Das ist ein Ergebnis der ZukunftsWerkStadt, die nun in die zweite Phase gehen soll

Norderstedt. Die Zukunft kommt in kleinen Schritten. Das ist eine wesentliche Erkenntnis der Norderstedter, die bei der „ZukunftsWerkStadt“ mitgemacht haben und weiter am Ball bleiben wollen. Gemeinsam mit der Verwaltung und den Stadtwerken wollen sie erreichen, dass Norderstedt bis 2040 klimaneutral wird – es soll nur so viel CO2 in die Luft gepustet werden wie auch gebunden wird. Dieses Ziel hat dem Bundesforschungsministerium so gut gefallen, dass die Behörde der Stadt 250.000 Euro Fördergeld bewilligt hat.

Wofür wurden die Fördermittel eingesetzt, und war das sinnvoll? Das sind Fragen, auf die die Antworten unterschiedlich ausfallen. Es gibt durchaus kritische Stimmen, die der Stadt vorwerfen, das Geld falsch und wenig effizient eingesetzt zu haben. „Die Bürger, die sich in den Arbeitsgruppen ehrenamtlich für den Klimaschutz engagiert haben, haben nicht profitiert. Die Fördersumme ist nicht in die von den Arbeitskreisen initiierten Projekte geflossen, sondern für organisatorische Dinge draufgegenagen und an die Stadtwerke geflossen“, sagt Hans-Jürgen Oltrogge, der lange intensiv mitgearbeitet hat und vor allem die Energiewende in Norderstedt voranbringen wollte, dann aber frustriert das Handtuch geschmissen hat. Er wirft der Stadt vor, Steuergeld verschwendet zu haben.

Herbert Brüning, Leiter des Amtes Nachhaltiges Norderstedt und Verantwortlich für die ZukunftsWerkStadt, hält dagegen: „Das Ministerium hat uns die Mittel mit einer Zweckbindung zur Verfügung gestellt.“ Mit einem Teil der Summe sollte die Bürgerbeteiligung organisiert werden. Dafür hatte die Stadt die externen Spezialisten von „e-fect“ engagiert, die für ihre Arbeit 80.000 Euro bekommen haben. Zum Auftakt kamen, so Brüning 120 Männer und Frauen, später wuchs die Gruppe derer, die Norderstedt auf dem Weg zur „Nullemissionsstadt“ unterstützten wollten, noch.

„Wir mussten Themen identifizieren und uns in Gruppen zusammenfinden. Das ist ohne kompetente Hilfe nicht möglich, man steht da, wie der Ochs vorm Berg“, sagt Cornelia Büchner, die sich in der Arbeitsgruppe ÖPNV engagiert und enorm viel für künftige Projekte gelernt habe. Es sei nie die Rede davon gewesen, dass die Arbeitsgruppen größere Summen bekommen oder gar Profis die Arbeit wegnehmen. Es gehe um ehranamtliches Engagement, Kreativität und Fantasie, um den Klimaschutz zu fördern. So sollten Firmen auf ihrer Homepage, Kulturveranstalter auf den Eintrittskarten die Bus- und Bahnverbindungen aufführen. „Noch besser wäre, wenn die Fahrt im Preis inbegriffen wäre, wie das in Hamburg zum Teil schon Praxis ist“, sagt Cornelia Büchner.

„Ich habe beruflich lange mit Projektmanagement zu tun gehabt und muss sagen: Die Steuerung und Aktivierung von außen ist wichtig“, sagt Wolfgang Meister, der mit seiner Frau Gerda in der Arbeitsgruppe „Stadtgrün“ aktiv ist. „Seit Jahren ist Klimaschutz ein großes Thema in den Medien, und man sollte meinen, der Einsatz dafür ist ein Selbstgänger. Trotzdem ist es sehr schwierig, die Bürger zum Mitmachen zu bringen“, sagt Brüning. Gemeinsam mit e-fect sei es aber gelungen, Methoden wie die Ideenversteigerung zu entwickeln, die die Motivation der Teilnehmer gestärkt habe.

125.000 Euro gingen an die Stadtwerke Norderstedt, die mit dem Geld mehrere Forschungsaufträge erfüllt haben: Mit welcher Technologie lässt sich der Stromverbrauch im Sinn der Energiewende optimal steuern, und welche Eingriffe in ihr Verbrauchsverhalten akzeptieren die Norderstedter? „Auch dieser Einsatz der Fördermittel war vom Ministerium vorgegeben“, sagt Brüning. Mit weiteren 30.000 Euro wurde die personelle Unterstützung der Verwaltung durch eine Mitarbeiterin der Stadtpark Norderstedt GmbH finanziert. „Der Rest ist wieder in die Arbeit der Gruppen und die Bürgerbeteiligung geflossen, um beispielsweise Info-Material zu besorgen, Räume zu mieten, Flyer zu drucken oder Getränke zur Verfügung zu stellen“, sagt Brüning.

Zwar ist die Euphorie der Startphase weitgehend verschwunden, die Zahl der Aktiven geschrumpft, aber: In jedem Fall soll es weiter gehen auf dem zur klimaneutralen Stadt. „Das geht nur in kleinen Schritten und mit viel Geduld“, sagt Meister, der mit seinen sieben Mitstreitern weitere Straßenränder begrünen möchte. „Es ist unglaublich, was man alles bewegt wurde“, sagt Cornelia Büchner, die ebenfalls weitermachen will. Die Stadt hat für die zweite Phase der ZukunftsWerkStadt wieder Geld vom Forschungsministerium beantragt, diesmal 100.000 Euro. „Wir hoffen, dass die Zusage demnächst kommt“, sagt Brüning.