Bücherloser Standort

18. Juli: „Eine tolle Idee verpufft“

Genau das ist zu erwarten, wenn „das Buch“ nicht mehr als Kulturgut, sondern nur noch als Ware betrachtet wird! Weder Norderstedt Marketing noch der Leiter des Betriebsamtes entscheiden über Kultur in Norderstedt, sondern allein die Stadtvertretung – in diesem Fall der Ausschuss für Kultur und Städtepartnerschaften über eine freiwillige kulturelle Leistung. Ihn nicht frühzeitig eingebunden zu haben, ist das Versäumnis der Verwaltungsspitze im Rathaus und entschieden zu kritisieren. Zumal die bisher Genannten über die Telefonzelle als ein Geschenk des Städtepartners Oadby and Wigston ohne die Politik nicht einfach frei verfügen können. Hier ist auch die Wächterfunktion der Presse immer gefragt.

Die Idee der Umnutzung der Telefonzelle ist gut. Zu prüfen wäre ein weitgehend „bücherloser“ Standort, beispielsweise auf dem breiten Trottoir zwischen Kulturwerk am See und Musikschule vor dem Stadtpark, oder auch am Harksheider Markt. Vielleicht lassen sich so auch die Ostranders wieder versöhnen und das Projekt zu einem guten Ende führen.

Maren Plaschnick, Norderstedt

Abstruse Idee

Es ist kaum zu fassen, was für unsinnige Ideen hier in Norderstedt prämiert werden. Einen Steinwurf von der als zweitbeste ausgezeichneten Bücherei in Deutschland sollte eine Telefonzelle mit Büchern gefüttert werden. Wir haben in Norderstedt mit 75.000 Einwohner fünf Büchereien. In vielen Städten Deutschlands mit 250.000 Bewohnern gibt es häufig nur eine einzige Bücherei. Man müsste außerdem jeden Tag dort vorbeisehen und Ordnung halten. Eine völlig abstruse Idee, die zudem uralt ist und demzufolge geklaut. Dank an die Verwaltung, die dieses schwachsinnige Projekt verhindert hat.

Markus Rehmer

Verlässliche Stärke

16. Juli: „Logistik-Riesen sind nicht mehr willkommen“

Der neue Bürgermeister hat sich mit seiner Vorstellung von einer neuen Ansiedlungspolitik positioniert. Das ist zunächst einmal gut, weil sich Bürger und Parteien zeitig darauf einrichten können. Alle, auch der Bürgermeister, sollten jedoch vor Augen haben, das letztlich der Gemeinderat als demokratisches Organ entscheidet. Die Entscheider ihrerseits müssen allerdings wissen, dass sie aus der Machtposition der Gemeindeverwaltung heraus zwar Ansiedelung verhindern, aber nicht anordnen können. Sie könnten den Weg für Gewerbeansiedelungen ebnen, indem sie klare Eckdaten festschreiben, nach denen ein Unternehmer planen kann. Je enger so ein Korsett nach dem begrenzten Horizont lokaler oder ideologischer Interessen gefasst wird, umso schneller wird es von der realen Entwicklung ad absurdum geführt. Beispiel ein Neubau „mitten“ auf der Hamburger Straße, den jetzt die Ratsherren, die damals den Entschluss gefasst haben, lieber nicht dort stehen hätten!

Ein einzelner Betrieb – groß oder klein – bietet keine Arbeitsplatzsicherheit. Erst eine gewisse Häufung ähnlicher Arbeitgeber sichert Beschäftigung. Zwei Riesen einer Branche oder einer Produktionsart bieten den Arbeitnehmern Alternativen und ziehen Kleingewerbe an den Ort. Falls von zwei großen Betrieben einer ausfällt, bleiben die Folgen für die Gemeinde erträglicher als der Totalausfall einer beherrschenden Unternehmung. Zukunft am Ort hat ein Betrieb nur, wenn er später expandieren darf. Absolut falsch ist ausschließlich auf Gewerbesteuer ausgerichtete Kirchturmpolitik. Verlässliche Stärke wächst in der Umgebung und in Gemeinschaft mit der Umgebung.

Wirtschaft brummt nur im Zusammenwirken mit Verkehrsanbindungen. Wer als oberstes Ziel kein Verkehrsaufkommen wünscht, muss auf den Traum vom Gewerbestandort verzichten. Nach der Sommerpause sollten die Parteien dann nun mal kund tun, was sie möchten, damit der Bürger weiß, wen er nicht wählen darf.

Hans-Jörg Herrmann, Henstedt-Ulzburg

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