Die Situation rund um den Straßenstrich an der B 206 ist unzumutbar – sowohl für die Anwohner als auch für die Prostituierten.

Wer in die Barker Heide zieht, um dort in Ruhe mit seiner Familie in einem Naturschutzgebiet zu leben, will nicht morgens neben dem längsten Straßenstrich des Landes aufwachen. Dazu kommt der Wertverlust des eigenen Grundstücks. Bockhorn dürfte derzeit keine allzu gefragte Adresse sein. In einem solchen Umfeld muss man sich nicht wohlfühlen, der Ärger der Anwohner ist berechtigt.

Noch schlimmer ist die Lage aber für die Sexarbeiterinnen. Es gibt keine Toiletten, keine Waschmöglichkeiten. Wohnwagen besitzen sie nicht. Pro Parkplatz bieten meist nur ein oder zwei Frauen ihre Dienste an. Spätestens im Wald sind sie dann hilflos ihren – bisweilen gewalttätigen – Freiern ausgeliefert. Dass Experten wegen dieser Zustände die Hände über den Kopf zusammenschlagen, ist leicht nachzuvollziehen. Es muss etwas geschehen.

Die von den verzweifelten Anwohnern geforderten Sperrbezirke würden das Problem der Bockhorner lösen – mehr aber auch nicht. Das Problem wanderte bereits von Neumünster an die B 206. Es ist keine Lösung, die Frauen einfach nur erneut zu vertreiben. Im Ergebnis würden sie ein paar Kilometer weiter wandern, um dort ihrer Arbeit nachzugehen – und so ihre Familien in der Heimat zu versorgen.

Andere Städte und Länder haben längst eine Strategie. Oft werden sogenannte Verrichtungsboxen in kontrollierten Gebieten aufgebaut. Drogenhändler und Zuhälter haben dort keinen Zutritt. Nicht immer war diese Strategie bisher erfolgreich. Überhaupt eine zu entwickeln, ist aber dringend nötig.