Politiker und Bürger diskutieren bei Einwohnerversammlung über Nachverdichtung

Henstedt-Ulzburg. Der Streit entzündet sich schon an sprachlichen Feinheiten an diesem Donnerstagabend in der Henstedt-Ulzburger Einwohnerversammlung: Dorfkern? Stadtkern? Was denn nun?

Karsten Schwormstede hat es nicht leicht. Sein Planungsbüro heißt „Architektur und Stadtplanung“. Er steht am Rednerpult des aufgeheizten Ratssaals und für einige aufgebrachte Bürger außerdem unter Generalverdacht. Reden soll er über die Innenentwicklung der Gemeinde Henstedt-Ulzburg. Wo kann sinnvollerweise noch dichter gebaut werden? Das will das Büro ermitteln. Falls die Verwaltung denn den Auftrag dazu erteilt. „Mittendrin ist in. Kurze Wege machen Schule“, steht auf seinen Folien.

Das Grundproblem bei der ganzen Sache: Die Gemeinde hat beschlossen, eher im Innenraum dichter bauen zu wollen, als an den Rändern Henstedt-Ulzburgs auf der grünen Wiese. Andererseits hat sich die große Mehrheit der Bürger auch dafür ausgesprochen, dass ihre Heimat ein Dorf bleibt – und eben keine Stadt mit verdichteter Bebauung wird. Schwormstede weiß das. Er erklärt geduldig. Nur einmal redet er von Stadtentwicklung – er verbessert sich schnell. Der Begriff Dorf kommt deutlich besser an bei einem großen Teil der rund 50 anwesenden Bürger.

Vorher bereits hat Horst Ostwald (SPD) die Ergebnisse des Umwelt- und Planungsausschusses erläutert. Die Grundidee: Alle B-Pläne kommen demnächst auf den Prüfstand. Die Gemeinde will die Bürger einbinden, offen mit ihnen darüber diskutieren, ob, wo und wie zukünftig nachverdichtet werden soll. Angefangen wird mit dem Kronskamp. Das Ringen um die dortigen Bauvorhaben und B-Pläne soll zum Pilotprojekt werden.

Dort hat sich der Streit über die Ortsentwicklung Henstedt-Ulzburgs einst entzündet. Nachbarn protestierten gegen einen geplanten Neubau des Hesebeck-Erbens Bernd Langbehn. Mittlerweile geht es ums große Ganze, mit dem Bauvorhaben Langbehns beschäftigen sich die Anwälte. Für das Pilotprojekt Kronskamp soll in einem ersten Schritt der gesamte B-Plan verändert werden. Künftig wird es eine verbindliche maximale Gebäudehöhe für das gesamte Planungsgebiet geben. Weiter werden die Baugrenzen überarbeitet, die Grundflächenzahl neu festgelegt. Außerdem wird geprüft, ob die Straße verbreitert werden und die Mindestzahl an Stellplätzen erhöht werden kann.

Auch die Informationspolitik soll besser werden. Alle Grundstückseigentümer aus den betroffenen Gebieten werden künftig per Brief angeschrieben. Eventuell wird diese Maßnahme sogar auf alle Anwohner ausgeweitet. Auf eigens einberufenen Versammlungen wird dann der Entwurf der Politik für einen neuen Bebauungsplan mit den Bürgern diskutiert. Das Ergebnis wird dem zuständigen Ausschuss zur Beratung vorgelegt.

Wie viel Gestaltungsmacht gibt diese Regelung den Bürgern aber? Die Angst, von der Politik übergangen zu werden, ist im Raum spürbar. Ebenso wie die Angst, ein teures, möglicherweise doch nicht so neutrales Planungsbüro anzuheuern.

Bisweilen geht es hoch her. Bürgermeister Stefan Bauer muss schlichten. Er macht eindringlich klar: „Wir als Verwaltung können die notwendige Analyse nicht leisten.“ Das Planungsbüro werde gebraucht, solle aber Dienstleister sein. Entscheiden werde die Politik. Mit den Bürgern. Dafür wolle er sorgen. Letztendlich, sagt er, müssten alle gemeinsam entscheiden: „Quo vadis Henstedt-Ulzburg?“