Friendship Force Norderstedt besteht seit 30 Jahren und hat 107 Austausche mit Nationen in aller Welt organisiert

Norderstedt. Andere Länder und Leute kennenlernen, aber nicht von außen während einer Pauschalreise, sondern eine Zeit direkt in den Familien leben, Freuden und Sorgen miterleben und die Kultur und den Alltag anderer Nationen erkunden. Das ist das Ziel des Vereins Friendship Force. Die Mitglieder des Norderstedter Vereins fahren seit 30 Jahren auf diese Tour durch die Welt und feierten jetzt einen runden Geburtstag im Festsaal am Falkenberg mit Gästen aus Thailand, USA und Australien.

„Wir reisen nicht, wir besuchen“, sagt Sibylle Warmbold, erste Vorsitzende des Norderstedter Kulturträgers. Bei der Feier legte Warmbold viel Wert darauf, die Gründer von Friendship Force Norderstedt zu ehren und freute sich über den Besuch von Heidi Lehnart. „Ohne die ehemaligen Vorstände würde der Verein nicht existieren, und wir profitieren heute sehr von ihrer Arbeit“, sagt Warmbold.

Heidi Lehnart hatte durch ihren Beruf als Fremdsprachen-Korrespondentin die Idee, Friendship Force in Norderstedt zu gründen. 1980 begrüßte die heute 67-Jährige ihre ersten Gäste. „Sie kamen aus den USA und blieben 14 Tage bei uns“, erinnert sich Lehnart. Heute dauern die Besuche meistens eine Woche. Als sie einen Gegenbesuch bei einem Ehepaar in Seoul absolvierte, war sie derart begeistert von der Gastfreundschaft, dass sie 1984 mit Ruth Rieger und Gleichgesinnten den Norderstedter Austausch-Verein gründete.

„Wären wir damals in einem Hotel abgestiegen, hätten wir nur Sightseeing abgehakt, so aber haben wir den koreanischen Alltag mit seinen Attraktionen und dem normalen Tagesablauf intensiv miterleben dürfen“, sagt Lehnart und trifft damit den Kerngedanken von Friendship Force.

Bei ihrer ersten internationalen Friendship Force Konferenz in Rio de Janeiro habe sie dann Austausche mit England und den USA geknüpft. Inzwischen hat der Verein 107 Austausche organisiert. 47-mal besuchten die Norderstedter Mitglieder andere Länder, 60-mal empfingen sie Gäste aus aller Welt in Norderstedt. Mehr als 5020 Menschen haben in dieser Zeit für diese besondere Art der Völkerverständigung geplant, organisiert, gepackt und geputzt, gekocht und gebacken, fotografiert und gefilmt.

„Schon meine Eltern hatten immer Praktikanten aus anderen Ländern zu Haus, ich habe immer in Wohngemeinschaften gelebt, und als meine Kinder zur Schule gingen, war es selbstverständlich, für einige Monate Gast-Schülern anderer Nationen ein Zuhause zu bieten“, sagt Warmbold. Die 64-jährige Physik-Laborantin genießt es, mit den Gästen die eigene Umgebung zu erkunden und sie mit anderen Augen zu sehen. „Gäste zu haben ist immer wie ein halber Urlaub“, sagt Warmbold.

„Wir verstehen uns auch als Botschafter der Stadt Norderstedt“, sagt Renate Rasche, zweite Vorsitzende des Vereins. Der Austausch sei wie ein Virus. „Ich bin begeistert von dieser Art, die Welt kennenzulernen, weil wir am täglichen Leben intensiv teilnehmen können“, sagt Gunnar Kempke. Der 50-jährige Informatiker ist seit 1986 Mitglied und schätzt es vor allem, unterwegs kein Tourist zu sein.

„Wir freuen uns, mit unseren Gastgebern den 30. Geburtstag feiern zu können“, sagt Joan London aus Sydney, zurzeit zu Besuch in Norderstedt und begeistert von den „Farmer Markets“ und vom Aboretum im Stadtpark.

„Es ist sehr interessant zu erfahren, wie die Menschen in anderen Ländern leben“, sagt Nana Napasri Maneewong aus Thailand. Sie ist vor allem überrascht darüber, wie sehr die Menschen in Deutschland nicht nur einander, sondern auch Tiere und Pflanzen respektieren.

„Es sollte eine ganze Gruppe aus Thailand kommen, doch viele wollten wegen der Demonstrationen im eigenen Land ihre Heimat nicht verlassen“, erklärt Rasche die Einzelbesuche. So beeinflusst denn doch manchmal die Politik den guten Gedanken der Freundschaft zwischen den Nationen.