Sie kennen es schon: Da ich diese Kolumne vor dem Frankreich-Spiel schreibe, kann ich also an dieser Stelle noch nicht über das Spiel an sich sprechen.

Ich meine, ich weiß selbstverständlich, wie es ausgeht – fragen Sie mich nicht, woher. Deshalb habe ich auch rechtzeitig eine Wette platziert und bin demnächst Multimillionär… uuups, das wollte ich gar nicht verraten. Macht nichts, Sie lesen so schnell, da flitzt die Info vorbei und ist schon vergessen. Oder benutzen Sie etwa eine Zeitlupe? Dieses Kontrollinstrument hilft beispielsweise bei WM-Fußballspielübertragungen, wenn man etwas noch einmal ganz genau betrachten will: War der Ball wirklich drin, stand der Spieler im Abseits? Die Zeitlupe eröffnet dem Betrachter die Möglichkeit, alles, was in Originalgeschwindigkeit kaum zu erfassen ist, Stück-chen-für-Stück-chen gaaanz laaangsaaam nachzuvollziehen. Streng wissenschaftlich entspricht unsere Sinneswahrnehmung bei eingeschalteter Zeitlupe der Bewusstseinseintrübung nach vier Weizenbieren, weshalb dieses Phänomen auch als „Waldi-Hartmann-Lupe“ bekannt ist. Der Gebrauch birgt Risiken. Exzessiver Zeitlupen-Missbrauch führt zur Sprachverlangsamung, zu abstrusen Formulierungen bis hin zu unverständlichem Kauderwelsch („Béla-Réthy-Syndrom“). Langzeitschäden sind die unvermeidbare Folge, betroffenen Opfern daher künftig andere Erwerbsperspektiven verbaut. Die Erduldung ihrer Kommentatorentätigkeit gilt also als sozialer Akt und karitative Bürgerpflicht. Ton abschalten hilft, alternativ: vier Weizenbiere.