Die TAS, das Asyl für Wohnungslose, sucht dringend Ehrenamtliche. Zwei Helfer sprechen über ihre Motivation

Norderstedt. Gleich neben Norderstedts größtem Einkaufszentrum, versteckt hinter Grün, liegt das Asyl für Menschen am Existenzminimum, wie Tabea Müller sagt. „Für Menschen, die interessante Lebensgeschichten, Humor und Charme haben, aber auch viele Sorgen, Probleme und Belastungen wie körperliche oder psychische Krankheiten, Obdachlosigkeit, Arbeitslosigkeit, Einsamkeit. Und oft auch ein Gefühl, ausgestoßen zu sein.“ Tabea Müller vom Diakonischen Werk Hamburg-West/Südholstein leitet das Asyl mit dem sperrigen offiziellen Namen Tagesaufenthaltsstätte und Beratungsstelle für Wohnungslose. In Norderstedt ist der Bungalow am Lütjenmoor neben dem Herold-Center besser bekannt unter der Abkürzung TAS.

Seit 16 Jahren finden hier Menschen jeden Alters und unterschiedlichster Problemlagen einen Ort, um zu essen, sich zu waschen, um Ruhe zu finden oder eine Auszeit vom harten Alltag auf der Straße zu nehmen. Die TAS bietet alles, was zur Grundversorgung gehört, also auch eine Waschmaschine und den Internet-Anschluss. 20 bis 30 Leute kommen jeden Tag in die TAS. „Sie verbindet die Sehnsucht nach Gemeinschaft und Angenommen-Sein. Einige kommen fast täglich, andere wenden sich spontan in einer Notsituation an die Beratungsangebote. Die TAS bietet den Charakter eines familiären Zuhauses“, sagt Tabea Müller.

Die Stadt Norderstedt finanziert dieses Zuhause auf Zeit mit jährlich 26.200 Euro. Leiterin Müller umsorgt die Menschen mit einem Team aus Ehrenamtlichen, ohne die das Konzept nicht möglich wäre. Jetzt sucht sie dringend Norderstedter, die sich dem Team der TAS anschließen wollen. „Wir brauchen Helfer, die drei bis sieben Stunden die Woche in der TAS anpacken. Willkommen sind aber auch Menschen, die nur einmal im Monat einen halben Tag Zeit haben oder für uns die Lebensmitteltransporte von den Spendern in die Einrichtung übernehmen“, sagt Tabea Müller.

Sie sucht Menschen wie Michael Wiedemann, 59, aus Norderstedt. 30 Jahre war Wiedemann als Account-Manager in einem internationalen Konzern in der Welt der Zahlen zu Hause. Nach seinem Ausscheiden aus der Firma sind es nun die Menschen und Lebensläufe in der TAS, die den Ex-Manager faszinieren. „Ich wollte nichts mehr mit Umsatz und Marge zu tun haben. Mich interessieren die unterschiedlichen Menschen und das Kochen“, sagt Michael. Mit Offenheit, Neugier und Feinschmeckergeist agiert er seit anderthalb Jahren einmal pro Woche hinter dem Tresen der Tagesaufenthaltsstätte.

Für den 59-Jährigen ist die Mitarbeit in der TAS für ein Eintauchen in eine neue Welt. „Es ist keine Selbstverständlichkeit, immer auf der einen oder anderen Seite zu stehen“, sagt er und findet, er habe „eben Glück gehabt im Leben“. Sei es Herkunft, Schicksal oder eigene Fähigkeiten: Jeder könne Probleme bekommen und ins Abseits geraten. In der TAS erlebt er Nächstenliebe. „Manche Menschen und Situationen fordern uns heraus, aber mit den Gästen und für sie etwas Sinnvolles zu tun, gibt mir eine große Befriedigung. Hier hat man immer Erfolgserlebnisse“, sagt Wiedemann.

Immer dienstags steht Maggie Gräbe, 63, aus Langenhorn am Tresen der TAS. „Man kocht mit dem, was man hat. Und wenn ich sehe, dass die Leute richtig reinhauen und sagen: ,Oh, Maggie, das war lecker – das ist das Highlight!“ Maggie lebt sechs Monate im Jahr in den USA, ihrer zweiten Heimat. Dort gibt es keine sozialstaatliche Absicherung – und Maggie erlebt hautnah die Konsequenzen: „Da gibt es Menschen, die wirklich nicht mehr arbeiten können, aber mit 85 Jahren noch als Türsteher oder Kassiererin arbeiten müssen.“ Seitdem weiß sie das deutsche Sozialsystem zu schätzen. Mit ihrem geschärften Blick hat sie gelernt zu respektieren, dass es Menschen gibt, die nicht für sich sorgen können, was keine Frage des Wollens ist. „Viele sind aufgrund ihrer psychischen oder körperlichen Erkrankung oder wegen ihres Alters oder einer Behinderung gar nicht in der Lage dazu. Darüber hinaus finden sich Menschen mit unterschiedlichen Lebenseinstellungen und Lebenszielen, die nicht zwangsläufig ins bürgerliche Muster passen.“

Michael Wiedemann und Maggie Gräbe sind glücklich mit ihrer freiwilligen Arbeit und möchten andere Menschen ebenso ermutigen. Wer zum Team dazustoßen möchte, sollte Gelassenheit und Humor mitbringen, für verschiedene Lebensentwürfe offen und selbst psychisch stabil sein.

Wer neugierig geworden ist und in der TAS mithelfen möchte, meldet sich unter Telefon 040/ 52 32 070 oder direkt in der TAS, Lütjenmoor 17a.