Haltestelle am neuen Kreisverkehr in Norderstedt ist fertig – nur halten dürfen die Busse noch nicht

Norderstedt. Bürokratische Vorschriften und Wettervorhersagen haben eines gemeinsam: Im Allgemeinen sind sie hilfreich; in Einzelfällen treiben sie einen leider bisweilen zur Weißglut.

Zügig rauscht der Bus an Heribert Slodowski vorbei. Die Hand hat der 67-jährige Rentner zögerlich erhoben – zu spät. Wie zum Hohn fängt es kurze Zeit später an zu regnen, entgegen der Vorhersage.

Es ist nicht das erste Mal, dass Heribert Slodowski vom Busfahrer im Regen stehen gelassen wird. Sein Haus liegt genau zwischen den Haltestellen Harthagen und Helgolandstraße. Die Busse der Linie 193 bringen ihn zum Arzt und zum Einkaufen. Umso mehr freute er sich, als er hörte, dass ein neuer Kreisverkehr an der Kreuzung des Rantzauer Forstwegs und Oadby-and-Wingston-Straße entstehen sollte – mitsamt einer eigenen Bushaltestelle, direkt vor seiner Haustür. Kein lästiges Schleppen von Einkaufstüten mehr, ein neu gewonnenes Stück Freiheit.

Seit Monaten schon sind Kreisel und Haltestelle fertig. Eine große Haltebucht bietet alles, was das Busfahrerherz begehrt. Heribert Slodowski würde den Bus nun gerne direkt vor seiner Tür nehmen – der will aber einfach nicht anhalten. Offiziell wird die Busstation mit dem schönen Namen „Garstedt, Rantzauer Forstweg Museen“ nämlich erst am 25. August in Betrieb genommen. Immerhin: „Physikalisch ist die die neue Haltestelle schon vorhanden“, sagt Martin Beckmann, Sprecher der Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein. Der Haken: „Die bürokratischen Vorgänge müssen erst noch zum Abschluss gebracht werden.“

So schnell wie möglich wollen die VHH die Haltestelle in Betrieb nehmen. Vor dem Ende der Schulferien aber sei das nicht möglich. Das Einsteigen an der neuen Bushaltestelle wird also bis dahin schwierig. Bizarr: An der physikalisch fertigen aber rechtlich inexistenten Haltestelle auszusteigen, scheint kein Problem zu sein. Es liege im Ermessen des Busfahrers, das zuzulassen, so die VHH. Falls keine gefährliche Situation entstünde, spräche nichts dagegen. „Zweimal hat das schon geklappt“, sagt Heribert Slodowski begeistert.

Inzwischen ist die Haltestelle sogar beschriftet. „Haltestelle verlegt“ prangt dort neuerdings in roten Lettern. Wohin genau, weiß keiner. Fest steht: Einsteigen soll dort noch niemand. Gefährlich wäre es aber wohl auch nicht.