Beim Beachsoccer-Cup im Arriba-Strandbad ging es nicht nur um die Kunst des Kickens

Norderstedt. Fred spürte die leichte Berührung auf seiner rechten Schulter und wusste sofort, was zu tun war. Dramatisch warf der Stürmer die Arme nach oben, sank zu Boden und blickte dabei anklagend in Richtung des japanischen Schiedsrichters. So gesehen im Eröffnungsmatch der Fußball-WM zwischen Brasilien und Kroatien. Die Konsequenz: ein nach Ansicht fast aller Beobachter unberechtigter Elfmeter. Wieder einmal wurden die im Vorfeld propagierte Fairness vorsätzlich missachtet, letztlich hatte der Zweck die Mittel geheiligt.

Sich nach Vorbild abgezockter Profifußballer Vorteile zu erschleichen, das würde den Kickern beim „Beachsoccer Fair Play Cup“ niemals in den Sinn kommen. Der Wettbewerb, veranstaltet von den Stadtwerken Norderstedt und vom Schleswig-Holsteinischen Fußball-Verband (SHFV) und erstmalig ausgetragen im Arriba-Strandbad, basiert auf anderen Grundsätzen. Schiedsrichter kommen hier nicht zum Einsatz, im Zweifelsfall sollen die Sportler alle Konflikte selbst lösen, eventuelle Vergehen eingestehen, nur in besonderen Situationen könnte ein Mediator zum Einsatz kommen. All dies geschieht im Rahmen des europaweit ausgezeichneten Grass-Roots-Projektes „Schleswig-Holstein kickt fair“.

Der SHFV hatte sich mit seiner Ausschreibung an Schulen gerichtet. Diese sollten nicht nur Mädchen- und Jungenteams melden, sondern möglichst auch einen Kreativbeitrag zum Thema „Fair Play“ erarbeiten. Hierfür wurde eine Sonderkategorie ausgelobt, dotiert mit einem Sportartikelgutschein im Wert von 200 Euro.

Zugegeben: Auf ganzer Linie war diese Wertung (noch) kein Erfolg, aber immerhin drei Beiträge gab es. So unter anderem von den „Soccer Girls“ des Lessing-Gymnasiums. Die Mädchen der Fußball-AG hatten einen Kurzfilm produziert und diesen Tim Cassel, Projektleiter von „Schleswig-Holstein kickt fair“, übergeben.

„Es wurden Spielszenen nachgestellt, eben typische Situationen, in denen sich die Frage nach Fair Play stellt“, sagte Vanessa Escalera Beste, die gemeinsam mit Alina Schmidt die Mannschaft betreute. „Das haben die Mädchen ganz alleine in ihren Freistunden gemacht.“

Und die Frage, was eigentlich genau Fair Play definiert, wurde ebenso beantwortet. Etwa von Maike Tiarks. Sie ist nicht nur Regionalliga-Fußballerin beim SV Henstedt-Ulzburg, sondern auch Referendarin für Sport, Mathematik und Physik an der Willy-Brandt-Schule in Norderstedt. Dort leitet sie zudem einmal wöchentlich eine Fußball-AG für Mädchen, wobei für den Beachsoccer-Cup zusätzlich noch flugs eine Jungenmannschaft rekrutiert wurde. „Die AG ist klassen- und jahrgangsübergreifend. Und alle opfern dafür ihre Mittagspause.“ Frühere Konkurrenzgedanken zwischen den Schülerinnen haben sich längst erledigt, so Maike Tiarks. „Der Fußball hilft ungemein und führt zu einem besseren Gemeinschaftsgefühl.“

Da ist es dann auch nicht so wichtig, wer letztlich Erster wird. Denn die spontane Entscheidung des Jungenteams der Ida-Ehre-Schule aus Hamburg-Harvestehude, ihren Sieg an das Lessing-Gymnasium abzutreten, passte ganz zum Gedanken der Veranstaltung. „Die Jungs hatten ein paar ältere Siebtklässler dabei. Sie haben dann gesagt, wenn sie Erster werden, treten sie den Platz an die zweitbeste Mannschaft ab“, sagte Eddy Münch. „Eine tolle Idee. Und die hatten sie selbst, das kam nicht von einem Lehrer. Genau darum geht es beim Fair Play.“