Prozess: Pole wollte auf dem Heimweg kein Geld ausgeben

Bad Segeberg. Anfang Januar 2012 beobachtete der Ladendetektiv Thomas B., 49, auf seinem Überwachungsbildschirm den 27-jährigen Filip W. aus Stettin, der bei Kaufland in Bad Segeberg zwei Flaschen teuren Whisky in einer Tasche verschwinden ließ und die Kasse passierte, ohne den Alkohol zu bezahlen. Thomas B. stellte den Dieb, der freiwillig in das Büro des Geschäftes folgte und seine Taschen leerte. Dabei tauchten im Gepäck des Polen neben dem Diebesgut ein Cuttermesser und eine Dose Pfefferspray auf. Aus dem einfachen Diebstahl war damit ein Diebstahl mit Waffen geworden und wurde als solcher angeklagt.

Die Zustellung der Ladung gestaltete sich an den inzwischen wieder nach Polen ausgereisten Angeklagten schwierig, sodass die Gerichtsverhandlung erst jetzt nach mehr als zwei Jahren vor dem Amtsgericht in Bad Segeberg stattfinden konnte. Der Angeklagte bezeichnet den Diebstahl als „blöden Einfall“, den er bereue. An ein ganzes Arsenal von Flaschen mit hochprozentigem Inhalt, den die Polizei unter dem Fahrersitz seines Wagens fand, will sich der Pole nicht mehr erinnern. Richterin Sabine Roggendorf fragt den Angeklagten nach dem Motiv für den Diebstahl. Er sei auf dem Rückweg in seine Heimat gewesen und habe schlicht kein Geld ausgeben wollen, übersetzt die Dolmetscherin die Worte des Angeklagten. Obwohl dieser einige Zeit in Kiel von Renovierungstätigkeiten lebte, spricht und versteht Filip W. kein Deutsch.

Die bei sich geführten Waffen in Form des Messers und des Pfeffersprays habe er auf keinen Fall benutzen wollen, beteuert der Angeklagte. Ladendetektiv Thomas B. hatte denselben Eindruck: Der Angeklagte habe friedlich und kooperativ gewirkt, in keiner Weise angriffslustig. Der Tatbestand des Diebstahls mit Waffen sei schon durch das Mitführen derartiger Gegenstände wie einem Messer erfüllt, erklärt die Richterin, denn die Tat sei dadurch gefährlicher.

Die Juristin hält dem Angeklagten jedoch sein Geständnis zugute und dass er extra aus Stettin angereist ist, um sich diesem Verfahren zu stellen. Auch glaubt ihm die Richterin, dass er die Waffen nicht einsetzen wollte. Daher wird der Mann zu einer Strafe von 700 Euro verurteilt. Viel Geld für ihn, denn in seiner Heimat verdient er umgerechnet nur 300 Euro im Monat.