Und die entspricht im neuen Rechenzentrum höchsten Anforderungen. Das bestätigt ein Zertifikat der TÜV-Prüfer

Norderstedt. Die Daten sind sicher. Selbst die gewieften Spezialisten des US-Geheimdienstes NSA werden sich nur schwer in die Leitung und die Server des neuen Rechenzentrums hacken können. „Eine hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht. Aber der Sicherheitsstandard erfüllt höchste Ansprüche, die auch weltweit Spitze sind“, sagte Antonius Sommer. Der Geschäftsführer der TÜV Informationstechnik GmbH (TÜV IT) hat dem neuen Rechenzentrum an der Ulzburger Straße das Maximum an Sicherheit gerade offiziell bestätigt und das „Level-4-Sicherheitszertifikat“ an Jens Seedorff, Leiter der Stadtwerke Norderstedt, und Dirk Aaagard, Vorstand der Akquinet AG, übergeben – ein Gütesiegel, das in Deutschland erst einmal vergeben wurde, an den IT-Giganten IBM mit weltweit rund 360.000 Mitarbeitern.

„Daher freuen wir uns als Mittelständler um so mehr über dieses Qualitätssiegel“, sagten Seedorff und Aagard, die das Rechenzentrum gemeinsam mit Dataport, dem IT-Dienstleister für die öffentliche Verwaltung in Schleswig-Holstein, Hamburg, Bremen und Sachsen-Anhalt sowie für die Steuerverwaltung in Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern, realisiert haben. Der Norderstedter Hochsicherheitstrakt hat noch einen Zwilling, das genau baugleiche Rechenzentrum in Hamburg-Alsterdorf. Die Geschwister sind durch eine Leitung verbunden, ein Glasfaserkabel, das der Norderstedter Kommunikationsanbieter wilhelm.tel verlegt hat. Die Verbindung ist nicht nur extrem schnell, sondern auch sicher: „Zugriff haben nur die Mitarbeiter der Verwaltung mit ihrem internen System“, sagt Johann Bizer, Vorstandsvorsitzender von Dataport.

Melde-, Grundbuch- und Steuerdaten, juristische Angaben und solche zum Familienstand werden parallel in beiden Rechenzentren erfasst. „Falls wider Erwarten doch mal eins ausfällt, haben wir über den Zwilling jederzeit Zugriff“, sagt Bizer. Dataport ist Hauptnutzer der 4000 Server und zwei Großrechner, auf denen 1200 Terrabyte an Informationen liegen. Eine gewaltige Menge, und doch ist damit die Speicher-Kapazität erst zur Hälfte ausgelastet. „Nach oben gibt es quasi keine Grenze“, sagt Dirk Aaagard von Akquinet.

Das Unternehmen, das mit rund 450 Mitarbeitern international als IT-Berater arbeitet, hat das Rechenzentrum in Hamburg gebaut und ist in Norderstedt zuständig für die Technik. Bauherr der Norderstedter Kopie waren die Stadtwerke, die wie Akquinet in Hamburg rund 28 Millionen Euro plus rund eine Million für das Grundstück investiert haben.

Für den lokalen Energieversorger ist das Projekt der Einstieg in ein neues Geschäftsfeld. Die Stadtwerke wollen ein weiteres Rechenzentrum in Norderstedt bauen, das sie dann an Banken, Sparkassen und Versicherungen vermieten wollen. Zum anderen passe das aktuelle Vorhaben gut in die Energiewende: Das benachbarte Blockheizkraftwerk der Stadtwerke liefert den Strom. Dataport rechnet damit, seinen Energieverbrauch innerhalb der nächsten zehn Jahre um etwa 40 Prozent zu senken. Auch sozial gilt das Projekt als vorbildlich: Mindestens 40 Prozent der Mitarbeiter haben ein Handicap.

Initiator des Millionenprojekts war Dataport. „Wir wollten die sieben alten Rechenzentren in Altenholz, Kiel, Hamburg, Bremen, Hannover, Halle und Magdeburg vom Netz nehmen und die Datenspeicherung zentralisieren“, sagt Vorstandschef Bizer. Das spare Energie und Geld. Er fand in Akquinet und den Stadtwerken kompetente Partner. In drei Jahren wurde aus der Idee der Daten-Gigant mit einem schmucken Bürogebäude davor, quasi als Tarnung, für die in Alsterdorf eine Turnhalle sorgt. 100 Mitarbeiter von Akquinet sind dort eingezogen, eine Etage belegen Stadtwerke und wilhelm.tel. Im Erdgeschoss soll ein Wissenschafts- und Forschungszentrum entstehen.

Von Anfang an war der TÜV IT einbezogen. Das Ergebnis ist, so Sommer, optimale „physische Sicherheit“. Wie ein Bunker ruht das Rechenzentrum in der Erde 26 Meter tief lagern die Daten, gegen Feuer, Wasser und Eindringlinge geschützt durch meterdicke Mauern. Und sollte doch mal ein Flugzeug abstürzen und den Betrieb stören, springt sofort der Zwilling in Hamburg in die Bresche.

Ohnehin ist die Dopplung das Herzstück der Sicherheit. Es gibt alles zweimal und baugleich. Fachleute sprechen von Redundanz. Das gilt zum Beispiel für zwei 11.000-Volt-Stromleitungen, die in der Spitze vier Megawatt Leistung liefern. Wenn sie ausfallen, springen sofort zwei kleintransportergroße Dieselmotoren im Bauch des Zentrums an und produzieren zwei Megawatt Strom – und falls die ausfallen, stehen zwei weitere Dieselaggregate bereit.

Niemand kommt unbemerkt ins Gebäude. Eine Drehtür und eine meterhohes Metallgitter versperren den Zugang zum Gelände. Durchgelassen wird nur, wer sich anmeldet und per Abgleich beim Landeskriminalamt durchleuchtet ist. Nächste Hürde ist der mit schusssicherem Panzerglas gesicherte Empfang des Werkschutzes. Nur mit einer Registrierkarte und einem Nummerncode geht es von hier aus weiter, durch Schleusen hindurch, in die immer nur ein Besucher auf einmal passt, und durch Stahltüren, über denen Videokameras hängen. Jeder Schritt wird überwacht. Der Zugang zum Allerheiligsten, dem Server-Raum von Dataport, bleibt allerdings versperrt.