Mit dem Spatenstich für die neue Kita beginnt der Bau von 2000 Wohnungen, der sich immer wieder verzögert hat

Norderstedt. Mitten hinein in die Brachfläche haben die Vier die Spaten gestochen und damit den Startschuss für ein Projekt gegeben, auf das viele Norderstedt schon seit Monaten warten: die Bebauung des Garstedter Dreiecks. Die beginnt nun mit einer Kita. Kinder- und Jugenddezernentin Anette Reinders, Architeckt Roland Paloh, Kita-Leiterin Heike Koglin und Steffen Koplin vom Vorstand des Vereins der Kinder wegen, der die neue Einrichtung baut, haben als erste die Erde im Neubaugebiet bewegt. „Hier haben wir mal einen anderen Weg gewählt: Erst schaffen wir die Infrastruktur, dann die Häuser und Wohnungen. Das ist ein Verfahren, das viel für sich hat“, sagt Anette Reinders.

Die Profis, die mit ihren Baggern, Radladern, Lkw und Raupen die Gruben für den neuen Wohnraum schaffen, sollen in den nächsten Wochen die Arbeit aufnehmen. „Die Ausschreibungen laufen. Wir gehen davon aus, dass noch im Spätsommer Baubeginn ist“, sagt Baudezernent Thomas Bosse, nachdem sich der Start immer wieder verzögert hat. Seit mehr als einem Jahr ist die Horst-Embacher-Allee fertig – eine Straße, die südlich des Kreisels Buchenweg abzweigt und nach mehreren Hundert Metern am neuen Kohfurth-Kreisel endet. Mehrere Asphaltstummel zweigen von der Verbindung ab, doch noch enden die künftigen Erschließungsstraßen nach wenigen Meter im Nichts. Am Tage zeigt sich nur wenig Leben, hin und wieder ein Radfahrer, ein vereinzelter Jogger oder eine Frau, die ihren Hund spazieren führt. Abends, wenn die Anlieger von der Arbeit zurück sind, vervielfacht sich das Treiben, herrscht richtig Leben. Ein verdorrtes Idyll, das offensichtlich einen großen Reiz auf Anwohner und andere ausübt, eine freie Fläche, die Raum lässt, um zu laufen, zu radeln oder Modellflugzeuge in den Himmel zu schicken.

Die Pläne sehen Anderes vor. Das Garstedter Dreieck soll zur neuen Heimat für mehr als 2000 Neubürger in Norderstedt werden. Auf den 110 Hektar zwischen Buchenweg, der U-Bahn-Linie und der Kohfurth werden in den nächsten Jahren mehr als 1000 Wohnungen und Häuser gebaut. Die Norderstedter Wohnungsunternehmen Plambeck und Adlershorst sowie die BIG Bau-Unternehmensgruppe teilen sich die Bebauung und wollen im ersten Bauabschnitt etwa 500 Wohnungen auf der westlichen Fläche hochziehen, links und rechts der Horst-Embacher-Allee. Allein Adlershorst und Plambeck investieren zusammen 59 Millionen Euro. Jede Gesellschaft schafft gut 160 Wohneinheiten. Geplant sind vornehmlich Geschosswohnungen, frei vermietete und Sozialwohnungen sollen sich mischen. Geplant ist auch ein Solardorf mit gut 200 Wohnungen, das sich in die Knicklandschaft einfügt.

Die Bauarbeiten für die neue Kita beenden nun das ungestörte Freizeitleben auf dem Garstedter Dreieck. Im August 2015 soll die Einrichtung öffnen und für 70 Kinder ein zweites Zuhause sein. Bauherr ist der Verein der Kinder wegen, der erst vor kurzem die Kita im Frederikspark eröffnet hat – von dort bekommen die Kinder in der neuen Einrichtung am Lavendelweg im Garstedter Dreieck täglich frisch gekochtes Essen. Fünf Gruppen soll es geben, drei Krippengruppen mit je zehn Kindern und zwei Elementargruppen für die Älteren mit je 20 Kindern.

„Unsere neue Einrichtung soll die erste Bewegungs-Kita in Norderstedt werden“, sagt Ulf Bünning, langjähriger Vorstand und künftiger hauptamtlicher Geschäftsführer des Kita-Trägers. Baulich bedeutet das besonders hohe Decken, einen tiefer gelegten Bewegungsraum, viele Freiflächen und Möbel, die sich wegräumen lassen. Die 15 Erzieherinnen und sozialpädagogischen Assistentinnen müssen eine spezielle Qualifikation nachweisen. „Wir wollen uns dieses besondere Konzept mit einem Zertifikat attestieren und uns entsprechend prüfen lassen“, sagt Bünning. Damit betrete der Verein Neuland, im Norden gebe es bis jetzt erste eine Handvoll Kitas mit diesem Schwerpunkt.

2,2 Millionen Euro kostet der Neubau, die Stadt Norderstedt gibt rund 1,3 Millionen dazu, der Kreis Segeberg aus Mitteln des Bundes nochmals 660.000 Euro. Zehn Prozent der Baukosten trägt der Verein der Kinder wegen, der von 2015 an rund 260 Kinder vom Säugling bis zum Abc-Schützen betreuen wird.