Selbst bei einer WM steht nicht immer der Fußball im Vordergrund.

Über Luis Suárez, den uruguayischen Stoßstürmer mit Überbiss, wurden sämtliche weltweit verfügbaren Kübel Häme und Spott entleert – bloß, weil er bei der Arbeit zwischendurch mal einen Happen essen war. Das lief dann auf allen Sendern in Dauerschleife und Zeitlupe. Durchaus konsequent in unserer Zeit, in der man vor jeder Mahlzeit ein Foto davon auf Facebook hochlädt – was das früher obligate Tischgebet als Ritual längst ersetzt hat.

Falls Suárez dauerhaft für seinen Sport gesperrt wird, möchte er sein Haushaltsgeld bei einer der letzten „Wetten, dass“-Folgen verdienen: Bei der Saalwette will er mit verbundenen Augen Italiener am Geschmack erkennen. Man kann nur froh sein, dass Klein-Luis von seiner Mama offenbar nicht allzu streng erzogen wurde. Nein – nicht, weil er den Gegenspieler gebissen hat. Sondern weil er andernfalls beherzigt hätte, was Mütter sonst zu predigen pflegen: „Was man einmal im Mund gehabt hat, muss man auch aufessen!“ Ich wette, das hätten die ebenfalls in Zeitlupe gezeigt und dann wäre die WM gelaufen gewesen.

Das Opfer, Italiens Giorgio Chiellini, ist in der Sache absolut schuldlos, gemäß des ehernen Rechtsgrundsatzes: „Im Zweifel für den Angenagten“. Der Mann kann noch froh sein über die schlechten Manieren seines Peinigers. Man stelle sich vor, der hätte Messer und Gabel benutzt! Besteck brauchte man gestern in den wunderbaren italienischen Restaurants bei uns im Landkreis übrigens auch nicht. Nirgendwo servierte man die Pizza gewohnt kross. Zu viele Tränen im Teig…