Die Lesung „Sommer in Brandenburg“ brachte 450 Euro für den Neubau des Frauenhauses

Norderstedt. 450 Euro brachte die Benefiz-Lesung „Urs Faes – Sommer in Brandenburg. Und Gedichte“ für den Bau eines neuen Norderstedter Frauenhauses ein. In der Lesung der Buchhandlung am Rathaus rezitierten die Autorin Christa Heise-Batt und die Vorleserin Inka Hahn Gedichte von Selma Meerbaum-Eisinger, Rose Ausländer, Else Lasker-Schüler, Nelly Sachs, Gertrud Kolmar, Mascha Kaléko und Hilde Domin. Heike Linde-Lembke, Mitarbeiterin des Abendblatts, und Buchhändler Wolfgang Dellke lasen aus dem Roman „Sommer in Brandenburg“ von Urs Faes.

„Die Resonanz auf diese Lesung mit Romanauszügen und Gedichten war ausgesprochen positiv“, sagte Dellke. Die Kombination der Roman-Passagen mit den Gedichten sei bei den mehr als 60 Zuhörerinnen und Zuhörern sehr gut angekommen.

Vor allem aber freuen sich die Vorleser, die alle honorarfrei gelesen haben, über den Erlös von 450 Euro für den Neubau des Frauenhauses, wobei die Buchhandlung die Kosten für die Stuhlmiete und die Bewirtung übernommen hat.

Viele Zuhörer waren sehr berührt von der Geschichte des Paares Lissy aus Wien und Ron aus Hamburg, die sich im Sommer 1938 auf dem Landwerk Ahrensdorf in Brandenburg kennen- und lieben lernen. Sie gehen auf Aliyah, auf Auswanderung aus Nazi-Deutschland nach Erez Israel, dem heiligen Israel, in den damals von den Briten besetzten Landstrich Palästina.

Auch in Norderstedt, im Stadtteil Harksheide, gab es mit dem Kibbuz Brüderhof am Wilstedter Weg eine Ausbildungsstätte für junge Juden, die nach Palästina auswandern wollen. Sie existierte von Mai 1934 bis April 1939. Eine Stolperstele an der Einfahrt weist darauf hin.

Nach der Reichs-Pogromnacht wird das Leben in dem einst noch sicheren Landwerk Ahrensdorf auch für die jungen Juden immer bedrohlicher. Einige von ihnen erreichen bei ihrer Auswanderung ein sicheres Ziel, andere nicht, wieder andere bleiben verschollen oder werden ermordet. Lissy muss das Landwerk vor Ron verlassen. Ron wird bei der Räumung des Landwerks deportiert.

Von 1936 bis 1941 lebten und arbeiteten 270 jüdische Jugendliche im Landwerk Ahrensdorf, und bei Weitem nicht alle überlebten den Holocaust. Diese Spurensuche schrieb der Zürcher Autor Urs Faes auf und fügte auch die Beschreibung seiner Recherchen hinzu. Der Roman ist jetzt im Berliner Verlag Suhrkamp erschienen, umfasst 266 Seiten und ist für 19,95 Euro im Buchhandel erhältlich.