Der Schauspieler Werner Cartano aus Norderstedt blickt auf ein reiches Leben zurück, genießt seine glückliche Ehe und seine Erinnerungen

Norderstedt. Paul Verhoeven, Schwiegervater von Senta Berger, sagte zum ihm: „Es ist traurig, dass ich Sie nicht früher getroffen habe.“ Mit ihm hat Werner Cartano den Film „Comenius“ gedreht. Und mit Inge Meysel 1986 „Vertrauen gegen Vertrauen“. Mit Heidi Kabel in einigen Folgen der Serie „Erbin sein dagegen sehr“. Werner Cartano war Dr. Puls.

Auch mit Gerlinde Locker, Hans Söhnker, Theo Lingen und Klaus Höhne stand er auf der Bühne, drehte Kino- und TV-Filme. Mit der legendären Ida Ehre spielte der Norderstedter an den Hamburger Kammerspielen. Mehr als 40 Jahre war Cartano als freier Schauspieler an dem Hamburger Theater verpflichtet. Erinnerungen. An eine Zeit, als sein Leben bunt war. Am Sonnabend, 14. Juni, wird Werner Cartano 85 Jahre alt.

Er ist fit und genießt sein Leben. Morgens einige Gymnastik-Übungen. Mit Schwung nimmt er die Treppe in sein Arbeitszimmer. Seine Fotowand ist sein Stolz, denn sie erzählt von seinen Erfolgen. In den Regalen stehen mehr als 150 Langspielplatten mit den Hörspielen, die er gesprochen hat. Seine markant sonore Stimme war stark gefragt. Später wurden die Hörspiele auf Musik-Kassetten, dann auf CDs eingespielt.

Seit einigen Jahren ist es ruhig geworden um Werner Cartano. Er hat sich vom Trubel seines Berufs zurück gezogen. „Ich wollte nicht mehr“, sagt der Frauen-Schwarm, doch seine graublauen Augen leuchten, als gelte es, die nächste Rolle zu erobern. Und die Frauen gleich dazu. Ein Spiel, denn Werner Cartano ist seit 45 Jahren glücklich mit Ehefrau Gerlinde verheiratet. „Das sind jetzt die schönsten Jahre meines Lebens“, sagt der Jubilar. Diese lange Zeit der Ehe ist eine Rarität, gerade auch unter Schauspielern. „Wir sind gesund, gehen viel spazieren und erfreuen uns aneinander“, sagt Cartano. Kennengelernt hat sich das Paar, als er 1969 für die Karl-May-Festspiele durch die Segeberger Kalkberg-Arena ritt.

„Schatz, hast du alles?“, fragt sie ihn. Die 71-jährige attraktive Frau umsorgt ihren Ehemann, er umsorgt sie, ein eingespieltes Team. Mit ihr wird er seinen 85. Geburtstag feiern, ganz besinnlich auf der Terrasse, mit einigen Freunden. Denn den Trubel, den mögen die Cartanos nicht, sie haben ihn lange Jahre genießen können. „Viele meiner lieben Kollegen und Freunde sind ohnehin nicht mehr da – so ist es, wenn man 85 Jahre alt wird“, sagt Cartano mit Wehmut.

Cartano hat in mehr als 30 Folgen der Serie Großstadtrevier mitgewirkt

Sie genießen ihr gepflegtes Reihenhaus in Norderstedts Ortsteil Glashütte. 1979 haben sie es gekauft. „Es ist eine ruhige Wohngegend, wir schätzen sie“, sagt Werner Cartano. Ausschlaggebend für den Kauf war auch die direkte Nähe zu Hamburg, zu seinen Drehorten.

Werner Cartano hat in mehr als 30 Folgen der Serie Großstadtrevier mitgewirkt, von 1986 bis 2001. Noch heute schwärmt der Charmeur mit den schlohweißen Haaren und dem gepflegten Schnauzer von der Zusammenarbeit mit Regisseur Jürgen Roland. Er hat unter Regisseur Fritz Umgelder in einer „Traumschiff“-Folge mitgespielt und in vielen „Tatort“-Serien. „Doch wenn ich heute die Tatorte im Fernsehen sehe, erschüttert mich diese Brutalität. Und da wundern sich die Menschen, dass die Welt immer brutaler wird“, sagt Cartano traurig.

Und was war seine aufregendste Zeit? „Als ich aus dem Kriegsgefangenenlager in Frankreich zurück kehrte und endlich wieder auf die Bühne konnte“, sagt er mit leuchtenden Augen. „Ich habe während der Gefangenschaft in Frankreich viele nette Menschen kennengelernt und diesen furchtbaren Krieg gar nicht verstanden“, sagt er heute. Sein erstes Engagement erhielt er am Staatstheater seiner Geburtsstadt Karlsruhe. Weiter ging es an die Bühnen von Tübingen und Baden-Baden, Kiel und Lübeck, nach Hamburg, an die Kammerspiele von Ida Ehre. Und nach nebenan, nach Bad Segeberg. Zweimal, 1969 und 1971, ritt er bei den Karl-May-Festspielen durch die Kalkberg-Arena.

Cartano verabschiedete sich mit dem Drama „Die zwölf Geschworenen“

„Ich habe mich auf der Bühne immer am wohlsten gefühlt“, sagt Cartano. Oft habe er sogar Filmrollen abgelehnt, weil er lieber seine Charakterrollen geben wollte. 2004 war Schluss. Cartano verabschiedete sich mit einer Hauptdarsteller-Rolle in „Die zwölf Geschworenen“ im Altonaer Theater von der Bühne. Nun spielt der Jubilar sich selbst. Alles Gute, Werner Cartano!