Im WM-Duell am Minikicker ist für das „Team Abendblatt“ gegen Frankreich Endstation

Norderstedt. Aus. Vorbei. Deutschland packt den Kicker ein. Bloß in die Ecke mit allen Fußballutensilien, die Weltmeisterschaft ist seit dem Viertelfinale erledigt. Und Frankreich kostet den 2:0-Triumph genüsslich aus – Aurélie Ruiz Navarro ballt demonstrativ die Faust, dreht spontan eine Jubelrunde auf dem Sportplatz des TuRa Harksheide. Nein, es ist wirklich nicht der Tag für das zuvor ungeschlagene „Team Abendblatt“ in den deutschen Farben.

Tischfußball im Mikro-Format, eine Spielfläche nicht einmal in Armlänge, das sind schon zum Anpfiff augenscheinlich perfekte Rahmenbedingungen für die französische Kontrahentin. Vorsichtige Beschwerden? Zwecklos, der Schiedsrichter lässt nicht mit sich reden. Und so nimmt das Unheil seinen Lauf: Als geübte Tischtennis-Spielerin bei den gerade erst aufgestiegenen ersten TuRa-Damen sowieso fingerfertig, dominiert Aurélie den ersten Durchgang und gewinnt locker mit 7:3, ehe sie im Anschluss einen Rückstand aufholt und mit einem Abstauber zum entscheidenden 7:5 einschiebt.

Ein Treffer ins Mark für das deutsche Selbstbewusstsein, das ja nach dem holprigen Algerien-Auftritt sowieso schon angekratzt ist. Dabei wäre die WM-Bilanz zwischen den beiden Nachbarnationen eigentlich kein Grund für Skepsis gewesen. 1986 (2:0) und 1982 (8:7 nach Elfmeterschießen) siegte Deutschland, das 3:6 von 1958 ist in der heutigen Wahrnehmung sowieso längst verstaubt.

Wenn die Einstellung der Franzosen beim Weltmeisterschafts-Viertelfinale an diesem Freitag im Maracana-Stadion von Rio de Janeiro allerdings genauso stimmt wie bei Aurélie, könnte es ein langer Abend werden vor deutschen TV-Geräten. „Bei der WM in Südafrika haben wir uns noch sehr schlecht benommen, der Spirit war nicht da. Aber in diesem Jahr sind alle richtig stabil, die Spieler nehmen das Turnier ernst“, sagt sie.

Die 24-Jährige, gebürtig aus Bordeaux, ist ein Multitalent. Nicht nur, was „Baby Foot“ betrifft. Vier Sprachen beherrscht Aurélie – neben Französisch auch Englisch, Deutsch und Spanisch. Das ist nützlich. So etwa, als sie 2009 im Zuge ihres Englisch-Studiums ihren Bachelor im englischen Chester schreibt. Für den Master lebt sie im US-Bundesstaat Michigan, besucht das Alma College und verfasst ihre Abschlussarbeit über die Lebensgewohnheiten der indianischen Saginaw-Ureinwohner. In Michigan lernt Aurélie auch ihren Freund Torben kennen – heute leben sie zusammen in Norderstedt.

So manchem Bürger hat sie als Dozentin an der Volkshochschule bereits die französische Sprache beigebracht. Einer von mehreren Jobs – unter anderem arbeitet sie auch für das Kreuzfahrtunternehmen Dreamlines.

Direkt danach kommt fast schon Tischtennis. Das ist Familiensache. Immerhin war ihre Mutter Nicole sogar einmal französische Meisterin, während ihr jüngerer Bruder Romain für die Nationalmannschaft an der Platte steht. Das passende Trikot der „Equipe Tricolore“ hat sich Aurélie deswegen auch für ihren Einsatz am Kicker übergestreift.

Für TuRa Harksheide ist die Tischtennis-Saison mittlerweile vorbei. Wenn es nach Aurélie Ruiz Navarro geht, könnte es gern noch eine Weile dauern, bis auch die französischen Fußballer in die Sommerpause gehen. „Deutschland und Frankreich sind auf einem Level. Die Deutschen werden sich sehr anstrengen müssen“, sagt sie. Zumal der Prestigefaktor hoch ist. „Wir Franzosen sind sehr patriotisch, gerade aus dem Süden. Da übertreiben wir manchmal auch.“ Dann blitzt zum Abschied wieder die Vorfreude durch. Der Sieg am Kicker-„Tischlein“ ist, klar, das beste Omen. „Ich bin total optimistisch für Freitag!“