Das wissen die ADAC-Stauberater nur zu gut und versuchen, den Autofahrern zu helfen

Großenaspe. Der nächste Stau kommt bestimmt. Das weiß Hauke Nohns aus Gettorf (Kreis Rendsburg-Eckernförde) wie jeder andere, der auf der Autobahn 7 unterwegs ist. Aber Nohns kennt die Staus auf der A7 noch ein bisschen besser als diejenigen, die nur im Auto unterwegs sind. Nohns ist Stauberater des ADAC. Jeden Freitagnachmittag und jeden Sonnabend ist er auf der A7 mit seinem gelben Motorrad unterwegs. Er schaut, wie sich der Verkehr entwickelt und organisiert für liegengebliebene Fahrzeuge auch schon einmal Hilfe. Gibt es einen Stau, fährt er zum Beispiel die kleinen Parkplätze an und gibt den Autofahrern – ob Mitglieder des ADAC oder nicht, ist egal – Ratschläge, was zu tun ist. „Ich will die Leute informieren, die noch nicht im Stau stehen“, sagt Nohns. Er weiß, dass Information alles ist. „Es ist heute so: Wenn ich nicht weiß, was vor mir los ist, bin ich hektisch.“

„Es sind oft die kleinen Sachen, die Stresssituationen entschärfen.“

Nohns will mit seiner Arbeit dafür sorgen, dass die Menschen sich beruhigen, dass sie wissen, was vor ihnen auf der Autobahn passiert und was sie tun können. Das sorgt auch für Sicherheit im Straßenverkehr, dessen ist er sich bewusst. Und so gibt es Tipps, die gerne angenommen werden: Manchmal reicht eine längere Rast, damit die Autofahrer sich nicht am Ende in den Stau einreihen müssen, anderen rät er zu einer neuen Route. Wenn dann der Stau nicht mehr zu vermeiden ist, hat Nohns noch etwas anderes in den Koffern seines Motorrads mit dabei: Karten, Wasser und Spielzeug. Nohns und sein Kollege Bernd Bossen, der ebenfalls als Stauberater auf dem Motorrad auf der A7 unterwegs ist, helfen gestressten Eltern so auch einmal mit einem Malbuch, auf dem die Kinder dann unter anderem die „Gelben Engel“ des ADAC in Aktion anmalen können. „Es sind oft die kleinen Sachen, die Stresssituationen entschärfen“, sagt Nohns.

Der Ausbau der A 7 bedeute zunächst einmal mehr Belastung als Entlastung

Dass die beiden Stauberater auf dem Motorrad gemeinsam auf der Autobahn 7 unterwegs sind, ist in diesem Jahr neu. Die Zahl der mobilen Stauberater wurde verdoppelt, bisher war immer nur einer unterwegs. Hans-Jürgen Feldhusen, Vorstandsmitglied des ADAC Schleswig-Holstein, erklärt, warum: „Wir haben auf der A7 selbst im Alltag Höchstbelastungen erreicht, die in der Ferienzeit noch getoppt werden.“ Bald werde das dann noch schlimmer, denn der sechsstreifige Ausbau der A7 bedeute zunächst einmal mehr Belastung als Entlastung, die am Ende dabei rauskommen soll. Und derzeit reiche gerade im Urlaubsverkehr bereits ein liegengebliebenes Auto oder ein kleiner Unfall, damit es zum Stau kommt. Wie in den vergangenen Jahren gibt es deswegen neben den mobilen Stauberatern, die den Verkehr beobachten und die Autofahrer beraten, auch eine stationäre Stauberatung in Brokenlande.

Dort steht Alfred Schöning. Bei ihm laufen am Freitag zwischen 13 und 18 und am Sonnabend zwischen 8 und 18 Uhr die Fäden zusammen. Er hält sich immer auf dem Laufenden und weiß, was auf den Straßen los ist. Er ist seit 16 Jahren dabei und in seinen Augen ist die Reisevorbereitung die halbe Miete: „Bei der Planung fängt der Urlaub an.“ Da dies nicht alle Urlauber bedenken, muss er immer wieder helfen. Manchmal reichen Wasser oder Spielzeug, manchmal muss aber auch Streit zwischen Fahrer und Beifahrer geschlichtet werden. Schöning fühlt sich zuweilen wie ein Psychologe, meistens muss er aber mit seinen Karten aushelfen und alternative Routen aufzeigen. „Trotz Navi wird viel gefragt“, sagt er. Manche glaubten dem Gerät nicht und fragen nach, andere landeten trotz Navi beispielsweise auf der Fahrt aus dem Süden nach Berlin auf einmal in Brokenlande. „Man hat hier von allem etwas, die Arbeit ist interessant und macht Spaß“, sagt Schöning. Er war früher beim ADAC angestellt und macht die Arbeit jetzt als Renter nebenbei.

In den Motorradklamotten und unter dem Helm kann es richtig warm werden

Spaß hat auch Hauke Nohns – auch wenn es in den Motorradklamotten und unter dem Helm richtig warm werden kann. Er freut sich, wenn er helfen kann, und der Stau kommt bestimmt. Denn selbst wenn man dem Rat von Hans-Jürgen Feldhusen folgt, vielleicht mit dem Vermieter eine untypische Anreisezeit ausmacht und dann antizyklisch fährt: „Keiner kann sich gegen einen Unfall oder Liegenbleiber wappnen. Man sollte auch daran denken, dass eine halbe Stunde im Stau mit laufender Klimaanlage auch Benzin kostet“, sagt Feldhusen. Denn wird das Benzin alle, bleibt wieder ein Wagen liegen und schon kommt der nächste Stau. Und den will der ADAC mit seinen Stauberatern ja gerade vermeiden.