Angesichts der Hysterie um die Fußball-WM regen sich manche Zweifel: So viel Energie, Zeit und Geld für ein flüchtiges Sportereignis aufzuwenden – was haben wir davon? Mit ähnlichen Bedenken stellten notorische Nörgler dereinst auch die Raumfahrtprogramme in Frage. Liebe Leute: Es geht um „allerhögschde“ Visionen. Da weiß man vorher nie, was am Ende dabei herumkommt. Meist sind es Dinge, von denen wir vorher nie gedacht haben, dass wir sie brauchen würden – auf die wir aber dann nicht mehr verzichten wollen. Ohne Raumfahrt keine Teflonpfanne. Okay, da hätte man vielleicht auch für weniger Geld drauf kommen können, aber immerhin. Die Teflonpfanne der Brasilien-WM ist der Freistoß-Schaum. Nach abgepfiffenem Foulspiel zücken die WM-Schiris eine Spraydose und sprühen im regelkonformen Abstand von 9,15 m zum Tatort eine Schaumlinien-Markierung für die Freistoßmauer. Nach 45 Sekunden löst sich der biologisch abbaubare Schaum wieder auf, der Strich ist weg. Das eröffnet auch bei uns ganz neue Geschäftsfelder. Nach der WM wird der Schiri-Schaum in diversen Farbschattierungen an Graffitti-Sprayer verhökert, die damit endlich ganz legal und hemmungslos ihre Kunst an die Wand bringen dürfen. Einsprühen, ein Selfie vor dem Werk schießen, 45 Sekunden vorbei und der Nächste, bitte. Am meisten jedoch werden hierzulande die Fußgänger vom Schiri-Schaum profitieren. Sie wollen eine verkehrsreiche Straße überqueren, aber es gibt weit und breit keine Ampel? Spray raus, Zebrastreifen auf den Asphalt sprühen, Straßenseite wechseln. Danke, liebe Fussball-WM.