Heute Abend: Eröffnungsspiel Brasilien gegen Kroatien, Anstoßzeit 22 Uhr. Der späte Beginn hat nichts mit der Zeitverschiebung zu tun, sondern ist eine noble Geste des Gastgeberlandes an alle norddeutschen Berufspendler.

Denn schon bei der Spielplanerstellung war klar, dass bei WM-Anpfiff wieder eine Elbtunnelröhre gesperrt und der normale „nine to five“-Arbeitnehmer staubedingt erst gegen 21.55 zu Hause sein wird, wenn er mehr als zehn Kilometer Heimweg zu meistern hat. Abgesehen von den Schleichweg-Füchsen, die auch nach 22 Uhr noch in der endlosen Warteschlange vor der Elbfähre Glückstadt–Wischhafen weinend mit dem Ergebnisdienst ihrer „Kicker“-Online-App vorlieb nehmen müssen, weil eine deutsche Fähre nach Fahrplan verkehrt und dieser nicht einfach nach Bedarf verändert wird – wo kämen wir da hin. Hier ist ja nicht Brasilien, wo die Fans, um zu einem Schautraining unserer Nationalmannschaft zu gelangen, den Rio Joao de Tiba überqueren mussten. Dafür steht sonst nur eine Fähre zur Verfügung. Aber die Brasilianer, diese geborenen Improvisationsgenies, hatten sofort zwei Zusatzkähne am Start und das Chaos im Griff. Wenn die unsere Elbfähren managen dürften, bräuchten wir überhaupt keinen Elbtunnel mehr. Die Elbphilharmonie käme ganz weg und für einen Bruchteil ihrer Baukosten entstünde eine riesige Christus-Statue auf dem Süllberg, während am Strand von Oevelgönne knackige Tanga-Mädels die Kerle kirre machen, bis sie aus allen Löchern das „Girl from Ipanema“ pfeifen.

Ach ja, beim Träumen nicht vergessen: Heute Abend ist das Eröffnungsspiel in Brasilien.