Wirtschaftssenator Frank Horch besucht Jungheinrich in Norderstedt und setzt ein Zeichen für Familienunternehmen

Norderstedt. Senator Frank Horch lässt sich nicht lange bitten. Er schwingt sich in den Sitz des Schubmaststaplers EVP 216, legt die Hand auf den Steuerknüppel und lächelt. „Ganz egal ob Sitzrasenmäher oder Gabelstapler – da hat jeder Mann seine Freunde, ein erhebendes Gefühl, wenn man auf so etwas sitzen darf.“

Horch ist nicht ins Stammwerk der Jungheinrich Ag nach Norderstedt gekommen, um seinen Schubmaststapler-Führerschein zu machen. Hamburgs Wirtschaftssenator besuchte einen der größten Arbeitgeber Norderstedts und der Metropolregion, um ein Zeichen zu setzen. „Familiengeführte Unternehmen wie Jungheinrich zählen zu den Assets Deutschlands im weltweiten Wettbewerb. Es muss alles dafür getan werden, diese Unternehmen zu erhalten.“

Horch lobte die immensen Investitionen der Gesellschafterfamilien Wolf und Lange, die die Geschicke des zu den weltweit größten Gabelstapler- und Lagerlogistik-Herstellern gehörenden Unternehmens seit den 70er-Jahren lenken. Mit Blick auf das Erbschaftssteuerrecht sprach sich Horch für klare Regelungen bei der Verschonung der Betriebsvermögen aus. „Alles andere würde den Grad der Unsicherheit für die Familien-Unternehmen bei ihren Investitionen nur erhöhen. Wir müssen sicherstellen, dass diese Unternehmen das auch in Zukunft leisten können.“

Horchs Gastgeber, Hans-Georg Frey, Vorsitzender des Vorstandes Jungheinrich Ag, und Dr. Oliver Lücke, Leiter des Norderstedter Werkes, hörten das gerne. „Wir können Ihnen versichern, dass wir ein hanseatisches Familien-Unternehmen bleiben werden, mit solider Aktionärsstruktur und solider Geschäftspolitik“, sagt Frey. Was die Investitionen angehe, so habe Jungheinrich in den letzten Jahren allein am Standort in Norderstedt 50 Millionen Euro in den Ausbau der Strukturen gesteckt. 36 Millionen flossen in den Bau des Ersatzteil- und Logistikzentrums in Kaltenkirchen. Für 7 Millionen Euro baue man derzeit auf dem Norderstedter Betriebsgelände ein Schulungszentrum, in dem die 4000 Service-Leute des Konzerns zukünftig das nötige Know-how bekommen sollen. Und am Friedrich-Ebert-Damm wachse gerade die neue Hauptverwaltung des Konzerns, eine Investition von über 25 Millionen Euro. Die Stadt Norderstedt hat gerade mit der Verlegung seines alten Wasserwerkes Friedrichsgabe und eines Kleingartenvereins dafür gesorgt, dass Jungheinrich ausreichend Fläche für die Firmenexpansion zur Verfügung hat. „Doch es ist nicht so, dass wir Platznot hätten und sofort morgen mit dem Bau von neuen Hallen anfangen müssen“, sagt Standort-Chef Oliver Lücke.

Jungheinrich habe mit der Modernisierung seiner Produktionsabläufe für die optimale Ausnutzung der bestehenden Flächen gesorgt. „Derzeit ist es eher so, dass wir in den alten Hallen noch genügend Raum haben, um uns zu vergrößern. Aber es ist für die Zukunft unerlässlich, Flächen in der Reserve zu haben“, sagt Frey. „Was den Grad der Modernisierung bei Jungheinrich angeht, so ist bei uns das älteste Werk weltweit aus dem Jahr 2009.“ Mit moderaten Investments könne Jungheinrich diesen Wettbewerbsvorteil noch über Jahre halten.

Weltweit beschäftigt Jungheinrich derzeit 12.000 Mitarbeiter. In Norderstedt sind es 1250 Männer und Frauen, in der gesamten Metropolregion 2500. Derzeit verlassen im Jahr etwa 33.700 Fahrzeuge das Norderstedter Werk. Elektrische Niederhub- und Hochhubwagen und Schubmaststapler sind die Hauptprodukte, also Fahrzeuge, die zum Beispiel in den Lagern großer Unternehmen zum Einsortieren von Waren in Regalsysteme benutzt werden. Oder vom Personal des Supermarktes, wenn es gilt, Paletten mit Ware in die Regelreihen zu befördern. „Unsere Waren sind ein Indikator für die Entwicklung der Konjunktur“, sagt Hans-Georg Frey. „Spanien, Griechenland, Irland – die Länder, die mit ihren Problemen Schlagzeilen machen, kommen gerade sehr stark. Das zeigt, dass dort die Reformen langsam Wirkung zeigen.“

Jungheinrich ist mit 90 Prozent seines Geschäftes in Europa engagiert. Entsprechend stark war das Unternehmen betroffen, als der Markt in der Finanzkrise sich fast halbierte, wie Frey sagt. „Von über 400.000 Fahrzeugen im Jahr auf etwas über 200.000. Wir haben die Krise allerdings ohne betriebsbedingte Kündigungen gemeistert.“ Der Markt habe bis heute noch nicht den Stand von 2007 erreicht. Aber Jungheinrich habe wieder 2000 Mitarbeiter mehr als während der Krise.

Frey und Lücke führten Senator Horch über eine Stunde durch das Werk. Am Ende zeigte der sich beeindruckt. „Ich habe beim Blick in die Augen der Mitarbeiter gespürt, dass Jungheinrich ein herausragender Arbeitgeber ist, bei dem man gerne arbeitet.“