Eine Glosse von Bibi Maaß

An meiner Jeansjacke hing heute Morgen eine Spinnwebe. In diesem Power-Sommer hatte es sich Tekla zwischen Kragen und Ärmel gemütlich gemacht. Aber jetzt muss sie wohl ausziehen. Die heiße Phase ist vorbei.

Ich weiß schon gar nicht mehr, wie es sich anfühlt, lange Hosen zu tragen und muss mich wieder an festes Schuhwerk gewöhnen. Sieben Wochen in Sandalen, Sommerröcken und kurzen Hosen – das war super!

Der Norddeutsche weiß solch eine Gut-Wetter-Periode ja zu schätzen, nur selten wird er so verwöhnt wie in diesem Jahr. Und ich muss zugeben: Allabendlich suhlte ich mich in Schadenfreude, wenn ich auf der Wetterkarte eine dickes Tief über München und Stuttgart sah, während über Schleswig-Holstein die Sonne lachte.

Erstaunlich, wie schnell wir Nordlichter uns an die zuverlässige Sonne gewöhnten und unseren üblichen Zweifel abgelegten. Wir Wetter-Pessimisten, die wir sonst jeden Sonnenstrahl ausnutzen, weil er uns so selten geboten wird, entwickelten plötzlich eine und uns fremde mediterrane Gelassenheit, einen ungewohnten Optimismus – nach dem Motto: Morgen ist ja auch noch ein schöner Tag!

Aber im Gegensatz zur Mittelmeer-Region sind unsere Sommer leider schon Ende August vorbei, die Jeansjacke muss hervor geholt werden, und unsere Sandalen setzen jetzt Spinnweben an.

Da ist er wieder, dieser Fischkopp-Pessimismus: Schon nach dem ersten kühlen Morgen legen wir die Gelassenheit ab und bereiten uns auf kühle Herbsttage vor – eben typisch norddeutsch!