Baumwipfel führt. Von hier startet auch der Eichhörnchensprung, der in einem kurzen freien Fall abwärts führt und den auch Mense schon ausprobiert hat: „Wenn man sich darauf einlässt, gibt das so einen Adrenalinschub, dass man es gleich noch einmal machen will.“ Das geht aber nicht ohne Jörg Kommritz und sein Trainerteam.

Der Kamin besteht aus einem Gerüst aus Seilen und ist ganz schön wackelig

Mit Kommritz geht es auch durch den Kletterkamin auf die obere Plattform. Das ist auch für Ungeübte möglich, aber geklettert werden muss dennoch. Der Kamin besteht aus einem Gerüst aus Seilen und ist ziemlich wackelig. Auf 26 Metern angekommen, ist in der Ferne der Segeberger Kalkberg gut zu sehen und rundherum immer wieder Wald. Den gibt es von hier oben noch aus einer ganz speziellen Perspektive zu erleben – aus der des Habichts. Die Macher des Team-Towers haben ihre Seilbahn nämlich Habichtflug getauft. Sie führt von 26 Metern Höhe auf einer Strecke von 300 Metern in die Tiefe. „Da mussten wir schon ein paar Versuche machen, bis es ging. Jetzt klappt es und wird gut angenommen“, sagt Kommritz. Gerade die Kinder haben auf der großen neuen Attraktion des Erlebniswaldes ihren Spaß, ergänzt Stephan Mense. „Sie haben weniger Angst als Erwachsene.“

An die Kinder richten sich besonders viele der Angebote des Erlebniswaldes. Holzwerkstatt und Räuberlager sind die Themen in diesem Jahr, Lilli, Johanna und Marie werden sich später am Tag auch mit Hammer, Nagel und Holz beschäftigen. Erst einmal geht es nach ihren ersten Walderlebnissen auf und hinter dem Pferd zum Waldküchenmeister in der Waldhütte. Hier gibt es einfache Gerichte von Pommes mit Ketchup und Mayo, was den Kindern oft reicht, bis hin zu Ofenkartoffel, Pasta oder Schnitzel. Küchenchef Philip Stachura schnürt auf Wunsch und Anmeldung auch Grillpakete zusammen, mit denen auf eigene Faust (und nach vorheriger Anmeldung) in den Grillhütten oder -tonnen gebrutzelt werden kann.

Die Vögel sind manchmal zwei Stunden, manchmal zwei Tage weg

Für Lilli, Johanna und Marie geht es nach Pommes und Eis weiter zur Falknerei. Zweimal am Tag, freitags und sonnabends gar dreimal, führt Dietmar Damm seine Greifvögel vor. Direkt über die Köpfe der Besucher fliegen Falke, Habicht oder Adler dann hinweg – von einem zum anderen Falkner. Am Ende beeindruckt Weißkopfseeadler Yukon mit seiner großen Spannweite, die er zuweilen auch für größere Ausflüge nutzt. „Unsere Vögel entscheiden selbst, wie lange sie fliegen“, sagt Dietmar Damm dem Publikum. Gemeinsam mit Tochter Inka, die zu Anfang eine Eule halten darf, und mit Lisa Medelnik führt er die Vögel vor. Außerhalb der Vorstellungen trainiert er, manchmal tritt er auch im Fernsehen auf. Dass seine Vögel sich auch einmal selbstständig machen, macht ihm keine Angst. „Sie sind schon mal zwei Stunden oder auch zwei Tage weg“, erzählt er. „Wenn sie zu weit weg fliegen, finden sie nicht mehr zurück, aber sie haben eine Klingel und eine Adresstafel. Bisher haben wir alle wiedergefunden.“

Wiederfinden ist auf dem ganzen Gelände des Erlebniswaldes ein gutes Stichwort. Zwar ist es weitläufig, es gibt viel Platz zum Spielen, Eltern könnten ihre Kinder aber guten Gewissens alleine losziehen lassen, sagt Leiter Mense. Denn Autos fahren hier nicht, und auch die Wildschweine im offenen Gehege seien nicht gefährlich, außerdem ist alles gut ausgeschildert. Auch Lilli, Johanna und Marie vergnügen sich auf dem großen Spielplatz rund um das Fort; Cowboy und Indianer spielen auch Mädchen.

Dass in direkter Nachbarschaft auch ein wenig Bildung versteckt ist, haben die Mädchen allerdings noch nicht gesehen. „Wir wollen Bildung mit Spaß verbinden“, beschreibt Mense das Konzept. Mit der Galerie der Bäume des Jahres ist das gelungen. Alle 25 wurden zum Jubiläum in diesem Jahr um das Fort herum gepflanzt. Während die Kinder spielen, können sich die Erwachsenen bei einem Rundgang über die Stiel-Eiche (1989) bis zur Trauben-Eiche (2014) informieren.

Die Leute können etwas lernen und eine entspannte Zeit verbringen

So wie hier auf dem Spielplatz ist es an vielen Orten im Erlebniswald. „Die Leute können etwas lernen und eine entspannte Zeit verbringen“, fasst es Mense zusammen. Auch der Kindergeburtstag ist locker – soweit das bei einem Geburtstag mit neun Jungs möglich ist –, den der neunjährige Jannes aus Gettorf hier feiert. „Die Kinder fühlen sich hier super wohl, sie können toben, schreien und spielen – keiner nörgelt rum“, sagt Mutter Franka Melson. Wenige Meter weiter sitzen Nurdane Santen und Julia Perr. Sie sind mit ihren Kindern aus Neumünster hier und wirken entspannt: „Hier ist alles offen, wir sehen, wie die Kinder spielen und haben alles im Blick“, sagt Santen.

Lilli, Johanna und Marie haben mittlerweile viele Holzstücke mit Hammer und Nagel bearbeitet und werfen noch einen Blick in die Holzspielewelt. Fahrzeuge, Verkleidungen, aber auch kleine Spielhäuser stehen bereit, sodass selbst bei schlechtem Wetter gespielt werden kann. Und das Verkleiden geht auch im warmen Sommer. Nach dem kurzen Ausflug in die Höhle als Fuchs und Dachs ist der Durst groß. Auch daran ist gedacht, direkt neben der Wasserspielwiese auf dem Spielplatz steht ein Zapfhahn mit Trinkwasser vom örtlichen Mineralwasserbrunnen.

Ein paar Meter weiter schaukelt Tim-Lukas aus Fahrenkrug. Vater Nils Grünthal erzählt, dass er, seine Frau und der Junge mit seinen 21 Monaten einmal in der Woche zum Erlebniswald kommen. „Es sind jedes Mal neue Sachen da, und die Erwachsenen können ihren Spieltrieb auch einmal ausleben“, sagt er. Und sie können Tiere anschauen oder Ziegen streicheln. Das tun am Ende ihres Besuchs und nach dem zweiten Ponyritt auch Lilli, Johanna und Marie. Denn im Ziegengehege warten die Tiere auf Besucher und sind ganz schön aufdringlich – auch wenn die drei Mädchen nichts für sie zum Fressen dabei haben.

Und wer noch mehr erleben und ein wenig in die Erdgeschichte eintauchen will, der kann dies im wenige Kilometer entfernten Urzeithof Fehrenbötel tun. Hier kann der Besucher beispielsweise das echte Gebiss eines Mosasaurus aus Marokko anfassen, und auch Mammutknochen und Steinzeitwerkzeuge sind ausgestellt. Nach den spannenden Eindrücken bietet sich zum Abschluss eine Einkehr in der Ricklinger Landbrauerei an. Braumeister Udo Lämmer braut hier unbehandelte, naturtrübe Biere – ohne Zusatzstoffe. Neben verschiedenen Biersorten gibt es deftige Gerichte, nach Anmeldung auch Brauseminare.