Seit 1997 wird sie gefordert, jetzt prüft die Stadt die Umsetzung

Norderstedt. „Mehr Sicherheit! Mehr Miteinander! Mehr Ruhe und bessere Luft! Mehr Gelassenheit!“ Darauf können sich die Anwohner der Straßen rund um den Aurikelstieg freuen. Denn die Kommunalpolitik hat beschlossen, dass die Einführung einer Tempo-30-Zone in dem Gebiet mit den Straßen Langer Kamp, Aurikelstieg, Rosenstieg, Nelkenstieg, Richtweg, Dahlienstieg und Lilienweg geprüft werden soll.

Das Zitat vom Beginn dieses Artikels stammt aus einer Broschüre aus dem Jahr 1997, die die Stadt Norderstedt einmal herausgegeben hatte. Schon darin war der beschriebene Bereich für die Ausweisung einer Tempo-30-Zone vorgesehen. Norbert Pranzas von der Fraktion Die Linke in der Stadtvertretung wunderte sich, warum daraus nichts geworden war. „In den letzten Jahren hatten sich auch immer wieder Anwohner für die Zone stark gemacht. Doch passiert ist nichts“, sagt der Stadtvertreter.

Die Argumente für die Einrichtung der Zone sind heute nicht schlechter als 1997 – eher noch besser. „Der Lange Kamp wird ja parallel zur Ulzburger Straße geführt. Autofahrer nutzen ihn gerne mal als Schleichweg, um schneller voranzukommen“, sagt Pranzas. Und durch die Horst-Embacher-Schule im Zentrum des Quartiers dränge sich die Notwendigkeit einer durchgängigen Geschwindigkeitsreduzierung in dem Quartier geradezu auf, sagt Pranzas. „Das ist ein ganz wichtiger Beitrag für die Schulwegsicherung.“ Bei Tempo 50 brauche ein Auto fast 28 Meter, ehe es bei einer Vollbremsung zum Stehen komme. Bei Tempo 30 reduziere sich der Bremsweg auf 13,50 Meter. „Auch Senioren profitieren: Sie müssen die Straße dann nicht mehr im Sprint überqueren“, sagt Pranzas.

Schon jetzt gilt in einigen Bereichen des Quartiers eine Geschwindigkeitsreduzierung. Auf anderen Teilen der Straßen lassen die baulichen Gegebenheiten höhere Geschwindigkeiten als 30 Stundenkilometer gar nicht zu. Es sei denn, man möchte mutwillig andere Verkehrsteilnehmer gefährden. „Besonders für den Radverkehr wäre die Tempo-30-Zone im Langen Kamp und im Aurikelstieg von Vorteil“, sagt Pranzas. „Da sich die teilweise vorhandenen Radwege dort seit Jahren in Auflösung befinden, nutzen inzwischen viele Radfahrer – auch Schülerinnen und Schüler – die Fahrbahn. Das ist zwar ohne weiteres zulässig, führt unter Tempo 50 aber zunehmend zu brenzligen Situationen.“ Außerdem konnte der Teil des Aurikelstiegs zwischen Langer Kamp und Marommer Straße nur deshalb nicht entgegen der Einbahnstraße für Radfahrer freigegeben werden, weil hier zwar eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf Tempo 30 gilt, aber eben keine Tempo-30-Zone vorliegt. „Mit einer echten Verkehrsberuhigung könnte daher auch dem Radverkehr ein großer Dienst erwiesen werden“, sagt Pranzas.

Nicht zuletzt sorge Tempo 30 für eine spürbare Reduzierung des Straßenlärms. „Die Verkehrsexperten rechnen mit einer Abnahme des Lärms um etwa drei Dezibel. Das wirkt auf das menschliche Ohr wie eine Halbierung des Lärms. Fünf Autos mit Tempo 50 sind so laut wie zehn Autos mit Tempo 30“, sagt der linke Stadtvertreter.

Im Ausschuss für Stadtentwicklung und Verkehr brachte Pranzas den Antrag auf Prüfung der Tempo-30-Zone ein. Die Vertreter der übrigen Parteien konnten sich der Idee ohne weitere Diskussionen anschließen. Die Stadtverwaltung wird nun die Möglichkeiten für die Geschwindigkeitsreduzierung prüfen. Ob es eine Tempo-30-Zone oder die Ausweisung von Tempo-30-Strecken werden könnte, ist noch offen. Bis nach der Sommerpause sollen die Ergebnisse dem Ausschuss vorgelegt werden.

Für die Einrichtung einer Tempo-30-Zone reichen wahrscheinlich ein paar Schilder an den Zufahrten. Pranzas: „Bauliche Veränderungen werden wahrscheinlich nicht nötig sein. Man muss die Situation nach der Einführung der Regelung aber im Auge behalten und kontrollieren, ob die Autofahrer sich dran halten. Wenn nicht, könnte man nachsteuern.“