In unserer Serie „Sattelfest“ stellen wir immer montags einen Pferdehof aus der Region vor – heute: Reitanlage & Gestüt Hof Timm in Norderstedt

Wenn Jens-Peter Timm Zeit zur Muße findet, verbringt er diese seltenen Momente gerne im heimischen Garten. Sein absoluter Lieblingsplatz ist ein Stuhl am selbst angelegten Gartenteich, wo er in Ruhe seine farbenfrohen Koi-Karpfen, die er auch züchtet, betrachten kann. Diese Augenblicke der Besinnlichkeit sind rar, denn den Großteil seiner Zeit verbringt Jens-Peter Timm auf seiner Reitanlage, die an den privaten Bereich angrenzt.

„Um 5 Uhr beginnt mein Arbeitstag. Als allererstes werden die Pferde gefüttert“, sagt der gelernte Landwirt, der auf dem weitläufigen Gelände einige Wege in Kauf nehmen muss. Schließlich ist hier Platz für rund 80 Pferde und Ponys – und die sind seit 1995 die Hauptsache.

Bis dahin war das Anwesen an der Friedrich-Ebert-Straße ein Bauernhof, der Jens-Peter Timms Eltern Erwin und Anneliese gehörte. „Landwirtschaft alleine war nicht mehr zeitgemäß“, sagt der 57-Jährige, der den Umbau zunächst alleine plante. Seine fertigen Ideen teilte er anschließend einem Architekten mit, der die Baupläne entwarf. Besonders wichtig für die Realisierung war und ist die Tatsache, dass das gut ausgebaute Reitwegenetz in Norderstedt und Umgebung direkt an die Anlage grenzt und somit ohne Überquerung einer Straße erreichbar ist.

Viele Tausend Arbeitsstunden hat Jens-Peter Timm investiert, um Haus und Hof zu dem zu machen, was sie heute sind. „Nahezu jeder Pflasterstein, der hier liegt, ist durch meine Hände gegangen“, sagt der Garstedter, der zwei Angestellte beschäftigt. Einer davon, Tadeusz Molski, leistet ihm seit 15 Jahren treue Dienste und gehört somit schon fast zur Familie.

Unterstützt wird Jens-Peter Timm in erster Linie aber von Ehefrau Kerstin und Tochter Ann-Christin, die zurzeit eine Ausbildung zur Pferdewirtin macht. Die 24-Jährige hat bereits eine Lehre als Versicherungskauffrau abgeschlossen. Nun hat sich die passionierte Reiterin aber entschlossen, ihr Hobby zum Beruf zu machen.

Für den dualen Lehrweg nimmt sie einige Mühen in Kauf. „Ich kann ein Jahr lang in unserem Betrieb lernen, muss mir dann aber für die letzten zwei Jahre einen anderen Ausbildungsstall suchen“, sagt Ann-Christin Timm. Während sie Praxis zurzeit in den eigenen vier Wänden sammelt, muss sie alle zwei bis drei Monate zum theoretischen Unterricht in die Berufsschule Futterkamp nach Blekendorf fahren. „Das sind schon mindestens eineinhalb Stunden Fahrt pro Strecke täglich“, sagt sie über den notwendigen, zweiwöchigen Blockunterricht in der Lehr- und Versuchsanstalt im Kreis Plön.

Jens-Peter Timm freut sich, dass seine Tochter noch bis Dezember bei ihm auf der Anlage lebt und arbeitet. Dort widmet sie sich unter anderem der Ausbildung der Deutschen Reitponys, die die Familie Timm seit 14 Jahren erfolgreich züchtet. Herausgekommen sind robuste Vierbeiner mit gutem Charakter, Nervenstärke und Gelassenheit. Und das wird auch seit vielen Jahren honoriert. Die Ponys werden regelmäßig prämiert und ausgezeichnet. Jens-Peter Timm: „In diesem Jahr haben unsere Stuten zehn Fohlen zur Welt gebracht.“

Das Leben auf der Reitanlage Timm beschränkt sich indes nicht nur auf den Umgang mit Pferden und Ponys. Ein ganzer Zoo tummelt sich auf den Weiden und Wiesen. Dazu gehört zahmes Dam- und Rehwild mit ihrem Nachwuchs oder auch Minikühe, eine drollige und offensichtlich schmackhafte Züchtung. „Die Tiere haben bei uns bis zu ihrem Tod ein tolles Leben“, sagt Jens-Peter Timm, dessen Leidenschaft auch das Jagen ist. Hierfür züchtet er Parson-Russell-Terrier. Das jüngste Mitglied der Hundefamilie, Dolly, ist zehn Wochen alt.

Auf dem Hof leben außerdem Hühner, verschiedene Entenarten, Blässgänse und sogar ein Kranich. Schon zum Inventar gehört Hängebauchschwein Rosalie. Die gutmütige Sau lässt sich gerne im Pferdestall zum Nickerchen nieder.

Wer nicht weiß, wohin mit dem eigenen Nachwuchs während des Reitunterrichts, kann sich sicher sein, dass sich in der Garstedter „Arche Noah“ kein Kind langweilt. Ein Spielplatz ist ebenfalls mitten auf dem Gelände vorhanden.

Dass Pferde, Kühe und alle weiteren Tiere rund um die Uhr versorgt werden müssen, versteht sich von selbst. In der Silvesternacht des Jahres 2012 musste Jens-Peter Timm ein krankes Pferd in eine Tierklinik fahren. Während andere um Mitternacht mit Sekt und Berlinern feierten, saß der Norderstedter Hofbesitzer geduldig in der Notaufnahme. „Aber ich sehe das nicht als Arbeit an. Ich habe mir schon viele Nächte um die Ohren gehauen. Wenn dann am Ende ein Fohlen geboren wurde oder ein Tier nach einem Notfall wieder gesund ist, ist das doch das allerwichtigste.“

Am kommenden Montag stellen wir in der Serie „Sattelfest“ das Scheckponyteam Nord vor.