Die Kirche, die architektonisch keine Kirche sein will, wird für 2,9 Millionen Euro saniert und umgebaut

Norderstedt. Das Schalom bleibt, wie es war und ändert sich doch komplett. So in etwa kann man die Planungen für den Umbau zusammenfassen, die nun Realität werden sollen. Die Kirche am Lütjenmoor soll bis Mitte kommenden Jahres für etwa 2,9 Millionen Euro vollständig saniert und erweitert werden.

Eine Kirche im herkömmlichen Sinne wird das Schalom dann weiterhin nicht sein. Das liegt nicht nur daran, dass sie eher wie eine große Veranstaltungshalle wirkt. Von außen deutet nur eine Aufschrift sowie der Fisch als Logo der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Vicelin-Schalom darauf hin, dass es sich hierbei um eine Kirche handelt. Dass das Schalom anders ist, liegt auch an der Architektur. Denn der große (Kirch-)Saal liegt in der Mitte, die anderen Gemeinderäume, aber auch die Kindertagesstätte gehen davon ab.

Ob Kindergarten, Kirchenbüro oder das Büro des Pastors: Durch den Saal, zumindest am Rand, müssen alle. Und das soll vom Prinzip her auch so bleiben. „Dahinter steht ein bestimmtes Gemeindekonzept“, erklärt Pastor Christian Stehr. Dieses Konzept ist auch im Saal selbst verwirklicht, der quadratisch konzipiert wurde und nicht in eine bestimmte Richtung ausgerichtet ist. Jeder sieht jeden, der Pastor ist nicht herausgehoben. Elke Manschke, stellvertretende Vorsitzende des Kirchengemeinderats von Vicelin-Schalom, ergänzt: „Die Kirche ist in ihrer Entstehung mit der Stadtwerdung Norderstedts und dem benachbarten Herold-Center verbunden. Theologisch sollte es keine Pastorenkirche sein, hier sollte sich die Gemeinde begegnen. Wir sind offen für alle.“

Dieses Konzept sei im Gebäude umgesetzt – und deshalb ist das Schalom, das in diesem Jahr 40 Jahre alt wird, ein Denkmal. Elke Manschke: „Die Architektur des Hauses hat den Geist der Zeit in eine Bauhülle gepackt.“ Es war der Geist der 1970er-Jahre, als auch die evangelische Kirche neue Wege gehen wollte. Das Schalom wurde gerne auch „Rote Kapelle“ genannt, immer wieder gab es Streit um die politische Ausrichtung. Geblieben ist davon vor allem das Gebäude und das, was größtenteils fehlt. Weiterhin gibt es keine Orgel, keine Glocke und relativ wenig Symbole. Mittlerweile gibt es ein Kreuz, ein Hungertuch und einen Kerzenständer für Fürbitten. Aber als Altar fungiert ein kleiner verrückbarer Tisch, auch das Pult hat keinen festen Ort. Das soll auch in Zukunft so bleiben.

Ansonsten wird sich im Schalom vieles ändern. Das gesamte Gebäude soll von Grund auf saniert werden. „Die äußere Hülle bleibt erhalten“, fasst Pastor Stehr zusammen. Nach langjährigen Diskussionen sei dafür jetzt aus mehreren Gründen der richtige Zeitpunkt. Zum einen hat die Kirche aufgrund von hohen Steuereinnahmen jetzt relativ viel Geld. Die Gemeinde trägt selbst einen Teil aus Rücklagen, dazu kommen Gelder vom Kirchenkreis, und auch aus Kiel gibt es einen Zuschuss, weil das Schalom ein Denkmal ist. Schließlich gibt es für jeden der 20 neuen Krippenplätze, die in den Räumen entstehen, ebenfalls Zuschüsse. Für das, was dann noch fehlt, werden Kredite aufgenommen, die derzeit billig zu haben sind.

Für Architekt Claus-Cajus Pruin, der mit seinem Büro generalPLAN GmbH, Pruin, Uffelmann Architekten + Stadtplaner die Sanierung begleitet, ist die Aufgabe eine besondere Herausforderung. Die Offenheit sollte erhalten bleiben, gleichzeitig waren aber neue Anforderungen gerade durch die Kindertagesstätte im Gebäude zu erfüllen. „So bekommt die Kita einen trennenden Flur und einen eigenen Eingang. Dann kann die Kita-Leitung entscheiden: Wann öffne ich mich zur Kirche?“, sagt Pruin. Für die offene Jugendarbeit Lichtblick entsteht ein neuer Anbau auf dem Parkplatz, da die Kita mit ihren dann vier Gruppen, zwei davon als Krippe, den heutigen Lichtblick-Platz braucht. Zudem entsteht ein repräsentativer Besprechungsraum, wobei jeweils die Verbindung zum Saal als Zentrale bleibt. Es wird aber die Möglichkeit geben, die Verbindungen zu kappen, gerade auch akustisch“, sagt Pruin. Dies werde eine der größten Aufgaben, denn derzeit ist die Akustik und die Hellhörigkeit in den Räumen eines der größten Probleme. Fertig werden soll das Ganze bis zum Start ins neue Kindergartenjahr im August 2015.

Was passiert bis dahin mit den Angeboten des Schalom? „Die Gemeindearbeit geht ins Vicelin-Haus, das ist groß genug“, antwortet Pastor Stehr. Für den Rest gebe es erste Überlegungen, die noch nicht spruchreif seien. „Wir schauen, was wir mit eigenen Immobilien leisten können“, sagt Elke Manschke. Für die Kirchengemeinde Vicelin-Schalom bleibt es die kommenden Monate spannend. Schließlich wird nach dem Weggang von Michael Schirmer (wird am morgigen Sonntag, 6. Juli, um 15 Uhr im Vicelin-Haus verabschiedet) auch ein neuer Pastor gesucht.