Mit „Guten Tag, ich bin die halbe Stelle“ trat Michael Schirmer 1994 seine Pastorenstelle in der Vicelin-Kirche am Immenhorst in Norderstedt an.

Norderstedt. Das zitierte Karl-Heinrich Melzer, Propst im Kirchenkreis Niendorf-West/Südholstein, jetzt 20 Jahre später beim Abschieds-Gottesdienst für Schirmer vor 250 Zuhörern.

Nach diesen 20 Jahren ist aus Schirmers halber längst eine ganze Stelle geworden. Und noch weitaus mehr. Er hat viele Ämter in der Vicelin-Kirche ausgefüllt, hat viele Projekte auf den guten Weg gebracht, darunter eine Kindertagesstätte nach neustem pädagogischen Wissensstand, den ersten Kinderaltar in der Region, den Förderverein für Kinder- und Jugendarbeit.

Melzer verwies auch auf einen der wichtigsten Verdienste Schirmers: „Du bringst die Bibel zum Klingen, das ist deine Sache.“ Auch der Abschieds-Gottesdienst war mit den Vicelin-Voices unter der Leitung von Schirmers Ehefrau Anette Arhelger und den Tempelrockern von Musik geprägt – und Schirmer tat das, was er am liebsten tut, beten mit Musik – beten und feten, sich einmischen und die Schwachen stärken.

„Vielen hast du ein geistiges Zuhause gegeben, und wir danken dir für deine Unterweisungen in Lebenskunst“, sagte Elke Manschke für den Kirchenvorstand. Schirmers Überzeugung, dass das Leben schön sei, habe vielen Menschen geholfen. Dabei habe der Pastor immer die Religion und die inneren Werte des Menschen sehr ernst genommen.

„Und dass mir keiner heult!“, leitete Michael Schirmer seine Predigt ein. Es ginge ihm so wie das bei der WM geprägte Wort „Gänsehaut-Entzündung“, was eine potenzierte Aufregung vermitteln solle. In der ihm eigenen Art philosophierte Schirmer darüber, wie etwas zustande kommen und was im Leben zählen würde. „Es ist so, dass wir vor Gott immer etwas besser dastehen, als wir es verdient haben“, sagte Schirmer. Und: „Wir alle haben es zu etwas sehr Wertvollem und Schönem gebracht, darauf lässt sich in der Gemeinde weiter bauen, denn wenn der Pastor auch geht, die Gemeinde bleibt.“

Schirmer hat die Messlatte hoch gelegt. Jetzt geht er an die Kulturkirche Altona. Als Interims-Pastorin tritt Julia Rabe demnächst ihr Amt an.