Wenn in den K.-o.-Runden der Weltmeisterschaft nur noch die besten Teams verblieben sind, dann geht das Turnier erst richtig los, sagen die Experten.

Wir, das gemeine Fan-Volk, erleben das etwas anders. Wir müssen von Anfang an voll da sein und verfallen sozusagen aus dem Stand (meistens: aus dem Fernsehsessel) in die Hochleistungsphase. Denn vor allem in der Vorrunde wird uns am meisten abverlangt – viereinhalb Stunden Spielübertragung täglich. Netto, also noch zuzüglich Hymnen, Halbzeitpausen, Werbeunterbrechungen und Spielanalysen. Nicht wenig davon zu nachtschlafender Zeit.

In China sollen ja bereits drei Menschen gestorben sein, Ursache: Tödliche Erschöpfung wegen WM-Dauerglotzens. Ich vermute ja eher, die sind vor Enttäuschung verblichen, als sie nach einer Woche WM bemerken mussten, dass ihre Mannschaft in Brasilien gar nicht dabei ist.

Uns Deutschen hilft natürlich die Routine. Unsere Jungs sind seit Ewigkeiten bei jedem großen Turnier mit von der Partie, wir Fans demnach auch. Also wissen wir, dass man uninspirierte Kicks wie beispielsweise Russland gegen Südkorea tunlichst von vornherein als Schlafpause einplanen und sich vor allem auch tagsüber Freiräume für Erholungspausen schaffen sollte.

Unsere Wirtschaft brummt so unverschämt gut, das erweckt bei anderen Ländern nur unnötig Neid. Bitte mal alle für ein paar WM-Wochen mit angezogener Handbremse arbeiten. Das ist gut für Ihre Gesundheit – und die Südeuropäer fühlen sich nicht so schrecklich abgehängt. Außer im Fußball, vielleicht. Aber da müssen sie durch. So weit geht unser Mitleid dann doch nicht.