Vier Grundschulen starten nach den Sommerferien in den Ganztagsbetrieb, 760 Kinder und 50 pädagogische Fachkräfte

Norderstedt. 760 Kinder und 50 pädagogische Fachkräfte warten auf den Startschuss. Der fällt nach den Sommerferien, wenn die offene Ganztagsbetreuung an den Norderstedter Grundschulen die Testphase verlässt und richtig durchstartet. Die Grundschule Friedrichsgabe ist als Pilotschule vorangeschritten, zum neuen Schuljahr kommen vier weitere Schulen hinzu: die Grundschulen Heidberg, Gottfried-Keller-Straße, Glashütte und Falkenberg. An der größten Grundschule in der Stadt, an der bis zu den Ferien 369 Jungen und Mädchen gelernt haben, haben die Eltern 240 Kinder für die Betreuung über den Unterricht hinaus angemeldet, an der Gottfried-Keller-Schule sind es 160, 140 in Glashütte und 100 am Falkenberg. Hinzu kommen 120 Grundschüler in Friedrichsgabe, die Modellschule hat vor zwei Jahren den Ganztagsbetrieb aufgenommen. Damit nutzen je nach Schule zwischen 54 und 81 Prozent der Kinder das Angebot.

„Davon wiederum entfallen rund zwei Drittel der Anmeldungen auf die Schüler der ersten und zweiten Klasse“, sagt Thomas Richter von der städtischen Gesellschaft Bildung, Erziehung und Betreuung (BEB), die den Ganztagsbetrieb organisiert. Er formuliert das neue Bildungsmotto in der Stadt so: „Bisher war Schule Unterricht, jetzt ist ist Schule Unterricht plus Betreuung.“ Allerdings sei auch mit der Betreuung ein Bildungsauftrag verknüpft. Und der beginne mit dem pädagogischen Mittagstisch. Wenn der Unterricht für die Erst- und Zweitklässler um 12 und für die Älteren um 13 Uhr endet, ist Tischzeit. Und da geht es, so Richter, nicht nur um die Nahrungsaufnahme, sondern auch um Esskultur und Tischsitten. Weiter geht es ebenfalls mit Lernen, die Grundschüler erledigen ihre Hausaufgaben, bei Bedarf mit Hilfe. Es folgt Freies Spielen unter Anleitung.

Beim Ganztagsangebot an den Norderstedter Grundschulen können die Eltern unter sechs Bausteinen (Modulen) wählen. Modul 1a sieht beispielsweise eine Betreuung von 6.30 Uhr bis zum Unterrichtsbeginn vor, Modul 1b von 7.30 Uhr bis Unterrichtsbeginn. Bei den Modulen zwei bis vier beginnt die Betreuung nach Unterrichtsschluss und erstreckt sich bis 14, 15, oder 16 Uhr. Modul 5 deckt die Zeit von 16 bis 17.30 Uhr ab. Eine Betreuung in den Ferien (Modul 6) ergänzt das Angebot. Da arbeitet die Stadt mit der Stadtpark GmbH zusammen, die in den Sommerferien 50 Werkstätten mit rund 20 Themen aus Natur und Umwelt anbietet, zum Beispiel „Insektendetektive“, „Ökosystem See“ oder „Wie entsteht ein Regenbogen?“.

Gerade haben sich die Grundschüler aus Friedrichsgabe auf Fuchsjagd gemacht. Kathrin Seegers von den Landesforsten hat mit den Jungen und Mädchen Abdrücke von Fuchspfoten modelliert. In einem Parcours mussten sie ihr Wissen über den schlauen Räuber beweisen, beim Dreibeinlaufen Koordination. 195 Kinder haben am Ferienprogramm teilgenommen. „Wir haben immerhin rund 1000 Mittagessen ausgegeben“, sagt Gesche Beukenberg, verantwortlich für das pädagogische Angebot im Stadtpark.

Wesentlicher Teil des Nachmittagsprogramms sind die Kurse, die die Grundschüler belegen können. 120 werden nach den Sommerferien beginnen, die BEB kooperiert eng mit der städtischen Musikschule, mit den Sportvereinen und der Lebenshilfe Stormarn. „Es geht ja auch darum, Inklusion, das gemeinsame Lernen von Schülern mit und ohne Förderbedarf, am Nachmittag fortzusetzen“, sagt Richter. Angebote soll es vor allem an der Grundschule Falkenberg geben, die die Inklusion zu einem besonderen Schwerpunkt erhoben hat. Ergotherapeutische und logopädische Kurse will auch die Heidbergschule anbieten.

Durchschnittlich 240 Euro kostet der Ganztagsplatz. Davon trägt die Stadt die Hälfte, durch Geschwister- und Sozialrabatt reduziert sich der Betrag weiter. Letztlich bleiben, so Richter, rund ein Drittel der Kosten bei den Eltern hängen. Noch unklar ist, was die Stadt insgesamt für die Ganztagsbetreuung zahlen muss. „Die Zuschüsse des Landes sind geringer als die bei der bisherigen Hortbetreuung“, sagt die zuständige Amtsleiterin im Rathaus, Sabine Gattermann. Die Horte gehörten zum Kita-Bereich, für die Ganztagsbetreuung sei das Bildungsministerium zuständig. Allerdings sei da „einiges in Bewegung“, die Stadt verhandele gerade mit dem Land.

Betreut werden die Ganztagskinder von 50 pädagogischen Fachkräften, 46 Frauen und vier Männern, die überwiegend in Teilzeit arbeiten. Gut ein Drittel sind Erzieherinnen, viele habe die BEB von den bisherigen Schülerbetreuungen übernommen, die restlichen hätten sich fortgebildet. Vorgesehen sei eine Betreuerin für 15 Kinder. Weitere Infos unter www.beb-norderstedt.de.