Am Freitag hatte die WM nach vollbrachter Gruppenphase Halbzeit.

Am ersten spielfreien Tag seit Menschengedenken wurden allerorten die Dinge erledigt, um die sich seit zwei Wochen niemand mehr gekümmert hat – den Hund wieder ins Haus lassen, die Kinder vom Hort abholen, Oma begraben.

In welchem Maße viele von uns ins WM-Paralleluniversum abgedriftet sind, demonstrierten zwei seriös gekleidete Herren am Donnerstagvormittag (Tag des Spieles USA–D) auf dem Parkplatz eines Kaltenkirchener Supermarktes. „Es regnet Bindfäden“, behauptete der eine allen Ernstes – trotz strahlenden Sonnenscheins. Sein Gegenüber legte die Stirn in Dackelfalten, hob den besorgten Blick gen lichtes Blau und seufzte: „Hoffentlich hört es bald auf.“ Gerade noch rechtzeitig vor meinem Anruf bei den Jungs im weißen Kittel begriff ich, dass sich die beiden über das Wetter im brasilianischen Spielort Recife unterhielten. Dort kübelte es an jenem Donnerstag unaufhörlich. Jogi saß völlig durchgeweicht und mit derangierter Frisur am Spielfeldrand, was meine Frau vor dem Fernseher zur trockenen Feststellung bewog: „Doch kein Toupet.“

Die Frisuren machten schlapp, aber der Rasen hielt. Mit dieser Sorte Gras sollte man unbedingt die Oderdeiche bepflanzen, dann halten die vielleicht auch mal. Am rutschigen Geläuf in Recife lag es jedoch nicht, dass Jermaine Jones als personifizierte Abrissbirne für Freund, Feind und Schiri übers Spielfeld flipperte. Schickt den mal jemand zum Sehtest? Zieht man seinen Führerschein ein oder begrenzt seine Fahrerlaubnis wenigstens nur auf Frankfurt? Da fahren nämlich alle so wie Jones spielt.