Martina Fromme öffnet ihren Garten am Mühlenweg in Norderstedt für die Tage der Offenen Gärten am Wochenende

Johann füllt die letzten Kübel mit selbst gewonnener Erde. Kilian hämmert mit Stemmeisen und Pickel auf einen Yton-Block, um eine Vogelbadewanne zu bauen, und Linda probiert die Hängematte aus. Die Dreijährige fühlt sich dabei wie am Strand, denn die Hängematte schwingt quer über eine riesengroße Sandfläche im Garten ihrer Mutter Martina Fromme am Mühlenweg 14f in Norderstedt. „Nischenplätze“ nennt Martina Fromme ihr 600 Quadratmeter großes Garten-Areal, und so wie sie und ihre Kinder, so finden auch Vögel und Insekten ihren Nischenplatz zum Wohlfühlen.

Doch jetzt ist Martina Fromme nervös. Der Bachlauf fließt noch nicht richtig, am Teich ist noch zu viel Folie zu sehen, die Graswege sind noch nicht fertig mit Rasen ausgelegt, und in einigen Ecken, Kanten und Nischen stimmt das Pflanzen- und Blumen-Ensemble noch nicht wie geplant.

Am Sonnabend und Sonntag, 21. und 22. Juni, soll alles fertig sein, denn sie öffnet zum ersten Mal ihren Garten für die Aktion Offene Gärten, die am Wochenende in Schleswig-Holstein, Hamburg und Niedersachsen Tausende von Gartenfreunden in die privaten Gärten und Parks anderer Gartenfreunde treibt. Ziel: Gucken, wie’s die anderen treiben, wie und womit sie ihre Gärten gestalten, welche Pflanzen und Blumen miteinander harmonisieren, welche Tricks es für Beet-Arrangements, gegen unliebsame Gäste tierischer und pflanzlicher Art gibt, welche Ideen für den eigenen Garten gut sind.

Ideen-Klau also. Martina Fromme hat damit kein Problem. Im Gegenteil. „Ich gebe gern weiter, was ich erfahren und erprobt habe“, sagt die alleinerziehende Mutter dreier Kinder. „Doch wenn Menschen meinen Garten fotografieren, ist es so, als würde ich ein Stück von mir hergeben, und ich werde wohl darum bitten, keine Fotos zu machen“, sagt die leidenschaftliche Gärtnerin.

Hier findet jeder, was er braucht, und das macht einen Nischengarten aus

Ihre zwei jüngsten Kinder Linda und Kilian, der 21-jährige Sohn Jonas studiert in Bremen Ingenieurswesen, wuseln vergnügt durch die grüne Oase und haben ihre eigene Refugien, ein Baumhaus, ein Spielhaus mit Kochnische, die Sandfläche mit echtem Strandsand, Hängematten und allem, was Kind zum Burgenbauen und Sandkuchenbacken braucht.

Dazu gehören auch Naschecken, beispielsweise mit Erdbeeren. Oder mit Brokkoli, der inmitten von Lavendel wächst.

„Ich stand vor der Entscheidung, ob ich meine Kinder ständig ermahnen soll, keinen Sand aus der Sandkiste zu tragen, oder ob ich gleich eine große Strandsand-Fläche baue, die farblich zudem ein helles Element in den Garten bringt“, sagt Martina Fromme. Sie entschied sich für den Strand und – kaum ein Krümel Sand verirrt sich in ihren Garten.

„In diesem Garten findet jeder, was er braucht, und das macht einen Nischengarten aus“, sagt Martina Fromme. Ihr ist es wichtig, mit den Jahreszeiten zu arbeiten, und zwar langsam und dabei die Zeit zu entschleunigen. „Wer einen harmonischen Garten möchte, sollte ihn über die Jahreszeiten nach seinen Wünschen, aber vor allem nach den Entwicklungsstadien der Pflanzen entwickeln“, sagt Fromme und zeigt begeistert auf eine Laube aus Weidenbüschen, die sie in nur zwei Jahren zu einer Sitzecke ausgebaut hat.

Ihre Leidenschaft ist es auch, bedrohte Pflanzen wieder zu kultivieren

„Dieser Garten mit dem Teich, den Spiel-Refugien, den Staudenbeeten und Waldrand-Milieus ist mein ganz privates Gehege“, sagt sie. Hier tankt sie Kraft für die Kinder, für ihren Alltag, ihren Beruf, der zugleich ihre große Leidenschaft Garten ist. „Wenn die Gartenpflege zur Last wird, habe ich etwas falsch gemacht“, sagt Fromme.

Ihre Leidenschaft ist es auch, bedrohte Pflanzen, die in der roten Liste verzeichnet sind, wieder zu kultivieren, beispielsweise das Salomonsiegel. Gleichwohl sie auf einen naturbelassenen Garten setzt, räumt Martina Fromme damit auf, dass diese Gärten pflegeleicht sind: „Ein natürlicher Garten muss perfekt strukturiert werden, Stauden dürfen beispielsweise nicht ineinander wuchern, weil sie sich dann gegenseitig behindern.“ Es sei aber sinnlos, gegen die Natur zu gärtnern. Der Trick sei beispielsweise die geschickte Kombination von Stauden, damit der Garten zu jeder Zeit auch ein visuelles Erlebnis sei und nicht nur für drei Wochen im Sommer.

„Ein Garten sollte durch alle Jahreszeiten ein Erlebnis sein“, sagt Fromme. Deshalb wandert angeblicher Gartenabfall bei ihr auch selten in die Biotonne. „Abgestorbene Zweige oder große Blätter sind sehr dekorativ, eignen sich zum Basteln von kleinen Kunstwerken bis zur Hecke mit geflochtenen Zweigen, es gibt keinen Müll im Garten“, sagt Fromme.

Der Garten „Nischenplätze“ von Martina Fromme bietet Staudenbeete, Naschpfade, Weidenlauben, Baumhaus, Sandspielplatz, Teichmilieu, Funkiensammlung, Holz und Stein und Mitmach-Baustellen zum Entdecken und Experimentieren. Am Sonnabend und Sonntag, 21. und 22. Juni, ist der Garten am Mühlenweg 14f in Norderstedt von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Am 31. Oktober lädt Martina Fromme von 17 bis 20.30 Uhr zum Gartenfunkeln ein. Die Adressen und Profile aller offenen Gärten in Schleswig-Holstein und Hamburg gibt es unter www.offenergarten.de im Internet.