Verfahren wird gegen Zahlung von 1200 Euro eingestellt

Kreis Segeberg. So hatte sich Rosemarie F. aus Travenhorst ihre Geburtstagsnachfeier sicherlich nicht vorgestellt: Wie jedes Jahr hatte die 72-Jährige im Januar 2013 zwei Freundinnen eingeladen. Doch aus dem gemütlichen Kaffeetrinken wurde nichts, denn der asiatische Hirtenhund von Rosemarie F. attackierte die beiden Frauen: Zunächst die mit einem Gehwagen eingetroffene K. und anschließend die ihr zu Hilfe eilende E. Auch auf die Hundehalterin selbst reagierte der Hund äußerst aggressiv.

Alle drei Frauen erlitten Riss- und Quetschwunden und mussten im Krankenhaus behandelt werden. Nach den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft riss das 60 Kilo schwere, frei auf dem Grundstück laufende Tier zunächst die Geschädigte K. zu Boden und biss ihr mehrfach in den Kopf und in Arme und Beine.

Hundehalterin Rosemarie F., die sich jetzt wegen fahrlässiger Körperverletzung vor dem Amtsgericht in Bad Segeberg verantworten musste, bestreitet diese Darstellung: Die Hunde seien mit ihr gemeinsam den eintreffenden Gästen entgegengegangen. Ihre Bekannte K. sei gestürzt, und daraufhin habe sich Hund Juri auf sie gestürzt, ein Verhalten, das ihr vollkommen unerklärlich sei. Juri kenne die beiden Frauen und sei in der Vergangenheit sogar manchmal von einer von ihnen versorgt worden, wenn sie und ihr Mann unterwegs gewesen seien. Juri hatte seiner Herrin einen Finger abgebissen, der wieder angenäht werden konnte.

Dennoch verteidigt die Angeklagte das Verhalten des nach dem Vorfall eingeschläferten Hundes. Die beiden Frauen hätten das Grundstück einfach betreten und sich nicht bemerkbar gemacht, betont sie. Das Verhältnis zu den verletzten Frauen ist deutlich abgekühlt, und auch in der Nachbarschaft, eigentlich sogar im gesamten Dorf, stoße sie auf Ablehnung, beklagt sich die Seniorin. Richterin Sabine Roggendorf betont, dass es in dem Dorf vorher bereits vier Zwischenfälle mit Juri gegeben habe: Als Welpe biss der Hund eine Joggerin, zweimal wurden auf dem Grundstück der Angeklagten Besucher gebissen – und auch ein Reh soll Juri gerissen haben.

Immer wieder haben sich Dorfbewohner über den in starkem Maße aggressiv wirkenden Hund beschwert, sodass die Bürgermeisterin sich an das Amt wendete und das Verhalten des Hundes sogar im Mittelpunkt einer Gemeinderatssitzung stand.

Mit dieser Vorgeschichte hätte die Angeklagte vorsichtiger sein müssen, sagt die Richterin. Die Angeklagte zeigt sich allerdings uneinsichtig, weshalb auch eine außerprozessuale Einigung im Wege eines sogenannten Täter-Opfer-Ausgleichs gescheitert war. Bei einem Wesenstest sei Juri kein gesteigertes Aggressionsverhalten nachgewiesen worden, erklärt die 72-jährige Travenhorsterin. Es tue ihr leid, aber sie habe nichts falsch gemacht, so die Hundehaltern.

Die Hundehaftpflichtversicherung von Rosemarie F. zahlte an die Opfer bisher 70.000 Euro, und weiteres Geld wird noch fließen. Daher stimmt Richterin Roggendorf einer Verfahrensbeendigung im Wege der Einstellung gegen Zahlung einer Geldauflage von 1200 Euro zu.