Beim Norderstedter Drachenfest stimmte alles – es hätte nur etwas windiger sein dürfen

Norderstedt. 750 Quadratmeter Stoff in den Himmel zu hieven – das ist keine Kleinigkeit. In Norderstedt klappte das am Wochenende nur bedingt: Trotz vereinter Kräfte von vielen Helfern blieb die französische Kaffeetasse von Olaf Meissner aus Oldenburg meistens schlaff und zeigte nur wenige Male, was wirklich in ihr steckt: Einer der größten Stoffdrachen Deutschlands hing lustlos in den Seilen. Das war ärgerlich für den Drachenbesitzer, der viel Liebe und auch Geld in sein Hobby steckt. Ein Quadratmeter Drachen kostet immerhin zehn Euro, dazu kommt eine 1000 Meter lange Leine, für die noch einmal mehr als 1000 Euro auf den Tisch gelegt werden müssen.

Aber Menschen, die das Drachensteigen zu ihrem Hobby erkoren haben, wirft das nicht um: Das Wetter ist schließlich unberechenbar, da muss auch ein windarmes Wochenende einkalkuliert und hingenommen werden. Kein Problem. „Wir reisen trotzdem gerne an den Wochenenden quer durch Deutschland, um unsere Drachen zu präsentieren“, sagt Robert Kirsch, 31, aus Berlin.

Am Sonntag wehte zumindest zeitweise ein laues Lüftchen, das reichte, um die Drachen fliegen zu lassen.

Die Drachenbesitzer sind eine verschworene Gemeinschaft. Sie treffen sich, sie pflegen Geselligkeit, geben Tipps weiter und reden über Erlebnisse. Es gibt an nahezu jedem Sonnabend und Sonntag irgendwo in Deutschland ein Drachenfest, etwa 30 davon werden professionell aufgezogen. Und dazu gehört inzwischen auch Norderstedt, wo die Hamburger Agentur Tiedemann Productions für das gesamte Drumherum sorgt: RSH-Bühne, Spiele, Zaubereien und alles, was zu einem gelungenen Familienfest dazugehört. Alles da, nur der Wind nicht. Der lässt sich nicht auf Verträge ein.

Robert Kirsch und seine Freunde lassen sich dadurch nicht aus der Bahn werden. Sie machen das Beste aus der Flaute: Wenn die Drachen nicht aufsteigen, können sich die kleinen und großen Besucher an den vielen Bodenfiguren erfreuen. Überall lugten Figuren über die Büsche, irgendwo stand der Bärenmarkenbär, und Robert Kirsch, Moderator der Veranstaltung, präsentierte eine Art überdimensionierter Krake. Sein Hobby möchte der Elektrotechnik-Projektleiter nicht mehr missen –trotz der nicht unerheblichen Kosten. „Neben Porschefahren dürfte Drachensteigen das nächst teure Hobby sein.“

Angefangen hat er als zehnjähriger Knirps, der sich von seinem Opa zeigen ließ, wie mit Leisten und Papier ein bunter Drachen gebaut werden kann. Schon wenige Jahre später ließ er seine ersten selbst genähten Stoffdrachen in den Himmel steigen.