Rund 20 Frauen treffen sich jeden Montag im Handarbeitscafé an der Nadel, um Socken zu stricken und zu klönen

Norderstedt. Die Nadeln klappern, Masche für Masche wächst der Socken. Rot und Weiß wechseln sich ab. „Das wird ein Nikolausstrumpf“, sagt Renate Rogge und zeigt einen farbenfrohen Ministrumpf, den sie schon fertig hat. Auch auf den Plätzen neben der Norderstedterin wird eifrig gestrickt – und auch viel gelacht. Die Frauen, die sich jeden Montag im Handarbeitscafé treffen, sind eine fröhliche Runde. „Ein bisschen was tun, klönen und Kontakt haben“, fasst Renate Rogge das zusammen, was die Handarbeiterinnen einmal in der Woche in das Harksheider Kirchencafé „Einmahlig“ treibt. Den Spaß an der Nadel gibt es kostenlos.

Seit Februar besteht der Treffpunkt, den die evangelische Familienbildung ins Leben gerufen hat. Das Angebot ist eines der drei Sieger-Projekte des Wettbewerbs „1001 Euro für eine gute Idee“. „Ziel erreicht“, sagt Angelika Franz von der evangelischen Familienbildung, Initiatorin des Handarbeitscafés. Um die 20 Frauen kommen montags zwischen 15 und 17.30 Uhr zum Stricken, Häkeln und Basteln ins Kirchencafé. Manche starten mit einer Tasse Kaffee und einem Stück Kuchen, Aprikosenschnitte oder Schmand, selbst gebacken und für kleines Geld zu haben. Andere greifen gleich zu Nadel und Wolle.

Die Seniorinnen tauschen sich aus, reden übers Wetter, die Wehwehchen oder die Enkel und produzieren so ganz nebenbei Socken und Pullover. Die meisten sind versiert, haben die Fingerfertigkeit schon als Kinder oder Jugendliche gelernt, damals, als die TV-Bilder noch schwarz-weiß waren und das Smartphone noch lange nicht geboren war. Tipps und Anregungen sind jederzeit willkommen.

Dafür sind auch die Helferinnen zuständig, ein gutes Dutzend teilt sich den ehrenamtlichen Einsatz, drei bis vier sind jeden Montag dabei. „Alles Frauen, die sich auch sonst in der Gemeindearbeit engagieren und selbst gut häkeln oder stricken können“, sagt Angelika Franz.

Wie gut, das zeigt ein Sondermodell. Tanja Bresch und Susanne Horstmann haben die Arche Noah nachgestrickt, ein veritables Strick-Kunstwerk. Susanne Horstmann arbeitet noch an den zwei Elefanten. Die Dickhäuter im Mini-Format erblicken das Licht der Welt an der Strickliesel, der Puppe, an der Kinder lernen, wie aus Wolle Kleidung wird. Das biblische Überlebensboot dient als Spendentopf, falls jemand mal Wolle oder andere Materialien braucht. „Wollspenden nehmen wir immer gern“, sagt Angelika Franz.

Der Nebenraum ist das Reich von Ursula Hoffmann. Die Hobbyschneiderin, die sogar Mäntel für ihre Kinder genäht hat, hilft, wenn Hosen gekürzt, Flicken aufgenäht, kaputte Reißverschlüsse ersetzt werden sollen. Kleinere Arbeiten und Reparaturen an der Nähmaschine gehören zum ebenfalls kostenlosen Angebot im Norderstedter Handarbeitscafé.

„Gleich zu Beginn kamen junge Leute, die brauchten neue Reißverschlüsse für ihre Jacken“, sagt die 84 Jahre alte Chefin im Nähraum. Sie habe den Kunden gezeigt, wie die alten Jackenschließer rausgetrennt, die neuen eingeheftet und an der Maschine festgenäht werden. Das ist kein Auto, also immer schön langsam, habe sie gesagt, und die jungen Leute hätten das gut gemacht.

Doch seitdem bleibt die Nähmaschine aus. „Wir wünschen uns, dass mehr Menschen vom Reparatur-Service Gebrauch machen, vor allem auch jüngere und gern auch Migranten und Migrantinnen“, sagt Angelika Franz. Doch da sei die Hemmschwelle offenbar hoch. Eine Frau aus Russland sei ins Café gekommen, habe sich still in eine Ecke gesetzt und sich zeigen lassen, wie Socken gestrickt werden. Doch allmählich sei sie aufgetaut und habe sich an den Gesprächen beteiligt, schließlich sei sie „ganz happy“ gewesen über die neuen Kontakte.

„Das Geld war eine wertvolle Starthilfe“, sagt Angelika Franz. Während der Sommerferien bleibt das Handarbeitscafé geschlossen. Doch ab 22. August geht es weiter, und das mit neuen Attraktionen, wie Angelika Franz sagt. Einmal im Monat soll es ein besonderes Angebot geben, Filzen zum Beispiel, Wolle spinnen oder Weihnachtsbasteln. Damit will die Initiatorin das Handarbeitscafé noch attraktiver machen.