Norderstedterin findet Wurst mit Rasierklingen im Stadtteil Garstedt und rettet Barney in letzter Sekunde

Norderstedt . Ihren vollständigen Namen will Kristin R. nicht in der Zeitung lesen. Auch ein Foto, das sie mit ihrem Hund zeigt, soll nicht veröffentlicht werden. Kristin R. hat Angst. Wer einen Hund schwer verletzen will, schreckt möglicherweise nicht davor zurück, auch Menschen anzugreifen, fürchtet die Norderstedterin. Aber die Geschichte will sie erzählen, wie ein Unbekannter versucht hat, ihren quirligen Havaneser-Rüden Barney mit einem präparierten Köder zu töten. In letzter Sekunde hat Kristin R. ihren kleinen Liebling gerettet.

Kristin R. war gewarnt. Bereits seit Tagen kursieren im sozialen Netzwerk Facebook Warnungen vor Giftködern, die ein Hundehasser im Stadtpark und an anderen Plätzen in der Stadt ausgelegt haben soll. Deshalb beobachtet sie den einjährigen Barney jedes Mal sehr aufmerksam, wenn er beim Gassi gehen etwas entdeckt, was ihm schmecken könnte.

„In letzter Sekunde konnte ich ihm die Wurst aus dem Maul nehmen“

Frauchen und Barney waren am Mittwoch gegen 14 Uhr am Buschweg unterwegs, als Barney an der Ecke zur Straße Im Knick besonders aufmerksam zu schnuppern begann. „Er hatte schon haps gemacht“, sagt Kristin R., die ihren Barney sofort anschrie. „In letzter Sekunde konnte ich ihm die Wurst aus dem Maul nehmen“, berichtet die Norderstedterin. Sie habe vermutet, dass es sich um einen präparierten Köder handelte, sagte sie dem Hamburger Abendblatt.

Als Kristin R. die Kabanossi vorsichtig untersuchte, entdeckte sie darin zwei kleinen Rasierklingen. „Sehr scharf, zwei Zentimeter lang, drei Millimeter breit“ – so beschreibt sie die Metallstücke, die der Täter in die Wurst geschoben hatte, sodass sie nicht zu sehen waren. Die Wurst lag auf dem Grünstreifen zwischen der Fahrbahn und dem Fußweg. Dort suchte Kristin R. nach weitere Ködern und fand eine weitere Kabanossi, in der sich ebenfalls eine Klinge befand. „Ich war total geschockt“, sagt die 52-Jährige im Gespräch mit dem Abendblatt.

Kristin R. postete sofort ein Foto mit Wurst und Rasierklinge bei Facebook, um weitere Hundebesitzer zu warnen. Außerdem informierte sie die Polizei. Dort wird jetzt wegen „versuchter Sachbeschädigung“ ermittelt. Nach der Meldung suchten mehrere Polizisten die Grünfläche noch einmal ab, konnten aber keine weiteren Würste entdecken.

Die Polizei ist immer wieder mit Hinweisen auf Köder mit Gift oder Rasierklingen konfrontiert, doch selten lassen sich die Ursache für Erkrankungen oder Verletzungen der Tiere eindeutig klären. Dass eine Wurst mit Rasierklinge gefunden wurde, sei ein Novum, hieß es in Ermittlerkreisen.

Im März 2012 hatte ein Unbekannter am Ihlsee in Bad Segeberg versucht, Hunde mit einem Köder zu töten. In einem Stück Wurst befand sich Rattengift. Ähnliche Fälle wurde im Mai 2014 aus Kiel gemeldet.

Die Polizei bittet Hundebesitzer um Vorsicht, da möglicherweise weitere Köder in Norderstedt ausgelegt worden sind. Hinweise auf den Täter nimmt das Revier unter Telefon 040/528060 entgegen.

Stadtpark-Geschäftsführer Kai Jörg Evers hat auch davon gehört, dass im Stadtpark präparierte Köder gefunden worden sein sollen. Konkrete Nachfragen hätten jedoch bislang zu keinem Ergebnis geführt. Dennoch hätten sämtliche Mitarbeiter nach den ersten Warnungen bei Facebook vom Dienstag den Park nach verdächtigen Gegenständen abgesucht, jedoch ohne Erfolg.

Im Stadtpark gelten für Hundebesitzer strenge Regeln

„Wir halten die Augen offen“, sagt Evers. „Alle Mitarbeiter sind sensibilisiert.“ Bei ihm sind schon mehrere Anfragen besorgter Hundebesitzer eingegangen. Dass ein Hundehasser ausgerechnet im Stadtpark zuschlage, halte er jedoch für unwahrscheinlich. Dort herrschen strenge Regeln: Wer seinen Hund nicht anleint und den Kot nicht beseitigt, muss mit Strafen rechnen. „Wir kontrollieren das“, sagt Evers. „Eigentlich müssten sich Hundehasser bei uns wohlfühlen.“ Sollten dennoch präparierte Köder gefunden werden, werde der Stadtpark sofort die Öffentlichkeit informieren, sagte Evers.