Das fordern die Leiter der Gymnasien in Norderstedt mit Blick auf die Schulentwicklung

Norderstedt. Die Schulleiter der vier Norderstedter Gymnasien kritisieren den Schulentwicklungsplan, in dem das Beratungsbüro Steria Mummert im Auftrag der Stadt die künftige Schullandschaft in der Stadt bis zum Jahr 2025 darstellt (wir berichteten). Dabei haben sich die Gutachter ausschließlich mit den neun weiterführenden Schulen, neben den vier Gymnasien sind das fünf Gemeinschaftsschulen, befasst. „Alle fünf Zukunfts-Szenarien haben den Ausbau oder die Schaffung von gymnasialen Oberstufen an Gemeinschaftsschulen zum Ziel“, schreiben Carsten Apsel (Lessing-Gymnasium), Gerhard Frische (Gymnasium Harksheide), Heike Schlesselmann (Coppernicus-Gymnasium) und Ursula Hohenstein (Lise-Meitner-Gymnasium) in ihrer Stellungnahme zum Schulentwicklungsplan.

Diese Ausrichtung gehe in die falsche Richtung und lasse sich durch Zahlen nicht belegen. Eine weitere gymnasiale Oberstufe an einer Gemeinschaftsschule, wie von Steria Mummert favorisiert, sei unnötig. Wichtig sei vielmehr, die Gymnasien zu stärken, damit sie den wachsenden Andrang bewältigen können. Dort hätten die Anmeldezahlen in den vergangenen Jahren stärker zugenommen als bei den Gemeinschaftsschulen – ein Trend, der sich fortsetze. So werden im kommenden Schuljahr 57 Prozent der Schüler eines der Gymnasien besuchen, aber „nur“ 43 Prozent eine Gemeinschaftsschule. Noch zum Schuljahr 2008/09 hätten beide Schulform fast gleich auf gelegen.

„Zu beachten ist dabei noch, dass vom kommenden Schuljahr an die Schulartempfehlungen abgeschafft werden. Es ist damit zu rechnen, dass das zu einem weiteren Andrang bei den Gymnasien führen wird“, schreiben die Schulleiter. Das hätten die Gutachter nicht berücksichtigt. Dabei hätte ein Blick nach Hamburg gezeigt, dass der Verzicht auf die Schulartempfehlung in ähnlich wie Norderstedt strukturierten Stadtteilen noch mehr Eltern dazu motiviert, ihre Kinder an einem Gymnasium anzumelden. „Es wird also deutlich, dass mit den Übergangsquoten und den Schülerzahlen der fünften Klassen die Notwendigkeit für einen Ausbau der Oberstufe an der Willy-Brandt-Schule oder gar eine neue Oberstufe an einer anderen Gemeinschaftsschule nicht begründet werden kann“, heißt es in dem Schreiben weiter.

Das werde dadurch untermauert, dass die Willy-Brandt-Gemeinschaftsschule in der Oberstufe nicht so stark ausgelastet sei wie im Gutachten angegeben. Dort wird von vier Parallelklassen und 100 Prozent Auslastung ausgegangen. Aus der Norderstedter Schulstatistik lasse sich aber entnehmen, dass 56 Schüler die Klassenstufe elf, 48 die Stufe zwölf und 35 Schüler die Stufe 13 besucht haben. „Das entspricht einer Zweizügigkeit mit nach oben abnehmenden Schülerzahlen“, schreiben die Gymnasialleiter.

Hinzu komme, dass der Anteil der gymnasial empfohlenen Kinder in den fünften Klassen an den Gemeinschaftsschulen deutlich unter dem angestrebten Drittel liege. Laut städtischer Schulstatistik sind es aktuell 24 an drei Gemeinschaftsschulen. Das entspreche einem Anteil von zehn Prozent der gymnasial empfohlenen Kinder unter den Fünftklässlern. An der Horst-Embacher-Schule und an der bisherigen Regionalschule Friedrichsgabe besuche kein gymnasial empfohlenes Kind die fünfte Klasse.

Die Szenarien haben einen weiteren Mangel, heißt es in dem Schreiben weiter. Das Berufliche Gymnasium Norderstedt sei in den Entwicklungsszenarien nicht berücksichtigt worden, obwohl weit mehr als 400 Schüler die dortige sechszügige gymnasiale Oberstufe besuchen. Berufliche Gymnasien nähmen zunehmend auch Schüler nach dem mittleren Bildungsabschluss aus den Gymnasien auf. Auch die Folgen der Norderstedter Neubaugebiete auf die Schullandschaft bleiben nach Ansicht der Autoren zu vage.

„Aus all dem wird aus unserer Sicht deutlich, dass sich die Stadt als Schulträger weniger Gedanken um die Entwicklung der Oberstufe an Gemeinschaftsschulen machen muss, sondern vielmehr um die Herausforderungen, die schon jetzt – und zukünftig sicherlich noch verstärkt – auf die Gymnasien zukommen“, lautet das Fazit der Pädagogen.