Der Ferienbeginn in Schleswig-Holstein bildet in Tateinheit mit den multiplen Baustellen-Engpässen rund um Hamburg und der Errungenschaft TV-fähiger Smartphones den Auftakt für einen aufsehenerregenden Rekordversuch:

Das längste Public Viewing der Menschheitsgeschichte.

Wer am Freitag gleich nach Schulschluss die Kinder einsammelt und sich mit urlaubsklar gepackter Familienkutsche Höhe Bordesholm gen Süden einfädelt, sieht am Sonnabend das Spiel um die WM-Platzierung drei voraussichtlich auf Höhe der Ausfahrt Großenaspe. Wenn dann alles gut läuft, dürfte bis zum Finale am Sonntag der Baustellenbereich auf der Langenfelder Brücke erreicht werden. Man kann sich kaum ein stimmungsvolleres Gemeinschaftserlebnis vorstellen, als zusammen mit seinen Lieben und tausenden Gleichgesinnter den deutschen WM-Triumph zu verfolgen. Alles in Sichtweite der HSV-Spielstätte am Volkspark – was Väter von kleinen Fußballspielern für einen erzieherischen Hinweis nutzen können: „Wenn du immer brav trainierst, darfst du später vielleicht auch mit Jogi nach Brasilien. Andernfalls musst du da drüben spielen.“

Bevor Ihr Nachwuchs darauf kommt, dass so ein Lebenslauf immer noch leichter zu ertragen wäre als das garstige Geschick, möglicherweise für Werder Bremen kicken zu müssen, sind die Ferien vorbei und Sie fahren wieder heim. Dafür müssen Sie bloß an der Ausfahrt Hamburg-Heimfeld abfahren und wenden. Falls die mal wieder gesperrt ist, fällt für die Kleinen das nächste Schuljahr aus und Sie werden sich einen neuen Job suchen müssen.