Die Stadt muss 200 Flüchtlinge unterbringen: Das soll unter anderem in der Gemeinschaftsschule Harksheide geschehen

Norderstedt. 200 Flüchtlinge aus Syrien und anderen Staaten muss die Stadt Norderstedt in diesem Jahr in der Stadt unterbringen. 200 Menschen, vertrieben von Krieg und Gewalt, die schwere Schicksale hinter sich haben und nun im Asyl Deutschland zur Ruhe kommen sollen. Doch die humanitäre Aufgabe wird für die Kommune zur Herausforderung. Seit Monaten sucht die Stadtverwaltung nach Unterbringungsmöglichkeiten. Jetzt hat das Sozialdezernat der Stadt ein umfangreiches Konzept für die kurzfristige und langfristige Unterbringung der Flüchtlinge in Norderstedt vorgelegt. Der Sozialausschuss der Stadtvertretung hat es bereits beschlossen.

Zunächst die Lage: Seit Mai hat Norderstedt 39 Flüchtlinge aufgenommen und in den bestehenden Unterkünften an der Lawaetzstraße, am Buchenweg oder am Kiefernkamp untergebracht. 25 Menschen haben diese Unterkunft bereits wieder verlassen und sind zum Teil privat untergekommen. Die Stadt rechnet im Herbst mit einer großen Welle an Zugängen. 159 Menschen werden dann spätestens erwartet. Nur für maximal 89 bestehen derzeit Möglichkeiten zur Unterbringung. Bleibt also ein Fehlbedarf von etwa 70 Plätzen.

Das Sozialdezernat hat sich für zwei kurzfristig realisierbare neue Unterkünfte in Norderstedt entschieden. Zum einen wird auf der Fläche am Harkshörner Weg neben der Feuerwache Friedrichsgabe ein Containerdorf für etwa 60 Personen aufgebaut. Für die Miete der Container würden 20.500 Euro pro Monat anfallen, für etwa 40.000 Euro müssten die Strom- und Wasseranschlüsse gelegt werden. Die Stadt rechnet damit, dass das provisorische Dorf in frühestens zehn Monaten stehen kann.

Die zweite Flüchtlingsunterkunft soll in den leer werdenden Räumen der Gemeinschaftsschule Harksheide entstehen. Im Unter- und Erdgeschoss der Schulgebäude lassen sich Wohnungen für ebenfalls bis zu 60 Personen einrichten. Die größeren Räume wie das Lehrerzimmer und die Klassenzimmer, aber auch die Lehrküche müssten in zwei Räume unterteilt werden. Die Umbaukosten belaufen sich auf etwa 202.000 Euro. Zusätzlich müssten Wasch- und Duschcontainer aufgestellt werden, die mit einer monatlichen Miete von 3000 Euro zu Buche schlagen. 13 Monate würde die Realisierung dieses Projektes benötigen, schätzt die Stadt.

Die Kosten für diese kurzfristigen Maßnahmen kann die Stadt zum großen Teil über das Asylbewerberleistungsgesetz refinanzieren. Sie können aus baurechtlichen Gründen aber auch nur für zwei Jahre bewilligt werden. Langfristig plant die Stadt Norderstedt deshalb auf der Fläche neben der ehemaligen Feuerwache an der Segeberger Chaussee den Neubau einer Unterkunft für etwa 35 Personen. Das Gebäude soll „nachhaltig und attraktiv“ gestaltet sein und zwischen 1,2 und 1,4 Millionen Euro kosten. Es laufen bereits Gespräche mit möglichen Bauträgern, und die Förderung durch das Land wird geprüft. Die Umsetzung des Neubaus würde mindestens 23 Monate dauern.

Und auch auf der Fläche am Harkshörner Weg möchte die Stadt einen dauerhaften Bau für etwa 60 Personen errichten. Das sei aber frühestens Ende 2016 realisierbar. Ebenso ist bis 2017 geplant, auf der Fläche der jetzigen Unterkunft an der Lawaetzstraße einen Neubau für 60 Personen zu bauen. Die Unterkunft dort ist marode und kann nur noch etwa fünf Jahre bewohnt werden. Vier Jahre können die Häuser am Buchenweg noch Flüchtlinge aufnehmen, dann sollen sie ersatzlos abgerissen werden.

„Uns ist ein dezentrales System der Unterbringung von maximal 60 Personen pro Standort wichtig“, sagt Sozialdezernentin Anette Reinders: „Wer in einer Ausnahmesituation ist, darf nicht noch durch eine schlechte Wohnsituation belastet werden, etwa wenn er zusammengepfercht mit den unterschiedlichsten Menschen leben muss. Das sorgt nur für unnötige Konflikte. Und von Integration kann dann nicht die Rede sein.“ Reinders will keine unansehnlichen Flüchtlings-Ghettos in Norderstedt schaffen, sondern in Komfort und Größe angemessenen Wohnraum für Flüchtlingsfamilien. Jede Unterkunft soll zeitgemäß ausgebaut sein, einen Gemeinschaftsraum, Lager- und Hausmeisterraum sowie ein Besprechungszimmer für die Beratung haben. Außerdem müssen die Nahversorgung und die Anbindung an Busse und Bahnen, Kitas und Schulen passen.

Parallel zum Unterbringungskonzept führt Reinders laufend Gespräche mit der Wohnungswirtschaft, um herkömmlichen Wohnraum für Flüchtlingsfamilien zu finden. „Es wird kein Weg daran vorbeigehen, dass wir einige Wohnungen für die Menschen anmieten müssen“, sagt Reinders. Durch die Suche nach regulärem Wohnraum möchte Reinders vermeiden, dass Flüchtlinge, wie derzeit in Norderstedt üblich, zwischen acht und zehn Jahre in den schlichten Asylunterkünften leben. Wichtig ist der Sozialdezernentin auch eine ausreichende Betreuung der Flüchtlinge. Der Kreis Segeberg will künftig wieder eine Beratung im Rathaus für die Menschen anbieten – allerdings nur für drei Stunden pro Monat. Das ist Norderstedt zu wenig. Die Stadt will eine ständige Betreuung vor Ort in den Unterkünften erreichen, so wie es durch den Träger Diakonie in der Obdachlosenunterkunft am Langenharmer Weg geschieht.

Um die Flüchtlinge wird sich auch der runde Tisch „Willkommen in Norderstedt“ kümmern. In dem ehrenamtlichen Projekt kümmern sich freiwillige Helfer aus Norderstedt um Flüchtlingsfamilien und deren alltägliche Fragen. Außerdem helfen Fachleute, wenn es um Sozialleistungen, Aufenthaltsstatus und andere gesetzliche Regelungen geht.