Der 26-jährige William McLoy aus Schottland ertrank, als er Abkühlung im Großen Segeberger See suchte

Bad Segeberg. Es sollte ein fröhliches Fest der Nationen werden. Bis Dienstagnachmittag feierten die 650 Teilnehmer des European Peoples’ Festivals unbeschwert, dann breitete sich Trauer und Entsetzen aus. Ein Teilnehmer des Festivals, das am vergangenen Sonntag mit einer großen Parade so glanzvoll begonnen hatte, ertrank beim Schwimmen im Großen Segeberger See. Für den 26 Jahre alten Schotten William McLoy kam jede Hilfe zu spät.

Zusammen mit zwei Freunden war William in den See gesprungen, um die etwa 100 Meter vom Ufer entfernte Sprungplattform zu erreichen: Kurz vor Beginn des Duathlons, der mit Schwimmwettkämpfen im See beginnen sollte, wollten die jungen Schotten sich offenbar noch ein wenig erfrischen. Als zwei der drei Schwimmer die Plattform erreichten, war William verschwunden.

Sofort schwammen sie zurück und alarmierten die Rettungsschwimmer der DLRG, die eine Suchaktion starteten, den Vermissten zunächst ausriefen, gleichzeitig aber auch einen Taucher ins Wasser schickten. Der entdeckte den leblosen jungen Mann schließlich unter der Wasseroberfläche. Die Reanimation am Strand verlief erfolglos. William McLoy, ein sportlicher Mann, hatte im Wasser wahrscheinlich einen Herzinfarkt erlitten.

Die traurige Nachricht verbreitete sich schnell in Bad Segeberg. Aus dem überschäumenden Europa-Festival war plötzlich ein Fest der Trauer geworden. Viele Segeberg legten im Europa-Dorf unterhalb der Marienkirche in der Innenstadt Blumen an der schottischen Hütte nieder, zündeten Kerzen an und hefteten Zettel mit Beileidsbekundungen an die Holzwand. Das Segeberger Veranstalterteam des European Peoples’ Festivals befestigte das Festival-T-Shirt mit Unterschriften an dem Holz. „For William“ ist dort zu lesen.

„Wir sind alle unglaublich bestürzt“, sagt Matthias Ralf, Sprecher des Festivals. „Dieses Unglück ist ein furchtbarer Schock“, fasst Segebergs Bürgermeister Dieter Schönfeld die Empfindungen aller zusammen. Die restlichen Programmpunkte für Dienstag wurden abgesagt, auch am Mittwoch lähmte das Geschehen die Teilnehmer und die Verantwortlichen. „William war ein feiner Kumpel“, sagt sein Freund Andrew Olipham, der ebenfalls zum schottischen Team gehört. Die meisten von ihnen trafen sich gestern in der Innenstadt.

Wie es weitergehen, ob es weitergehen soll, stand bei Redaktionsschluss nicht fest. „Es gibt aber die Tendenz, dass wir weitermachen“, sagt Ralf.

Wie groß die Anteilnahme der Delegationen aus den beteiligten Ländern und der Segeberger Bevölkerung ist, zeigte sich Dienstagabend in der St. Marienkirche. Sie war überfüllt, als Pastor Kristian Lüders einen Trauergottesdienst eröffnete. Brennende Kerzen waren vor dem Altar zu einem großen Kreuz zusammengestellt worden, die Europaflagge vor der Kirche war auf Halbmast gehisst worden, die Buden des Europadorfes blieben geschlossen. „Ich hoffe, du kannst den Ozean voller Lichter sehen, den wir dir schicken“, steht auf einem der an die Holzwand des schottischen Standes geklebten Zettel. „Wir werden dich nie vergessen, du bist eine Legende“, ist auf einem anderen zu lesen. Pastor Lüder war sofort nach Bekanntwerden des Unglücks zum Badestrand am Großen Segeberger See geeilt, um den geschockten Schotten und allen anderen Festivalteilnehmern, die sich zu diesem Zeitpunkt dort aufhielten, seelischen Trost zu geben.

Auf der Internetseite des Festivals wird die Todesnachricht in englischer Sprache verbreitet, aber ein deutscher Kommentar dazu spiegelt wider, was wahrscheinlich die meisten Gäste und Gastgeber in Bad Segeberg denken: „Unser ganzes Mitgefühl gilt den Angehörigen, aber auch allen Teilnehmern dieser fantastischen und bis dahin so harmonischen, tollen und fröhlichen Veranstaltung. Wir wünschen allen die Kraft, im Sinne dieses Veranstaltungsgedankens weiterzumachen.“