Das „Team Abendblatt“ siegt im Kickern nach zähem Kampf 3:0 gegen „Team USA“

Norderstedt . Die Vereinigten Staaten von Amerika sind groß, die Stadt Pasadena mit etwa 130.000 Einwohnern im Vergleich zu anderen Metropolen nicht unbedingt. Und doch ist es eine historische Stätte. Ausnahmsweise nicht, weil hier gleich fünfmal der Super Bowl, also das Finale der Nationalsportart American Football, stattgefunden hat. Denn als 1994 die Fußball-Weltmeisterschaft zum ersten und bisher einzigen Mal in den USA ausgetragen wurde, war es tatsächlich das Rose Bowl-Stadion in Pasadena, in dem sich Brasilien und Italien vor über 90.000 Zuschauern ein dramatisches Endspiel lieferten, das schließlich im Elfmeterschießen entschieden wurde.

Die WM war damals auch deswegen auf den nordamerikanischen Kontinent vergeben worden, um die Weltsportart Fußball in den USA populärer zu machen. In kleinen Schritten geht es seitdem voran, doch Soccer ist weiterhin nur die Nummer fünf hinter American Football, Baseball, Basketball und Eishockey.

David Contreras, 25, lebt als Berufs-Schlagzeuger in Pasadena, gelegen im Los Angeles County, doch vom Fußball musste er nicht überzeugt werden. Er und seine 19 Jahre alte Schwester Sophia sind in Hamburg geboren, in Norderstedt aufgewachsen und haben hier am Lessing-Gymnasium ihr Abitur gemacht. Ihr Vater stammt aus New York City, die Mutter aus Hamburg-Eimsbüttel. Keine Frage: Sophia und David waren prädestiniert dafür, die USA im dritten Kickerduell gegen das „Team Abendblatt“ in den deutschen Farben zu vertreten.

Dabei berichtet David, dass die Amerikaner – entgegen so mancher Klischees – durchaus eine Bindung zum Fußball aufgebaut haben. Gerade in Zeiten der WM setzt sich die Kultur des Public Viewings in den Großstädten immer mehr durch. „Die Menschen sind patriotisch. Es gefällt ihnen, dass sie die USA beim Fußball unterstützen können gegen andere Länder.“

Was charakteristisch ist: Ein US-Team gibt niemals auf. Je größer die Außenseiterrolle, desto reizvoller ist die Herausforderung. „Es ist für Amerikaner ein No-Go, nicht an ihr Team zu glauben. Die Deutschen sind da vielleicht realistischer“, sagt David.

Was US-Coach Jürgen Klinsmann so manche Kritik aus den Medien einbrachte, als er die Chance seiner Mannschaft auf den WM-Titel als sehr gering einschätzte. Und doch ist der frühere deutsche Nationalspieler längst mehr als bloß ein Übungsleiter aus Europa. Seit 1998 lebt der gebürtige Schwabe im südkalifornischen Huntington Beach, ist nicht nur Trainer, sondern auch technischer Direktor – kurzum: Die Fäden laufen bei ihm zusammen. „Ich habe verschiedene Meinungen über ihn gehört. Einige sind kritisch, weil er einiges umgeschmissen hat“, sagt David. „Aber inzwischen gewinnt er an Unterstützung. Sachen aus Deutschland werden in den Staaten immer als solide anerkannt.“

Ein leichter Gang wird es also kaum an diesem Donnerstag im dritten Gruppenspiel. Bereits das Match am Tischkicker im HSV-Leistungszentrum an der Ulzburger Straße entwickelt sich zu einer zähen Angelegenheit, auch wenn das „Team Abendblatt“ die drei Durchgänge mit 7:5, 7:4 und 10:8 für sich entscheidet. Es ist eine Nuance mehr Abgezocktheit im Torabschluss, die für Deutschland spricht. Gut möglich, dass dies ebenso auf das WM-Duell zutreffen könnte. Sich mit einem Remis zu begnügen, womit ja beide Kontrahenten für das Achtelfinale qualifiziert wären, das wäre keine vertretbare Taktik. David Contreras: „Nur auf ein Unentschieden zu spielen, wäre unamerikanisch“

Wobei die jeweiligen Länder wohl unterschiedlich auf den Ausgang und das generelle weitere Abschneiden reagieren würden. „Ein frühes Ausscheiden wäre für die Amerikaner wohl nicht ganz so traurig wie es für Deutschland wäre.“