Endlich. Endlich geht die WM auch für die Deutschen richtig los.

Während Jogi Löw ein bewährter Stab von Helfern zur Verfügung steht und er bloß darauf aufpassen muss, keinen seiner Jungs im Hotel zu vergessen (man stelle sich mal die peinliche Stadiondurchsage kurz vor Anpfiff vor: „Der kleine Philipp möchte aus dem Bällebad abgeholt werden…“), müssen wir uns um alles selbst kümmern: Getränke, Grillgut, Knabberzeug, Deko und Lärmwerkzeuge. Zwischendurch kurz noch mal zur Arbeit und Anwesenheit simulieren, bevor man sich in der Mittagspause abseilt, um stressfrei vor Spielbeginn den persönlichen Schau-Platz zu erreichen. Ab 16 Uhr beginnt die ansteigende Anspannung, alle Außengeräusche zu dämpfen. Arztpraxen, Einkaufszentren und Fußgängerzonen veröden, und für Blockbuster-Regisseure böte sich die einmalige Gelegenheit, die hiesigen Innenstädte als Kulisse für Endzeit-Epen zu nutzen, die nach endgültiger Ausrottung der Menschheit spielen – ohne absperren zu müssen. Spätestens um 17.30 Uhr sitzt alles vor den Glotzen, ab 18 Uhr Anstoßzeit sind eigentlich nicht mal mehr Pinkelpausen erlaubt. Herzinfarkte und ähnliche Notfälle sind strikt verboten – Krankenwagen kämen erst wieder in der Halbzeitpause ab 18.45 Uhr, jedoch nur für eine Viertelstunde, danach ruht der Verkehr erneut. Fußball-Ignoranten nutzen die Chance und erobern die brachliegenden Straßen, indem sie ihre Picknickutensilien beispielsweise auf dem neuen Kreisverkehr am Ochsenzoll ausbreiten. Allerdings nur bis 19.45 Uhr: Dann kommt der Auto-Corso.