Die Cellistin wurde vom Publikum frenetisch gefeiert

Pronstorf. Hans-Caspar Graf zu Rantzau musste seine Stimme mit Kraft erheben, damit auch die Konzertgäste in der letzten Reihe im Kuhstall den Hausherrn von Gut Pronstorf noch verstehen konnten. Ausverkauft war das erste Konzert des Schleswig-Holstein Musik Festivals auf Gut Pronstorf, schließlich spielte die Cellistin Sol Gabetta mit ihrem langjährigen Klavierpartner Bertrand Chamayou. Ohne Verstärker. Und so gab es auch für den Hausherrn kein Mikrofon.

17 Konzerte hat die 32-jährige Musikerin für das Festival in verschiedenen Projekten erarbeitet, darunter auch ein Familienkonzert am 24. August, ab 16 Uhr im Norderstedter Kulturwerk.

In Pronstorf gestaltete die argentinisch-russisch-französische Cellistin, der das Künstlerporträt des Festivals gewidmet ist, den Auftakt mit Ludwig van Beethovens Sonate für Klavier und Cello in C-Dur, Opus 102, Nr. 1. Sol Gabetta ging die Sonate auf ihrem Cello, das Giovanni Battista Guadagnini 1759 baute, intellektuell an, betont gleichwohl die Romantik und malte die Schnörkel mit Freude am Verzieren aus, die Beethoven besonders im Adagio einfließen ließ.

Nach diesen fast überirdisch auf den Saiten zelebrierten Klängen zickte Gabetta in den beiden Finalsätzen in kurzen Anrissen und mit straffer Bogenführung über die Saiten und gestaltete die raschen Abfolgen von Ruhe und Sturm mit hoher Intensität, während ihr Bertrand Chamayou am Flügel wie stets souverän zur Seite stand.

Mehr Gefühl inszenierte die „Sonne Argentiniens“ in Felix Mendelssohns Sonate für Klavier und Cello in D-Dur, Opus 58. Sie scheint mit ihrem Cello zu verschmelzen, spielt voll Temperament und doch extrem kontrolliert und präzise, mit Seele und Herz statt nur mit Verstand und technischer Perfektion.

Wie verliebt in die Musik Mendelssohns erforscht sie das Werk, entdeckt in den Wiederholungen immer wieder neue Wendungen und variiert sie minuziös lustvoll aus. Sie gibt dem romantischen Werk die Heiterkeit, die auch der Komponist betonte, arbeitet explizit das Elfen-Motiv heraus, das Mendelssohn auch im „Sommernachtstraum“ schrieb.

Sol Gabetta haucht die Töne mit dem Bogen auf die Saiten wie kleine freche Hüpfer, zupft voll Anmut die Pizzicati, geht mit Demut bei gleichzeitiger Klarheit in den dritten Satz, während Chamayou am Flügel den Choraleffekt ausarbeitet und die geistliche Seite Mendelssohns respektiert. Immer aber stehen beide in sehr harmonischen Kontakt zueinander, wie zwei, die sich eine Geschichte erzählen, die Geschichte der Musik Mendelssohns.