Der Tag X steht unmittelbar bevor. Überall in unserem Ort, unserem Landkreis, unserem Land bereitet man das WM-Finale akribisch vor, arbeitet man Checklisten ab:

Getränke? Knabberzeug? Sitzmöbel? Sicherheitsfanatiker testen Erst-, Zweit- und Drittfernseher auf Funktionstüchtigkeit, um bei jähem Gerätetod sofort Ersatzmaterial in die Bresche schieben zu können – wir haben gelernt, dass bei Spielen der deutschen Mannschaft zehn Minuten Bildausfall unter Umständen zum Verpassen von vier Toren führt. Wir wollen nichts von diesem Finale verpassen. Ohne uns funktioniert das gar nicht.

Wir sind der 24. Mann in Jogis Team, und von den anderen 23 ist ja auch jeder wichtig. Gerade die, die bislang noch gar keine Minute auf dem Spielfeld gestanden haben. Das sind fünf Spieler. Jogis Spezialkräfte, jeder mit besonderer Funktion. Matthias Ginter lutscht alle herumliegenden Eiswürfel aus Mertes Eistonne weg, damit niemand darauf ausrutscht und sich verletzt. Roman Weidenfeller ist der einzige Mitspieler, der alt genug ist, um sich an Miro Kloses frühe Tore zu erinnern – das baut unseren Rekordknipser ungemein auf. Kevin Großkreutz gilt ohnehin als Hoffnungsträger für alle, deren Erzieher ihnen immer einzutrichtern versuchen, dass man ohne Manieren nichts wird. Erik Durm ist wichtig, weil, auf irgendwen muss Großkreutz doch mal ungestraft eine Pizza werfen dürfen. Und Ron-Robert Zieler wird benötigt, weil Phillip Lahm sonst an keinen Lichtschalter kommt. Wir lernen daraus: Niemand ist so randständig, dass wir ihn nicht benötigen.

Anpfiff Finale, bitte.